Ich mag das nicht

Es gibt Dinge, bei denen ich nur schwer über meinen Schattenspringen kann. Sonderwürstchen bekommen, oder darum bitten, ist mir unangenehm. Andererseits: Mein Gallensteine haben mich jetzt drei Nächste in der selben Woche wach gehalten, und ich verpasse reihenweise Arbeitszeit, weil ich den verlorenen Schlaf ja irgendwann nachholen muss. Und da der OP-Termin erst im März ist, graust es mir vor den nächsten Wochen.

Mein Chef sagte, ich solle halt beim Krankenhaus anrufen, und einen früheren Termin kriegen, so ginge es ja nicht. Offensichtlich bin ich ein Ernstfall. Aber ich gehe halt davon aus, dass die meinen Fall auch so ernst genommen haben, und ihr bestes versucht haben, aber halt, wie sie sagen, vor März keine Zeit haben. Nein, so sei das nicht, und außerdem, es sagt ja immer mal jemand seinen Termin ab, und da könne man dann vielleicht rein rutschen… Ich habe also angerufen, bereit, eine Absage zu kassieren, aber nein: Die Schwester am Telefon hat sich besorgt angehört, wie schlecht es mir ginge, und mich auf eine Liste von eiligen Fällen getan, die man im Falle, das was frei wird, anruft. Es gibt sie also doch, die Abkürzungen und Tricks für die Warteschlange! Enttäuscht bin ich vom System ja nun schon ein wenig, auch wenn diese Trickserei hier einmal für mich arbeiten sollte, denn normalerweise hätte ich da nie angerufen und gebettelt.

Weil die OP aber wie gesagt ohne ein letztes Pre-Op Gespräch nicht passieren kann, haben wir den auch gleich nach vorne gezogen, da gehe ich dann Montag hin. Bis es los geht, muss ich halt sehr vorsichtig essen, um die Galle nicht unnötig zu stimulieren. Gekochte Kartoffeln und Gemüse sind noch erlaubt, Curry inzwischen nicht mehr, bei Kaffee und starken Tee bin ich seit dieser Woche auch vorsichtig. Es ist auch nicht wert, viel zu experimentieren, denn jedes mal wenn ich falsch liege, liege ich 5-8 Stunden mit Schmerzen wach und futtere Voltaren Tabletten in mich hinein. Von denen muss ich mir Montag auch Nachschub bestellen …

Krankenhaustermin

Nachdem ich diese Woche schon den zweiten Gallenstein hatte, und wieder nach einer Nacht voller Schmerzen einen Tag Arbeit ausfallen lassen musste, habe ich beim Krankenhaus angerufen, um zu fragen, wann sie mir denn meinen OP-Termin geben wollten.

Die nette Dame am Telefon schaute in meine Akte, und sagte, es sei zwar viel los (wie immer also), aber im März sei noch etwas frei. Nachdem wir Kollisionen mit meiner Reise nach Finnland vermieden haben, hat sie mir den 15. März zugesichert, meinte dann aber, ich müsste wegen meiner Eigenerklärung noch einmal vorbei kommen, und mit einem Anästhesisten über meine Medikamente sprechen, weil ich da Epilepsie angekreuzt habe. Das hatte ich eigentlich schon beim letzten Besuch mit dem Chirurgen besprochen, aber der ist kein Anästhesist, deshalb war das ungültig, und ich muss Ende Februar noch einmal antanzen, um zum hundertsten Mal jemandem meine Krankengeschichte der letzten Jahre zu erzählen, obwohl das alles viel genauer in meinem Journal steht. Ich nehme an, diese Vorschriften sind aus einer Zeit, als die Digitalisierung noch nicht Einzug genommen hatte.

Sie schickt mir dann noch einen Brief, sagt sie.  So recht glauben mag ich es ja noch nicht, aber ich glaube, die Sache hat nach über einem Jahr dann doch bald ein Ende. Dass ich dafür selber beim Krankenhaus anrufen musste, weil sich sonst nichts getan hätte, bestätigt mal wieder alle meine Vorurteile über die norwegische Effizienz.

Während ich so den Tag über im Bett lag, um den verlorenen Schlaf der letzten Nacht aufzuholen, hat die Baustelle nebenan damit begonnen, die Felsen auf dem Baugrundstück zu sprengen. Alles hat gebebt, und an lange Perioden von Schlaf war nicht zu denken. Immerhin haben sie keine Stahlpfeiler mehr in die Erde getrieben, das ewige Gerüttele ist hoffentlich erst einmal vorbei.

Woche 50: Tempus Fugit

Am Dienstag war ich beim Zahnarzt, denn mir war ja passend zur Weihnachtszeit ein Stück Backenzahn abgebrochen. Da mein vorheriger Zahnarzt wohl nicht mehr praktiziert, sondern laut Sprechstundenhilfe in die Lehre gegangen ist, habe ich einen neuen bekommen. Der kannte mich nicht, und hat entsprechend erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht, so mit Panorama-Röntgenbild, und von allem einmal die Geschichte aufnehmen. Da hatte ich viel zu erklären, denn mein Panorama ist ja ein kompliziertes Bauwerk aus Implantaten, Brücken, Kronen und Wurzelfüllungen aller möglicher Herkunft. Eigentlich mögen Zahnärzte das nicht gerne sehen, wenn die Patienten Doc-Hopping machen, weil die dann mit unbekannten Dingen aus Osteuropa kommen, aber meine USA Behandlungen hat er gelobt, auch wenn ich mich nicht mehr bei allen erinnern konnte, wann die denn gemacht sind.

Ich mag den neuen Zahnarzt. glaube, so richtig wusste ich, dass ich hier beim richtigen bin, als er auf meine Bemerkung das meine letzte OP von Anfang 2016 nicht zwei, sondern bald drei Jahre her ist, mit “Tempus Fugit” antwortete. Lateiner findet man in Norwegen eigentlich kaum, und ich denke mal, dass er da nicht das Raumschiff von Valerian meinte.

Es zeigte sich dann, dass mir nichts aus einem Zahn gebrochen war, sondern eine Krone auf dem Backenzahn gesplittert ist. Die kann man ersetzen, aber ich hatte ja für Mittwoch das Weihnachtsessen mit der Firma auf dem Kalender, und er hatte auch nicht so viel Zeit mehr vor den Feiertagen, deshalb machen wir das erst im Januar. Es schmerzt ja nicht, und bleibt kein Essen drin stecken, oder so.

Das Weihnachtsessen hat der Zahn prima überstanden, war sehr lecker, besonders die Pilzsuppe, die ich zur Vorspeise hatte, davon hätte ich noch nach nehmen können, ehrlich gesagt.

Donnerstag hatte ich Nasenbluten, kombiniert mit Erkältung, das ist überhaupt keine tolle Kombination. Und der ansonsten wohl erzogene Kater hat zum ersten Mal seit er hier wohnt etwas von einer Anhöhe herunter geschubst, ich hatte meine Lieblingstasse auf der Fensterbank stehen lassen:

Samstag habe ich den Plätzchenteig verbraucht, den ich eigentlich für die Aktion “Bau deine Stadt aus Lebkuchen” bekommen hatte, bei der ich dann aber den Abgabetermin verpasst habe. Vor der Reise nach Deutschland kriege ich die nicht mehr weg, ich hoffe, die halten sich eine Weile.

Woche 49: Wir warten aufs Christkind

Jetzt ist es doch schon bald Weihnachten. Der erste Schnee ist letzte Woche gefallen, und inzwischen auch schon wieder zu Eis auf den Straßen geworden.

mde

Rufus war nur mäßig begeistert. Ich habe auch noch niemanden gefunden, der sich um ihn kümmert in der Woche, wo ich in Deutschland bin, muss mich mal überwinden und die Nachbarn fragen. Eigentlich wollte ich das dieses Wochenende tun.

Die Weihnachtsdeko von meiner Mama habe ich aufgehängt, dieses Jahr an einem Fenster, an dem ich täglich ein Dutzend Mal vorbei gehe, und mich daran erfreue.

dav

Was ich dieses Wochenende noch tun wollte: Backen. Die Bibliothek organisiert jedes Jahr eine “Back deine Stadt aus Lebkuchen” Aktion, zu der es gratis Lebkuchenteig gab. Den habe ich mir zwar abgeholt, aber jetzt steht er im Kühlschrank, Abgabetermin für die Bauwerke war schon Freitag früh, das habe ich total verschwitzt. Mal sehen, ein Wochenende kommt ja noch.

Überraschend hat die Firma dann doch noch ein Weihnachtsessen arrangiert, am Mittwoch, und ich habe mal wieder nichts anzuziehen. In meiner Größe finde ich einfach nirgendwo in diesem Land eine Hose, die bei meinen kurzen Beinen über die dicken Radfahrer-Waden passt. Ich war schon drauf und dran, im Internet zu bestellen, aber die Seite auf der ich da war, lieferte nicht nach Norwegen. Ich muss wohl in Deutschland mal schauen, ob es nicht da etwas gibt. Seufz. Manchmal möchte ich einfach nur ganz normal proportioniert sein, oder wenigstens das, was die Bekleidungsindustrie für normal hält. 5 Zentimeter längere Beine würden schon reichen.

Zur allgemeinen Unglücklichkeit kam dann heute noch dazu, dass mir ein Stück vom Backenzahn abgebrochen ist. Vor Zahnärzten fürchte ich mich ja sehr, die sind immer so vorwurfsvoll, wenn man drei Jahre nicht bei ihnen war, dass einem die Lust vergeht, noch einmal wieder zu kommen. Und sie finden immer etwas teures, das gemacht werden muss. Aber jetzt komme ich nicht drum herum, morgen muss da angerufen werden, und hoffentlich klappt das vor Weihnachten noch.

Das Krankenhaus hat sich immer noch nicht gemeldet, weder für eine Neuansetzung meines EKG, noch für die Gallenblasen-OP. In solchen Momenten vermisse ich Kalifornien dann doch.

 

Woche 46: Schmerz lass nach

Meine Gallensteine haben sich in der vergangenen Woche mal so richtig ausgetobt. Vier Anfälle in einer Woche ist Rekord, und letzte Nacht war der schlimmste Fall seit je.

Ein normaler Ablauf sieht so aus, dass ich irgendwas falsches gegessen habe, und Abends zum schlafen gehen merke, dass ich schmerzen im Bereich des oberen Bauchs habe. Dann nehme ich 50 mg Voltaren, mache mir eine Wärmflasche, und nach maximal zwei Stunden schlafe ich trotz Schmerzen ein,  wonach ich dann morgens zwar schmerzfrei bin, aber auch total übermüdet. An dieser Stelle bin ich dann dankbar für meinen Job, wo ich keine Krankmeldung brauche, um den Wcker abzustellen und durchzuschlafen, bis ich wieder brauchbar bin. Entsprechend wenig habe ich diese Woche auf der Arbeit geschafft.

Gestern war anders: Die Schmerzen waren viel stärker, das Voltaren ist zusammen mit meinem kompletten Mageninhalt nicht unten geblieben, und mein Nest aus Wärmflaschen brachte keine Linderung. Im Gegenteil, zu den Magenschmerzen gesellten sich auch noch Rückenschmerzen. Nachdem da drei Stunden ohne Änderung nicht besser wurde, habe ich in der Notaufnahme (Legevakten) angerufen, ob die nicht etwas für mich machen können. Der Arzt hat zurückgerufen, und gesagt, ich soll mal noch 2 Tabletten nehmen, und eine halbe Stunde warten, und wenn es davon nicht besser wird, kommen. Habe ich gemacht, und dann zur Ablenkung mein Buch* gelesen. Nach einer halben Stunde war es in der Tat besser, diesmal habe ich die Tabletten aber auch nicht wieder ausgekotzt. Das Buch war dann aber so spannend, und ich so aufgedreht von allem, dass ich es noch zu Ende gelesen habe, und nach insgesamt 5 Stunden habe ich dann prima geschlafen, bis kurz später der Wecker ging.

Eigentlich ist ja seit langem entschieden, dass die Gallenblase raus muss. Ich warte nur noch darauf, dass das Krankenhaus mir einen Termin nennt. Und wie alles im norwegischen Gesundheitswesen zieht sich das hin. Ich sage mal voraus, dass die mir evtl. noch dieses Jahr einen Brief schicken werden, in dem sie mich zu einem OP-Termin im Frühjahr einladen, der dann wegen “unvorhergesehener Umstände” wie Ostern und Sommerferien mehrfach verschoben wird, und ich dann in der zweiten Hälfte von 2019 unter das Messer komme.

Bis dahin werde ich es aushalten müssen, denn mein Arbeitsgeber hat keine Zusatzversicherung für seine Angestellten **, die es erlaubt, eine private Behandlung zu machen, oder in der Warteschlange nach vorne zu kommen. ***

An manchen Tagen wünsche ich mir mein amerikanisches Gesundheits-Paket zurück. Da hätte man mir statt Voltaren gleich Vicodin gegeben, aber bei Opiaten sind die Norweger halt extrem zimperlich.


* “To Say Nothing Of The Dog”

** Ja, auch im sozialistischen Wunderland Norwegen gibt es inzwischen ein Zwei-Klassen Gesundheitssystem.

*** Wir haben hier ein eigenes Wort für diese Wartezeit, “helsekø”, und das ist bei Arbeiterpartei und Linken ein Wahlkampfthema, dass die verkürzt werden muss. Die wählt nur leider niemand mehr.

 

Woche 43: Geburtstagswoche

Diese Woche hatte ich Geburtstag. Eigentlich feiere ich das ja nicht mehr, aber diese Jahr habe ich noch kaum Freunde zu Besuch gehabt, da dachte ich, die Gelegenheit greife ich beim Schopf. Vor einem Monat etwa habe ich also alle norwegischen Freunde eingeladen, aber weil die meisten in Oslo wohnen, und viele kein Auto haben, habe ich fast nicht damit gerechnet, das jemand kommt.

Wir waren am Ende zu fünft, und es war sehr nett. Wir haben wie in alten Zeiten Bluff gespielt, und ein wenig Overcooked, was außer mir niemand kannte, weshalb das sehr chaotisch wurde. Ich liebe dieses Spiel! Ich habe morgens vor der Party noch einen Apfelkuchen gezaubert, den wir mit Vanilleeis gegessen haben, und abends gab es ein Linsengericht (und das übliche “wie, kein Fleisch?”).

Statt wie früher am nächsten Tag hinter jedem Sofa noch eine Pfandflasche zu finden, habe ich diesmal nur die Spülmaschine mit allen meinen kleinen Schüsseln voll gestapelt. Mit dem Alter essen wir wohl alle mehr, und trinken gemäßigter. Schön, dass es wohl allen geschmeckt hat.

Ansonsten diese Woche: Termin für ein EEG am Mittwoch gehabt, um zu bewerten, ob ich meine Medizin weiter nehmen muss. Das Krankenhaus hat mich auf dem Hinweg zu erreichen versucht, aber weil die Person am anderen Ende nur gestammelt hat, und ich die Nummer eh nicht kannte, kam es zu keinem Gespräch. In der Klinik angekommen wurde mir dann erklärt, dass die EEG Abteilung wegen Krankheit geschlossen sei, mein Gespräch mit dem Neurologen eine Stunde später aber doch stattfinden würde. Ich war zum Glück auf Wartezeiten vorbereitet, und habe die Stunde über im Wartezimmer gearbeitet. Pro Tipp: Das Krankenhaus-WLAN ist nicht für größere Software-Updates dimensioniert, die macht man lieber daheim. Da es keine EEG-Resultate zu besprechen gab, war das Gespräch mit dem Neurologen dann nicht sonderlich ergiebig. Es war ein neuer, der mich von meinem vorherigen Arzt übernommen hatte, und so konnten wir wenigstens ein wenig das beliebte Kennenlernspiel machen, wo er mir erzählt, was er aus meinem Journal über mich weiß, und ich das dann korrigiere.

Heute habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Zeitumstellung verpasst. Das liegt an genau zwei Uhren in meinem Haus: Die Uhr am Herd, die man manuell umstellen muss, und mein Wecker am Bett. Das ist eigentlich ein Funkwecker, aber den habe ich in Deutschland gekauft, und er sucht jetzt seit zwanzig Jahren vergeblich nach einem Signal aus Frankfurt. Es gibt einen Trick, wie man ihn manuell einstellen kann, aber dafür muss man natürlich am Abend vor der Zeitumstellung dran denken, und sich erinnern, wie der Trick funktioniert. Die Anleitung habe ich nämlich in den Neunzigern mal in einem Hotel in Brasilien liegen gelassen.

Aktueller Status:

dav

Woche 40: Gift und Galle

Seit Weihnachten plane ich jetzt, etwas gegen meine Gallensteine zu unternehmen. Ich habe an manchen Tagen höllische Schmerzen nach dem Essen, die zu 24 Stunden totaler Untauglichkeit führen, das muss aufhören. Anfangs wusste ich nicht, woran es liegt, hatte aber dank Google halt schon eine gute Ahnung. Ich bin also zum Hausarzt, der sofort die selbe Ahnung hegte, und mich an einen Spezialisten überwiesen hat, um eine Ultraschall Untersuchung zu machen. Nachdem eine Weile ins Land geht, bekommt man dann hier in Norwegen einen Brief mit dem Termin, der in der Regel ein paar Wochen bis Monate in der Zukunft liegt, und irgendwann im April oder Mai hat der Ultraschall Experte mir Bilder von einem ganzen Rudel Gallensteine gezeigt, die nur darauf warten, sich mit dem nächsten fettigeren Essen in meinen Darm zu stürzen. Er hat mir dann zu einer OP geraten, bei der die Gallenblase entfernt wird, etwas anderes sei da nicht zu machen, und die Gallenblase ist auch eher unnötig, kann also weg. Die OP müsse aber von meinem Hausarzt beantragt werden.

Mit dem Ergebnis bin ich also wieder zum Hausarzt, der mir auch zu einer OP riet, und die dann auch beantragen wollte. Die erneute Überweisung, diesmal zum Krankenhaus das die OP durchführen soll, ist im Juni ausgestellt worden, und im Juli bekam ich einen Brief mit Einladung, das ich Ende August doch kommen sollte.

Im August sind in Norwegen natürlich Ferien, das hätte auch den Planern beim Krankenhaus klar sein sollen, deshalb bekam ich dann Mitte August einen Brief in dem stand das “unvorhersehbare Gründe” zu einer Verlegung meines Termins auf Mitte November geführt hätten. Das passierte dann im November noch ein zweites Mal, obwohl gar keine Ferien mehr warne, aber am 3. Oktober hat es geklappt.

Auch wenn man mir mehrfach zugesichert hatte, dass so eine OP eine einfache Angelegenheit ist, und ich höchstwahrscheinlich noch am selben Tag wieder entlassen würde, habe ich für eine Übernachtung gepackt, und mir riesigen Stress gemacht. Dann die Ernüchterung: Ich komme ins Krankenhaus, und ein freundlicher junger Arzt bittet mich in sein Zimmer für eine Konsultation. Das ich mit der Hoffnung zu ihm kam, heute eine OP zu haben, hat ihn verwundert. Es müsse doch erst eine Konsultation stattfinden, und überhaupt, da wäre noch ein Packen Formulare auszufüllen. Das wäre bei jeder OP so.

Ich erzählte dem staunenden Arzt dann, dass sich das mit meiner Erfahrung aus anderen norwegischen Krankenhäusern überhaupt nicht deckt. Bei meiner Hirntumor-OP bin ich direkt in die Chirurgie eingeladen worden, wo es sofort zur Sache ging, und überhaupt, mein Hausarzt hat ja mit mir schon über die Risiken gesprochen, und alles was auf diesem Formular auszufüllen wäre (Medikamente, Allergien, frühere OPs), steht ja in meiner Patientenakte drin. Ja, das wäre wohl richtig so, aber es ist halt Vorschrift, dass der Patient von einem Experten beraten wird, und in diesem Krankenhaus macht man keine OP ohne Formular.

Ich habe mir also noch einmal die Risiken angehört, bestätigt, dass ich die OP immer noch möchte, und das Formular ausgefüllt. Aber warum konnte man mir so ein Formular nicht vorab in der Post schicken? Und warum steht in diesen Briefen nur, wann und wo ich einen Termin habe, aber nicht, wozu der Termin ist?

Ich war dann doch etwas enttäuscht, dass ich immer noch nicht durch bin mit der Prozedur. Bei der Geschwindigkeit, die das Gesundheitswesen hier an den Tag legt, bekomme ich die Einladung zum echten OP-Termin vielleicht noch gerade vor Weihnachten, und mit Glück ist die Gallenblase dann nächstes Jahr irgendwann draußen.

Zu Hause wieder angekommen fand ich im Briefkasten Post vom Krankenhaus: Mein Termin für das EEG am Montag kann aus Gründen (ich schätze mal, Herbstferien) leider nicht eingehalten werden, und ist auf nächsten Monat verlegt…

So viel mal zu dem tollen Gesundheitswesen in Norwegen. Immerhin hat die Sache nichts gekostet, denn ich habe neulich das jährliche Limit von 2500 Kronen (ca. 150 Euro) für Eigenanteile für Arztbesuche und rezeptpflichtige Medizin überschritten, da ist der Rest des Jahres umsonst. Wäre schön, wenn da auch noch die OP mit rein fallen könnte, aber so lang ist das Jahr wohl nicht mehr.

Woche 34: Wiedersehen

Anfang der Woche habe ich mich mit der ehemals besten Freundin und Lieblingskollegin aus meiner Zeit in Oslo getroffen. Sie lebt jetzt mit ihrem Mann in den USA, und wir haben uns zehn Jahre nicht gesehen, also seit bevor ich selber nach Kalifornien gezogen bin.

Zehn Jahre sind eine Menge Zeit, und trotzdem haben wir uns nicht viel zu erzählen gehabt, so unterschiedlich sind unsere Leben. Sie ist inzwischen Mutter von zwei Kindern geworden, die beide dabei waren. Ich arbeite nicht mehr in der Spieleindustrie, bin viel krank gewesen. Es lief also irgendwie auf Unterschiede zwischen USA und Norwegen hinaus, vor allem im Gesundheitswesen, wo ich ja beide Systeme hautnah als Patient erlebt habe.

Dafür, dass wir früher mal so dicke Freunde waren, war es etwas enttäuschend, wie wenig wir noch gemeinsam hatten.

A propos Gesundheitswesen: Das Krankenhaus hat sich gemeldet. Meine eigentlich für Dienstag nächster Woche anstehende OP musste wegen unvorhergesehener Terminschwierigkeiten in den Oktober verlegt werden. Wo ich doch gerade schon damit begonnen hatte, mir Sorgen um den Eingriff zu machen und deshalb schlecht zu schlafen.