Ich war von Mittwoch bis Sonntag nicht daheim, weil wir mit der Firma zu WordCamp Europe nach Berlin gereist sind. So richtig sehe ich ja nicht ein, warum wir das tun – ich bin der einzige, der sich die Vorträge anschaut, die Kollegen sind zu beschäftigt damit, Party zu machen und bis in die Puppen zu schlafen, aber offenbar machen sie dabei Kontakte zu potenziellen Kunden? Meine Stärke ist das jedenfalls nicht.
Es war leider sehr wenig Zeit für ein Kulturprogramm, so wie ich es gemacht hätte (weniger Clubs, mehr Museen). Das erste Mal seit meiner Jugend wieder Berliner Weiße getrunken (mit Waldmeister), und es hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich fürchte, die haben das Rezept geändert, wahrscheinlich ist da eine Vereinheitlichung und Industrialisierung eingetreten wie bei Pils? Es gab jedenfalls überall nur Berliner Kindl Weiße, und die Flasche war mit Sirup fertig gemischt, wie ein Alkopop oder fertiges Radler. Google sagt in der Tat, da gibt es Probleme.
Checkpoint Charlie kenne ich noch als Grenzübergang, heute ist da eine Beach Bar mit Bier, Currywurst, und einer Tonne aufgeschüttetem Sand. Schön, dass wir unsere Geschichte für die nächsten Generationen pflegen. Hust.
Was mir sehr auffiel, war der Verkehr. Bei uns hier in Oslo wird viel über die Auto-freie Innenstadt diskutiert, und wie man das am Besten einrichtet. Berlin dient da wenn überhaupt, nur zur Abschreckung. Man sieht viele Radfahrer, aber vielleicht fallen die auch deshalb besonders auf, weil sie mangels Radwegen auf dem Gehweg vorbei flitzen? Das Radwege-Netz ist wo es existiert nur Flickwerk, ständig hört der Radweg auf, und man wechselt auf Straße oder Gehweg. Auf der Straße zu fahren scheint mir lebensmüde, denn trotz der Radfahrer fährt der Autoverkehr auf 3 Spuren dicht an dicht. Die Radwege sind auch hier nicht baulich von der Straße getrennt, so dass Radwege als Parkplatz benutzt, oder spontan zur Rechtsabbiegespur umfunktioniert werden.
Der Senat hat offenbar gehofft, dass man mit Citybikes etwas ausrichten könnte, und so blockiert an jeder Straßenecke ein Klumpen billige Fahrräder den Gehweg, für die man eine von geschätzt 15 verschiedenen Apps braucht, je nachdem welches Startup die in die Welt gesetzt hat. Das sind echt viele Apps, wer installiert denn die? Mein Telefon ist schon voll, nachdem ich nur die Apps von Bus, Bahn und Fluglinien drauf habe. Da wird es wohl eine Konsolidierung geben müssen. Viele Menschen habe ich nicht gesehen, die auf den Dingern fuhren, obwohl das Angebot sich ja gerade an Touristen wenden sollte.
Wieder daheim wurde ich erst einmal geschockt. Nicht nur hat jemand auf die Straße vor meinem Gartentor geschissen (das sieht mir irgendwie nicht nach Hund aus), in meiner Wohnung roch es komisch, und der Kater war nicht daheim. Die Nachbarin hatte sich um ihn kümmern wollen, um sich zu revanchieren für die vielen Male, die ich schon ihre Kaninchen versorgt habe. Was soll ich sagen? Auf der Untertasse, wo er sein Feuchtfutter bekommt, lag eine ganze Portion unberührt. In der Regel füttere ich ihn, wenn er Abends daheim ist, und das hat er in 30 Sekunden verputzt.
Sein Trockenfutter hatte er wohl angerührt, aber Wasser war alle – in der einen der beiden Wasserschüsseln war noch ein Rest, in dem aber das Trockenfutter schwamm, und sich zu einem ekligen Brei entwickelt hatte, von dem ich im Ausguss der Spüle noch mehr fand. Die leere Tüte von Futter lag auf der Küchenablage (die Mülltonnen stehen vor dem Haus!) und eine neu angefangene stand im Kühlschrank, trotz Instruktionen, das restliche Futter in ein für diesen Zweck verwendetes Marmeladenglas zu tun. In dem war statt dessen immer noch der Rest der Tüte, die ich vor der Abreise angefangen hatte, die hat sie also wohl nicht einmal angeguckt.
Auf seiner Lieblingscouch in meinem Büro war mehr vom Trockenfutter angekrustet, das sah aus wie vor 1-2 Tagen ausgekotzt.
Ich mache mit also gerade ein wenig Sorgen um ihn. Es ist jetzt 3 Stunden später, und er hat sich noch nicht blicken lassen. Die Nachbarin hat sich auf meine Textmeldung nicht gemeldet.
Oh, und die Blumen im Garten, die sie gießen wollte, waren auch knochentrocken. Es muss hier scheinbar sonnig gewesen sein.