Am Dienstag lag der lange erwartet Brief vom Energieversorger im Kasten: Mein Stromzähler wird ausgetauscht. Davor graut es mir ja schon seit langem.
Bisher funktionierte das mit dem Ablesen des Stromzählers so: Am Ende des Monats bekomme ich eine SMS, die mich daran erinnert, den Zähler abzulesen, auf die ich mit dem Zählerstand antworte. Aus dem Unterschied zum Vormonat ergibt sich meine Stromrechnung. Kompliziert? Eigentlich nicht.
Dieser Vorgang wird jetzt “vereinfacht”, denn die neuen “intelligenten” Stromzähler können drahtlos über das viel beschworene “Internet of Things” abgelesen werden, so oft man will, ohne dass der Kunde etwas tun muss. Das ist das Versprechen.
Die Realität ist, dass man damit natürlich viel genauere Nutzungsprofile erstellen kann, und z.B. feststellen, wann ich nicht im Haus bin, ob ich zur WM Fußball gucke, usw. Das sind Daten, die der Stromversorger nicht braucht, um mir eine Rechnung zu schicken, die aber natürlich trotzdem erhoben werden, und an “Partner” weiter verkauft. Merke: Wenn jemand “Partner” sagt, meint er in der Regel werbetreibende Unternehmen. Wo ein Trog ist, sammeln sich die Schweine. Der Chaos Computer Club warnt bereits seit Jahren vor der Einführung ähnlicher Geräte in Deutschland.
Natürlich wird dem Kunden versichert, dass mit diesen Daten verantwortungsvoll umgegangen wird. Wie das auch andere Unternehmen tun. Und trotzdem kommen diese Daten auf Abwege, wie gesehen bei meinen Gesundheitsdaten, Schufa-Informationen, und alles anderem, was wöchentlich in der Zeitung steht, wann immer wieder ein großes IT-Projekt vergeigt wurde. Auch in Norwegen sind es gerne die Behörden und Großunternehmen, bei denen solche Skandale passieren. Bei digi.no gibt es dafür eine eigene Sektion.
Ich habe ja selber mal kurzzeitig in einer Consulting-Firma gearbeitet, die solche Projekte implementiert, auch für mindestens ein lokales Stromunternehmen. Da stand es um die Sicherheit nicht so großartig. Deshalb mache ich mir auch hier Sorgen um meine Daten, und dass die in die falschen Hände kommen. Der norwegische Datenschutz sieht das ähnlich. Trotzdem kann ich mich aber nicht gegen den Einbau wehren, eine Weigerung führt entweder zur Kündigung meines Vertrages (sprich, ich habe keinen Strom mehr), oder zu monatlichen Mehrkosten für die “manuelle” Ablesung. Man merke, dass der Strom durch die neue Lösung nicht billiger wird, sondern nur das alte Verfahren teurer.
Ich habe im Internet Hilfe gesucht, und bin schnell fündig geworden.Auf Facebook gibt es eine Reihe von Gruppen, die das Thema diskutieren – leider in beinahe allen Fällen unter dem Gesichtspunkt der “schädlichen WLAN-Strahlung”, die angeblich von diesen Geräten ausgeht, und wie man seinem Arzt ein Attest abschwatzen kann, mit dem man dann den Einbau verweigert. So einem Unsinn kann ich mich nicht guten Gewissens anschließen. Die Presse berichtet natürlich auch bevorzugt über die vermeintliche Gesundheitsschädlichkeit der neuen Geräte, statt über die realen Gefahren der Datensammlung zu berichten.
Entsprechend besteht kein Druck auf die Unternehmen, dass sie ihre Behauptungen, alles sei sicher, alle Daten verschlüsselt, und Zugriff nur anonymisiert oder von geschultem Personal möglich, irgendwie belegen. Nicht einmal gegenüber dem staatlichen Datenschutz. Ich kriege also keine Unterstützung, und es wird wohl kein Weg darum herum gehen, dass dieses Ding auch in mein Haus einzieht.