50 Prozent geimpft

Nein, nicht ganz Norwegen, aber immerhin ich bin jetzt 50% fertig – habe heute meine erste Dosis Pfizer-Impfstoff bekommen, und bin damit unter den fast 1.3 Millionen, die immerhin sie schon haben.

Aufgrund meiner medizinischen Vorgeschichte meinte mein Hausarzt, es wäre sinnvoll dass ich in die Gruppe der Patienten mit besonderen Vorerkrankungen gehöre: hoher Blutdruck, leichtes Übergewicht und Krebs sind zwar alle nicht mehr akut, aber auch noch nicht so lange her. Deshalb musste ich nicht bis zum Juni warten, sondern kriegte schon Anfang April meine Einladung zu einem Termin, ganz unproblematisch per SMS.

Überhaupt war das ganze sehr unbürokratisch und stressfrei, da muss ich sie mal richtig loben, meine Norweger. Die Hausärzte entscheiden, welcher Patient in welche Gruppe gehört, die Kommune organisiert die Impfungen. Dazu haben sie bei uns eine Messehalle umgebaut, und lauter temporäre Wände eingezimmert, um da Warteräume, Anmeldung und Behandlungszimmer voneinander zu trennen.

Das Messegelände im Norden von Tønsberg hat einen schönen Park, Teiche, und eine Frisbeegolf Anlage. Nächstes Mal schaue ich vorher nach, wo es ein paar schnelle Geocaches in der Umgebung gibt.

Links im Bild sieht man gerade noch die Messehalle. Da würde man die Schlange sehen, wenn es eine gäbe. Ich kam zu früh, und habe einen Spaziergang gemacht, weil gerade Mittagspause für das Personal war, und ich mich in diesem Teil von Tønsberg noch nie umgeguckt habe. Als ich zurück kam, war Betrieb, aber Schlange gab es immer noch keine.

Am Eingang standen sechs Tische mit Personal am Computer, die Anmeldungen entgegen nahmen, drei davon frei. Ich bin sofort dran gekommen, habe mich ausgewiesen, sie hatten mich auf der Liste im Computer, alles klar. Ein Kärtchen gekriegt (nach meinem Impfpass wurde nicht einmal gefragt), und ein Informationsblatt zum Selbststudium. Keinerlei Formular ausgefüllt, keinen Kugelschreiber angefasst, alles lief elektronisch. In einer kleinen Wartesektion kurz hingesetzt, wo ich meine Jacke schon mal ausziehen sollte, damit es später schneller ging. Quasi sofort dran gekommen, in einen Stuhl gesetzt, und ein älterer Herr in Schutzkleidung, der eine Aura von “pensionierter Hausarzt” hatte, gibt mir meinen Piekser, seine jüngere Gehilfin prüft vorher mein Kärtchen, macht am Computer einen zweiten Termin für in 6 Wochen, schreibt ihn mir da drauf, und schickt mich im Anschluss zum Abklingen für 20 Minuten in einen Warteraum mit Blick auf den Ententeich, ehe sie entlassen wurde.

Das Personal war fast durch die Bank weißhaarig, und alle sahen aus als sollten sie pensioniert sein. Ich glaube fast, da haben sie alte Hausärzte reaktiviert. Meiner wusste jedenfalls sofort, was dieses Keppra ist, als er mich nach meinen regelmäßig eingenommenen Medikamenten fragte.

Auch für das Selfie in den sozialen Medien war ausreichend Zeit vorhanden.

Meine lustige Tigermaske hat mal wieder freundliche Kommentare ausgelöst. Am 10. Juni kriege ich meine zweite Dosis, dank funktionierender Digitalisierung kriegte ich auf dem Heimweg schon von der Kommune eine SMS mit der Erinnerung.

Ferien vorbei

Auch der schönste Urlaub geht mal zu Ende. Heute habe ich die Familie auf die Heimreise nach Deutschland verabschiedet, nach zwei Wochen mit vollem Haus (3 Erwachsene, 2 Kinder). Die Waschmaschine macht Überstunden, um die ganze Bettwäsche und Handtücher sauber zu kriegen.

Was ich gelernt habe? Mit zwei Kindern hat man keine ruhige Minute, und meine Hoffnung, endlich mal mit der großen Schwester das TV Serien Backlog abzuarbeiten, musste stark zurück geschraubt werden. Wir haben immerhin die neue Season von Umbrella Academy geschafft.

Den letzten Level von Overcooked haben wir jetzt im dritten Urlaub in Folge probiert, und sind wahrscheinlich in der letzten Phase angekommen, aber wir sind immer noch nicht gut genug (oder hätten noch ein paar Abende gebraucht).

Mit kaputter Spülmaschine kann man als einzelne Person eine Weile lang leben, aber mit fünfen wird es echt anstrengend, und die Spüle steht ständig voller Geschirr. Das Problem muss gelöst werden, am besten sofort nachdem die kaputte Dusche repariert ist. Mit fünf Personen ohne Dusche ist übrigens auch doof.

Morgen geht die Arbeit wieder los, und pünktlich zum Start hatte ich letzte Nacht den ersten Albtraum, trotz Pandemie ins Büro kommen zu müssen, das in Oslo, wo wir uns mit lauter anderen Startups einen Co-Working Space teilen. Ich glaube aber eher nicht, dass es dazu kommt. Das FHI hat gerade erst wieder betont, dass so weit wie möglich vom Home Office gebraucht werden muss, und in Stoßzeiten der öffentliche Nahverkehr nicht strapaziert werden soll. Außerdem kriegen wir jetzt vielleicht doch noch zumindest eine Empfehlung für das Tragen von Masken, wenn auch wohl keine Pflicht.

Pendeln ist asozial

Heute war ich im Büro, was bedeutet, dass ich mich mal wieder dem Zugverkehr aussetzen musste. Auf der Hinreise habe ich verpennt, ein Ticket zu lösen, ehe ich in den Zug eingestiegen bin, aber dank App kann man das ja noch schnell lösen, ehe die Schaffnerin kommt. Dachte ich. Aber wie ich da sass, und das Ticket bezahlen wollt, sagt mir das Teil, dass der Zug leider überfüllt ist, und es keine Tickets mehr zu kaufen gibt. Probieren sie doch bitte einen späteren Zug. Na, das hört man ja sicher gerne, wenn man morgens zu einem Termin will, und ich habe dann in Panik ein späteres Ticket gelöst, welches die App sich dann aber vor der Stichzeit eine halbe Stunde später anzuzeigen weigert. Zum Glück hat es dann aber niemand sehen wollen.

Auf der Heimfahrt dann ein schon bekanntes Muster:  Der Zug um 16:15 fällt aus, wegen Unregelmässigkeiten in der Nähe von Skøyen. Da ist glaube ich vor mehreren Tagen die Oberleitung runtergefallen. Der Folgezug eine halbe Stunde später hatte 15 Minuten Verspätung, das ist der Express, der nicht an den schlimmsten Pendelbahnhöfen hält, dafür aber grottige Wagen hat, ohne Tische, an denen man arbeiten könnte. Wenn man denn überhaupt einen Sitzplatz kriegen könnte, in einem Zug, der doppelt beladen ist, wil sein Vorläufer ja eben ausgefallen ist.

Nach der Hälfte der Fahrt konnte ich sitzen, und mir gegenüber sassen zwei ältere Herren, offenbar Pendler aus Oslo, die sich über die Verspätung ärgerten, und den Schaffner dazu zur Rede stellten. Als wenn Schaffner irgendeine Macht hätten, daran etwas zu ändern, aber immerhin konnte er erklären, warum das alles so schlimm ist, jahrzehntelange Misswirtschaft bei der Instandsetzung in allen Sektoren: Gleise, Signale, Züge, die jeder ein eigenes Subunternehmen sind, und dem Verkehrsministerium unterestehen, dass seit dren Regierungseintritt von der FrP geführt wird, die eine passionierte Autofahrerpartei ist. Das ist seit letzter Woche endlich vorbei, denn die Rechten habenn sich aud der Regierungskoalition zurückgezogen – wahrscheinlich weil sie ihre Asylpolitik nicht repräsentiert sehen, genau verstanden habe ich es auch nicht, aber heilfroh bin ich. Norwegische Politik halt.

So hat es mit dem Wocheneinkauf im Dorf noch bis nach 19 Uhr gedauert, um endlich zu Hause zu sein. Zum Essen machen bin ich gerade zu kaputt, ich futtere Käsebrote, obwohl ich eigentlich Tacos geplant hatte, mit dem restlichen Reis von gestern. Der hält sich aber hoffentlich noch einen Tag.

Treffend fand ich die Aussage von einem der alten Herren: Diese Verspätungen machen einem das Sozialleben kaputt. Genau so fühle ich das auch, statt schön zu kochen und noch etwas zu spielen, oder mal bei den Freunden rein zu schauen werde ich mir jetzt nur noch eine Folge Fernsehen reinziehen.

Entdeckung des Tages: Die leckeren veganen Beyond Burger gibt es jetzt auch beim REMA im Dorf, nicht nur in der Stadt.

Bücherspenden

Seit diesem Sommer hat unsere Insel ja jetzt auch so eine kleine Bücherei, wo man seine gebrauchten Bücher einstellen und sich ein neues nehmen kann, wenn man was findet. Wie die Bücherschränke in Deutschland auch sind die Dinger voll mit Krimis und ehemaligen Bestsellern (immerhin weniger Simmel und Konsalik).

Foto meines örtlichen Bücherschranks.

Ich habe immer noch mehrere Umzugskisten voller Bücher, die nicht in meine Regale gepasst haben, und das sind, milde gesagt, auch nicht meine Lieblingsbücher, die ich unbedingt noch einmal lesen will. Aber ich werfe ja nicht gerne Bücher weg, also spende ich seit einer Weile jede Woche ein paar, wenn ich meinen Abendspaziergang mache, hauptsächlich Science Fiction und Bestseller aus den 90er Jahren. Ich freue mich immer, wenn sie verschwinden, denn es ist ja besser, das das Buch jemand liest, als dass es bei mir herum steht oder von den Mäusen gefressen wird.

Heute war ich mit meinem John Grisham “The Pelican Brief” unterwegs, als mir ein junger Mann von der Baustelle entgegen kam, mit dem Buch unterm Arm, dass ich am Donnerstag eingestellt habe. Leider hatte der einen zügigen Schritt drauf, und ich habe es nicht geschafft, ihn in ein Gespräch unter Bücherfreunden zu verwickeln. Trotzdem schön, mal zu sehen, wohin meine alten Schätze so wandern. Ich registriere die zwar alle vorher auf Bookcrossing, aber bisher hat leider noch niemand einen Eintrag gemacht.

 

Wahlfänger

Am Wochenende waren in ganz Norwegen Kommunalwahlen. Was ich interessant fand, war die Weise, in der Wahlkampf betrieben wurde: Nicht nur standen auf jedem Marktplatz die Parteien mit ihrem Zelt, um Kaffee und Kuchen (und im Falle der Arbeiterpartei Rosen) an potenzielle Wähler zu verteilen, es gingen auch Leute von Tür zu Tür, um zu mobilisieren, wie ich das bisher nur aus den USA kannte. Ich kann mich allerdings auch nicht erinnern, in Deutschland je an einer Kommunalwahl teilgenommen zu haben, das muss ich jedes Mal wegen Auslandsaufenthalt verpasst haben.

Im Unterschied zu den USA darf ich hier als Immigrant auch an den Lokalwahlen teilnehmen, ohne einen norwegischen Pass zu haben. Ich wurde sogar speziell umworben, mit einem Brief, der betonte, dass in den letzten Jahren die Wahlbeteiligung unter Einwohnern mit Migrationshintergrund stetig gestiegen sei, und ich doch bitte dazu beitragen solle, dass das so bleibt. Selbstverständlich tue ich das!

Als Naturfreund und Radfahrer war mir schon lange vorher klar, wen ich wählen sollte, ich fühlte mich also gut vorbereitet. Als Erstwähler hätte ich mich trotzdem auch noch über den Modus informieren sollen, denn der unterschied sich doch deutlich von einer Briefwahl zum Bundestag oder Europaparlament.

Wie ich so bin, war ich 15 Minuten vor der Öffnung am Wahllokal, und entsprechend als erster in der Kabine. Wegen all der Leute, die hinter mir warteten, hatte ich leider keine Gelegenheit, den Aushang mit der Anleitung zum wählen zu lesen, der ungeschickt so an die Tür zur Turnhalle der Schule gehängt war, dass ich den Verkehr aufgehalten hätte, wenn ich ihn studieren wollte. Aber wie schwer konnte das schon sein?

In der Wahlkabine zieht man sich einen Wahlzettel passend zur Partei, der man seine Stimme geben will. Und dann kann man auf diesem Zettel noch einzelnen Kandidaten auf der Liste eine persönliche Stimme geben, die sich wohl auf die Sitzvergabe auswirkt? Da ich niemanden von denen kenne, und es so etwas wie abgeordnetenwatch.de in Norwegen offenbar nicht gibt, konnte ich damit nichts anfangen. Den Zettel muss man dann korrekt falten, wobei mir ein Wahlhelfer helfen musste, weil es genau eine Konfiguration gibt, in der die drei Seiten so arrangiert sind, dass man den Parteinamen nicht sieht, und der Stempel drauf gemacht werden kann. Ich gehe also mal davon aus, dass jeder in der Gemeinde weiß, für wen ich gestimmt habe.

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Stolzer Erstwähler

Dann noch eben einen Ausweis vorzeigen (deutscher Reisepass), und Wahlkarte scannen. Das ging nicht, weil der Barcode-Leser nicht funktionierte, oder sie noch nicht raus hatten, wie er funktioniert, weil ich ja immerhin der erste Wähler war. Mit einem Laptop und meiner Personennummer (die ich schon lange auswendig kann) konnte meine Identität und Zulassung zur Wahl aber auch online gecheckt werden. Stempel auf den Wahlzettel, und ab in die Urne.

Die erste Hochrechnung kam 36 Stunden später, am Montag Abend. Es ist total ungewohnt, für eine Partei gestimmt zu haben, die bei der Wahl “gewinnt”, und wahrscheinlich in der Regierung sitzen wird. Kurzfristig sah es sogar so aus, als wenn sie die Fortschrittspartei (FrP) überholt hätten, aber das Endergebnis hat das leider nicht bestätigt. Trotzdem hoch zufrieden.

Da fehlt doch was?

Nach einem langen Einkaufstrip in die Stadt will ich mir etwas gutes tun, und draussen im Park bietet sich mir dieser Anblick:

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Ich hätte das einzelne Stäbchen wohl durchbrechen können, oder mit Fingern essen, aber ich gehe ja niemals ohne mein kleines Bambusbesteck von Patagonia aus dem Haus, das auch ein Paar Essstäbchen enthält, und so habe ich mich nicht zum ersten Mal darüber gefreut, auf alle Eventualitäten vorbereitet gewesen zu sein.

Ansonsten war es auch ein erfolgreicher Trip. Neue Handtücher für das Bad waren im Angebot, und ein paar günstige Schuhe gefunden, um meine ausgetretenen Laufschuhe zu ersetzen. Am Ende hat mich der Busfahrer noch fast sitzen gelassen, und dann angemault, ich solle doch nicht erst winken und schreien, wenn er vorbei gefahren ist, sondern vorher. Schließlich fahren an dieser Haltestelle ganz viele Linien vorbei, und er könne nicht auf Verdacht halten. Natürlich habe ich genau deshalb auch schon vorher gewinkt, aber das hat er halt nicht gesehen. Bei der Freundlichkeit der Busfahrer ist es hier ein sehr großes Spektrum.

Der Keller ist fertig

Nach etwa einem halben Jahr mit Handwerkern ist der Keller heute fertig geworden. Ich hatte da ja, wie schon erzählt, zwei Fälle von Überschwemmung direkt hintereinander.

Die Versicherung hat mir lauter tolle Handwerker geschickt, insbesondere von den Klempnern der Firma Zetlitz war ich schwer beeindruckt. Die Gelegenheit nutzend habe ich die dann auch gleich angeheuert, andere notwendige Arbeiten für mich machen zu lassen, auf eigene Rechnung, so dass das Konto demnächst mal richtig leer geputzt sein wird.

Waschkeller

Im Waschkeller: Nagelneuer Fußbodenbelag, das Leck in der Wand repariert, die Wand neu aufgebaut und isoliert, danach den ganzen Raum frisch tapeziert und gemalt, es sieht aus wie neu.

Als der Klempner meinen alten Warmwassertank sah, hat er gestutzt, das Modell kannte er nicht – es stellte sich heraus, dass der von 1984 war, also vor seiner Geburt. Die Dinger haben eine erwartete Lebenszeit von 20 Jahren, es war also höchste Zeit, dass der ausgetauscht wurde, nicht nur wegen der deutlichen Rostflecken und sicher für heutige Verhältnisse furchtbaren Energieeffizienz. Das neue Teil sieht dagegen aus als könnte es im Science-Labor der USS Discovery stehen. Der Einbau war gratis, weil der Alte sowieso auf Verischerungskosten einmal raus und wieder rein musste, um den Fußboden zu verlegen.

Die Wachmaschine, deren Ablaufschlauch vorher eher behelfsmäßig durch eine hässliche Konstruktion von Plastikrohren hinter dem Wassertank durch in den Ablauf davor geleitet wurde, hat jetzt einen ordentlichen Anschluss, der direkt in ein dafür verlegtes Loch und Rohr im Zementboden verschwindet. Das war der teuerste Teil der Arbeiten, weil dafür mein Fußboden aufgemeißelt werden musste, um ein Rohr von dort bis zum Abfluss zu verlegen.

Bei der Gelegenheit haben sich die beiden hässlichen Kräne an der Wand in eine Mischbatterie mit Becken verwandelt, so dass man auch mal etwas von Hand waschen oder einen Eimer füllen kann.

Das Verlegen des Abflusses an die neue Stelle war Teil der Versicherungsarbeiten, denn vorher lag der nicht nur an einer Stelle, zu der es kein Gefälle gab, sondern lief ab in ein Rohr, von dem das Wasser direkt ins Meer geleitet wurde. Auch dafür ist der Boden aufgemeißelt worden, um ein neues Rohr an meinen Septiktank anzuschließen. Die Umwelt dankt.

Das Rohr ins Meer ist nicht nur inzwischen illegal weil Umweltsauerei, sondern auch kaputt, was zu der ersten Überschwemmung geführt hat. Es kann aber nicht weg, weil es erstens bei den Nachbarn unterm Grundstück verläuft, und zweitens immer noch meine Dusche und Küche bedient. Solange keine Behörde eine Nachbesserung verlangt, muss der Fjord das wohl leider aushalten.

Der zweite Wassereinbruch war durch einen Frostschaden im Rohr zum Gartenkran verursacht. Das Rohr sieht man nicht, weil es im Innern der Wand verlegt ist, wo es einmal um den ganzen Raum herum unter den Fenstern durch verläuft. Da es kein Gefälle hat, und das Ventil beim Warmwassertank angebracht war, konnte man es vor dem Winter quasi nicht entleeren, so dass in der ganzen kalten Wand das Wasser gefroren ist, und das Rohr gesprengt hat.

Der neue Kran (auf meine Kosten installiert, weil die Versicherung nur das Leck im alten Rohr geflickt hat) ist ein speziell für unser Klima entwickelter. Der seltsame Griff trennt den Wassserfluss nicht direkt am Kran ab, sondern 30 Zentimeter weiter oben, im Innern des Zimmers, und lässt dann Luft hinein, so dass sich der frostgefährdete Teil jedes Mal nach Gebrauch selbst entleert. Man muss also nicht raten, wann denn der erste Frost kommen wird, um das Haus winterfest zu machen, das finde ich eine prima Sache.

Den Fußboden im Gästezimmer hat es bei der zweiten Überschwemmung auch erwischt, da habe ich fast die selben Holzplatten wieder bekommen. Die schicke Abschlusskante ist neu, und musste gleich zweimal verlegt werden, weil die Klempner die beim Transport des alten Wassertanks zerkratzt haben. Überhaupt war es ein tolles Hin- und Her zwischen vielen verschiedenen Fachleuten, die alle aufeinander gewartet haben, Sommerferien hatten, oder noch einmal Nacharbeiten machen mussten: Elektriker, Schreiner, Maler und ein halbes Dutzend Klempner.

Sommerferienparadies

Ein Satz, den ich in den vergangenen fünf Jahren oft gehört habe, ist “das muss schön sein, da wohnen zu können, wo andre Leute ihre Ferien machen”. Und auf den ersten Blick stimmt das natürlich: Ich habe hier in Vestfold einen Blick auf das Meer, regelmässig warmes Sommerwetter, diverse Strände zur Auswahl, und bildhübsche Kajaktouren, und alles direkt vor der Haustür.

Aber das Problem damit, dort zu wohnen wo andere Menschen Urlaub machen, ist eben gerade, dass andere Menschen hier Urlaub machen. Im Sommer ist die Insel voller lauter Badegäste, die bis in die tiefe Nacht feiern, das Meer voller Scooter und Freizeitboote, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, und alles permanent untermalt mit den aktuellen Ballermann Hits. Dazu kommt zweimal täglich das Dampfschiff vorbei und bläst seine Pfeife direkt vor meiner Terrasse.

An ruhiges konzentriertes Arbeiten ist da nicht zu denken, und Schlaf kriegt man auch nicht jede Nacht. Selbst ein ruhiger Fernsehabend ist schwierig, wenn alle 20 Minuten ein Boot mit Stereoanlage vorbei fährt, oder die Polizei mit Schnellboot und Sirene ausrückt, weil mal wieder ein Besoffener mit 15 Knoten in ein Vogelschutzgebiet gerast ist.

Ich habe ja in meinem Leben nie die klassische “Südentour” nach Mallorca etc. gemacht, aber so ungefähr stelle ich mir das vor. Wenn in Zukunft das Fliegen in den Urlaub noch weiter stigmatisiert wird, besteht die Gefahr, dass der Druck auf unsere Gegend eher stärker wird, mehr Touristen aufzunehmen, mehr Wochenend-Wohnungen zu bauen, usw., bis hier den ganzen Sommer “Russetider” vorherrschen.

Zusammengefasst: Get off my lawn, hooligans!

Desparately seeking … Tofu?

Ich wollte mal etwas neues kochen, zur Abwechslung, und hatte Lust auf vegetarisches Pad Thai (mit Tofu statt Shrimps halt). Dafür brauchte ich natürlich Tofu, und wenn möglich gerne das feste. Das habe ich hier auf dem Land noch nie gekauft, in Oslo wäre ich damals zu Centra gegangen. Entsprechend düster war das dann auch. Bei REMA totale Fehlanzeige. Bei Meny auch, da hatte ich Hoffnungen. Die Bedienung beim Spar hat erst einmal nicht gewusst, was das ist, wonach ich da suche, und nach einer Erklärung in der Tiefkühltruhe auf die vegetarischen Burger gezeigt. Ihr Kollege meinte dann, sie hätten das wohl mal im Sortiment gehabt, aber weil es keine Nachfrage gab, ist das gestrichen. “Aber wir haben lauter andere vegetarische Produkte”. Ja toll, versuch es mal mit “wir haben keine Salami, aber auf der Grandiosa ist auch Fleisch”.

Fazit: Norweger kochen nicht vegetarisch. Ich wusste ja, dass die wenigsten überhaupt Vegetarier sind, oder überhaupt mal einen fleischfreien Tag machen, aber es scheint, selbst wenn sie das tun, essen sie wohl entweder Spaghetti mit Ketchup, oder ein Fertiggericht aus der Kühltruhe?

Fündig geworden bin ich dann im vietnamesischen Asia-Markt am Bahnhof. Zum Glück haben wir ja sogar hier die fleißigen Einwanderer, bei denen man alles kriegt, was der Norweger nicht kennt. Die hatten allerdings auch nur Silky Tofu, nicht den festen, aber geschmeckt hat es auch trotzdem prima. Wird wieder gemacht, und wenn ich nächstes Mal in Oslo bin, kaufe ich massenhaft ordentlichen Tofu zum einfrieren.

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Patientenreisen

Wieder etwas gelernt. Man kann sich in Norwegen die Kosten für die Reise zu einer medizinischen Behandlung erstatten lassen (*). So wie zum Beispiel meine Reise nach Porsgrunn neulich, wo das nächstgelegene MR Labor ist, für meine jährliche Nachsorge.

Das funktioniert so: Ich fahre dort hin, mit dem Verkehrsmittel meiner Wahl (Bahn und Bus), und zahle das aus eigener Tasche (470 Kronen). Dann beantrage ich online eine Erstattung. Wenn das unter 300 km pro Reiseweg sind, kann ich da keine Quittungen einreichen, sondern werde nach vereinfachtem Modell bearbeitet: 2.50 Kronen pro Kilometer. In meinem Fall sind das 138 km, macht 345 Kronen Erstattung.

Hier zahle ich also schon einmal 125 Kronen aus eigener Tasche drauf, aber es kommt noch toller: Von den 345 Kronen werden 289 Kronen Selbstbeteiligung abgezogen, bleiben zur Auszahlung 56 Kronen, und Beträge unter 100 Kronen werden aus Kostengründen nicht erstattet.

Seufz. Der einzige Gewinn der Meldung ist also, dass die 289 Kronen Selbstbeteiligung auf meine maximale jährliche Belastung angerechnet wird. Sobald die 2369 Kronen erreicht, bekomme ich eine Frikort, und bis zum Ende des laufenden Jahres zahle ich dann für Medikamente und Arztbesuche (und Reisen?) Keine Selbstbeteiligung mehr. Die Karte ist letzte Woche gekommen.

Falls ich also dieses Jahr noch einmal ein MR brauche, sollte ich die 100 Kronen Auszahlungsgrenze überschreiten, und kann mich auf eine Auszahlung von fast 75% meiner real entstandenen Kosten freuen. Aber so richtig glücklich macht mich das doch nicht.

(*) Das ist nicht der Teil, den ich gelernt habe, das habe ich schon öfter in Anspruch genommen, für Reisen nach Oslo. Was ich gelernt habe, ist was passiert, wenn man Kurzstrecken fährt.