… fragen einen nicht nur Kinder. Man kriegt die auch, wenn man sich die Gallenblase mit einer Schlüsselloch-OP entfernen lässt. Ich habe vier Stück gekriegt.
Im Krankenhaus kriegt man ja tolle Drogen, und wenn ich nach so einer OP aufwache, fühle ich mich oft richtig gut. Das erste mal seit Tagen richtig ausgeschlafen, keine Schmerzen, alle kümmern sich um mich – zwei Wochen Krankschreibung? Ach was, ich doch nicht!
Was ich dabei nicht bedacht habe, ist natürlich, dass ich daheim alles selber machen muss. Schnee schaufeln, Katze füttern, Essen kochen, mit dem Bus zum einkaufen fahren, Wäsche waschen, Verbandswechsel, Staub saugen, das sind alles Tätigkeiten, bei denen man seine Bauchmuskeln schon echt vermisst, und wo die Narben von der Operation bewegt werden und zu schmerzen anfangen, wenn man plötzlich nur noch Paracetamol kriegt. Ich liege also seit Freitag Mittag flach im Bett, nachdem ich mich erst einmal ausgiebig überfordert habe.
So gar nichts zu tun ist ja wieder meine Natur (weshalb ich wohl gerade blogge), andere Menschen würden die Gelegenheit nutzen, einmal Netflix rauf- und runter zu schauen, aber außer der zweiten Season von Detectorists und dem Handballspiel am Freitag habe ich mich nicht recht dazu aufraffen können. Dabei habe ich noch so viele Filme aus 2018 nicht geguckt.
Morgen soll ich offiziell wieder Arbeiten können, aber das wird wohl nichts. Schon deshalb nicht, weil meine temporäre Zahnkrone locker sitzt. Nachdem ich die OP bekommen habe, habe ich den Termin beim Zahnarzt, der mir Donnerstag die permanente Krone einsetzen wollte, kurzerhand um acht Tage verschoben, und so lange hat das Provisorium wohl nicht gehalten. Natürlich passiert mir das wieder an einem Sonntag, aber ich hoffe mal, morgen kriege ich das geregelt.
PS: Der neue WordPress-Editor kann mich mal. Ich hoffe, die schaffen den Alten nicht ab, ehe das benutzbar ist.
Nach meiner Geschichte habe ich einige Fragen bekommen, darunter vor allem “warum hat das so lange gedauert? Ist das normal?”.
Zur Einordnung: Ich hatte meine ersten Symptome im Februar 2016. Die OP im Januar 2019, also nach fast drei Jahren. Der Ablauf war in etwa so:
1. Ich war im Februar 2016 über lange Zeit im Krankenhaus zur Bestrahlung. Dabei wohnte ich im Hotel, das ans Krankenhaus angeschlossen ist, das sehr leckeres Essen hatte, und an meinem letzten Abend gab es Lachsfilets, und lauter andere Sachen, die ich gerne mag. Ich habe ausgiebig geschlemmt, und in der Nacht hatte ich schlimme Bauchschmerzen und habe mich übergeben. Da das Krankenhaus direkt ein Stockwerk unter dem Hotel lag, bin ich in die Nachtwache gegangen, habe denen gesagt, was los ist, und mich natürlich gefragt, ob das mit den Strapazen der letzten sechs Wochen Bestrahlung zusammenhängt. Der anwesende Arzt meinte, nein, das sei sicher vorübergehend, hat mir ein Schmerzmittel und eine Schlaftablette gegeben, und noch je zwei Dosen für unterwegs.
2. Es ist dann im Anschluss noch ein paar mal passiert, aber ich habe das immer darauf geschoben, dass mein Auge hungriger ist als mein Magen, und ich mich einfach überfressen hatte. Mit normalen Schmerzmitteln hatte ich die Situation auch meist nach ein bis zwei Stunden Unbehagen im Griff.
3. Zu dieser Zeit hatte ich auch eine Menge andere Stressfaktoren, ich war erst arbeitslos, dann in einem neuen Job, und immer noch über 50% krank gemeldet. Ich habe die Sache also verdrängt, und vorsichtiger gegessen, statt meinem Hausarzt davon zu erzählen. Mein Fehler.
4. 2017 kamen die Anfälle häufiger, und über Weihnachten beim Familienbesuch war es kein Spaß. Ich habe endlich mal meine Systeme im Internet nachgeschaut, und Gallensteine als mögliche Ursache entdeckt. Mit der Vermutung bin ich Anfang 2018 zum Arzt gegangen, der hat sich meine Leiden angehört, und kam unabhängig auf den selben Verdacht. Und sagte mir, dass man da am besten eine OP macht, wenn man das abstellen will. Aber erst einmal muss die Sache gründlich untersucht werden, dafür muss ich zum Spezialisten überwiesen werden, um eine Ultraschall-Untersuchung zu machen. Das hat er in die Wege geleitet.
5. Nachdem das Gesundheitswesen eine Weile gearbeitet habe, bin ich um Ostern herum zum Ultraschall geschickt worden (das Gesundheitswesen arbeite nur auf dem Briefweg), der Techniker hat mir den Bauch beschallt, und auf seinen Schirm gezeigt: Guck mal, du hast enorm viele Steinchen in Deiner Gallenblase. Das tut bestimmt weh. Bei der Menge solltest Du auf jeden Fall eine OP machen, und die Gallenblase entfernen.
6. Mit dem Ergebnis bin ich dann wieder zum Hausarzt, der immer noch meinte, meine beste Lösung sei eine OP. Hier sind sich also alle einig, prima, dann machen wir das. Aber das kann der Hausarzt nicht veranlassen, so eine OP muss von einem Gastrologen angeordnet werden. Zu dem werde ich überwiesen, und nach einer Weile kriege ich einen Termin im August. Weil da aber Sommerferien sind, und in Norwegen niemand in den Sommerferien arbeitet, wird der Termin um einen Monat verschoben. Dreimal.
7. Im November gehe ich also zur Gastrologie, und inzwischen kann ich es auch kaum abwarten, dass das Ding weg kommt, aber nein, es gibt noch keine OP. Der Gastrologe muss die ja erst anordnen, und das kann er erst machen, wenn ich mich dafür entschieden habe, nachdem mir allemeine medizinischen Alternativen erklärt wurden.
8. Dafür muss ich ihm zum ixten Mal meine komplizierte Krankengeschichte der letzten 10 Jahre erzählen, meine Symptome auflisten, und überhaupt: Das steht alles in meiner digitalen Krankenakte, die ja angeblich Bürokratie abbauen und das Gesundheitswesen optimieren soll, warum rede ich mir den Mund fusselig? Der Gastrologe sagt, ich hätte zwei Alternative: Entweder operiert man die Gallenblase komplett raus, was unkompliziert sei, oder ich habe mein Leben lang Schmerzen. Ich entschiede mich weiterhin für Umschlag A, weg mit dem Ding. Jetzt muss er mir nur noch einen Termin für die OP geben, denke ich, aber das macht die Verwaltung, denn da sind ja noch die Anästhesie und eine Menge andere Leute beteiligt, und das ist kompliziert.
9. Es wird 2019, und ich warte immer noch auf einen OP-Termin. Weihnachtsessen habe ich mit viel Vorsicht überlebt, aber trotzdem bin ich 2-3 mal pro Monat um den Schlaf gebracht. Die Anfälle dauern inzwischen länger, bis zu 8 Stunden, und ich habe vom Hausarzt Voltaren gekriegt, wovon ich die doppelte verordnete Dosis nehme, weil es sonst nicht hilft. Ich verpasse viel Arbeit, weil ich nur tagsüber schlafen kann.
10. Ich habe plötzlich 2 Anfälle kurz hintereinander, und mein Voltaren neigt sich dem Ende zu. Ungeduldig rufe ich das Krankenhaus an, wann denn mein Termin kommen soll, und kriege die Antwort, dass da noch nichts passiert sei, die Planung für Q2 machen sie erst zeitnah. Ich frage, ob es nicht vielleicht eher geht, und kriege noch einen Termin für Mitte März! Toll. Aber vorher muss ich noch zu einem Pre-operativen Gespräch, wo mir erklärt wird, welche Verhaltensmaßnahmen für den Tag der OP gelten (fasten, wegen Vollnarkose) und ich mit der Anästhesei über meine Medikamente spreche (stehen die nicht in meiner Akte? Doch, ja, aber ist Vorschrift). Das Meeting kriege ich für Ende Februar in den Kalender, prima.
11. Auf die zwei Anfälle folgen in der selben Woche noch zwei weitere, und es wird mir zu bunt. Ich rufe erneut das Krankenhaus an, und frage, ob sie nicht eine Liste mit Ernstfällen haben, falls ein Patient absagt, dass man da reinrutscht? Ja, die gibt es, aber ohne das Pre-Op Gespräch nützt es nichts, da drauf zu sein, und das habe ich ja noch nicht. Kann ich am Montag kommen dafür? Seltsam, plötzlich geht das schnell. Ja, klar.
12. Montag also zu dem Gespräch gegangen, Krankengeschichte, Allergien und Medizin aufgelistet,zum fünften Mal im Leben erklärt bekommen, wie eine Vollnarkose funktioniert, dass man sich vor der OP ordentlich waschen soll, etc. pp.
13. Dienstag kommt ein Anruf vom Krankenhaus: Ob ich Mittwoch morgen um 7:15 zu einer OP kommen könnte, sie hätten eine plötzliche Absage gekriegt. Plötzlich geht alles schnell, ich sage alle meine Vorhaben für die kommende Woche ab, sorge dafür, dass ich die Unterstützung habe, die ich nach der OP brauche, und packe für einen Tag ohne Übernachtung im Krankenhaus, esse noch was zu Abend, ehe das Fasten für die Narkose beginnt.
14. Mittwoch. Nach noch einer fürchterlichen Nacht (Pizza essen war wohl verkehrt, obwohl es bisher nie Probleme gemacht hat) erscheine ich um 6:30 mit dem ersten Bus am Krankenhaus. Von hier an bin ich in der Hand von Menschen, nicht Bürokraten und einem namenlosen “Krankenwesen”, und alles geht super schnell und professionell von der Bühne, mit sehr netten Krankenpflegern und Ärzten. Nachmittags holt mich A. nach der Arbeit ab, nachdem mir das Krankenhaus noch Medikamente und Pflaster mit Anweisungen auf den Weg gegeben hat. Nicht bücken, keine schweren Sachen heben, beim Essen vorsichtig sein, fettes Essen meiden, über die nächsten 4 Wochen langsam herantasten. Okay.
Ist das Gesundheitswesen Schuld, dass es so lange dauert? Erst einmal habe ich zu lange gewartet, ehe ich mich an meinen Hausarzt gewendet habe, danach habe ich viel Zeit verloren, weil mir nicht immer klar war, dass ich eine Überweisung brauche, oder wer jetzt gerade den Ball in seinem Feld hat – Hausarzt oder Spezialist? Das ist für einen Einwanderer ohne Vorwissen nicht immer einleuchtend. Dann dauert es wahnsinnig lange, Termine zu bekommen, die in der Regel mehrfach verschoben werden, aus “unvorhersehbaren” Gründen wie Urlaub. Und es gibt zu viele vorgeschriebene In-Person Meetings, was diesen Umstand noch einmal verschlimmert. Die sind aus einer Zeit vor der Digitalisierung, da bin ich mir sicher. Die angedachte Vereinfachung des Systems durch den Einzug der Computer hat noch nicht stattgefunden, glaube ich. Oder man traut dem Braten nicht.
Positiv ist für mich immer, dass in Norwegen jeder die Behandlung kriegen kann, die er braucht, egal was er für einen Job hat, ob er privat versichert ist oder nicht. Aber das wird halt auch damit erkauft, dass die Krankenhäuser viel zu tun haben, und man Einsparungen durch die Politik ziemlich direkt bemerkt. Unangenehm finde ich wie gesagt, dass man selber drängeln muss, damit sich was tut, und dass das dann klappt, heißt ja auch, dass man noch schlechter dran ist, wenn man es nicht tut, wie es eigentlich in meiner Natur liegt.
Ich bin zurück aus dem Krankenhaus. Gestern Nachmittag hat die Gastrologie mich nach sehr gut gelungener Operation nach Hause geschickt, und ich habe die Nacht bei A & L im Gästezimmer verbracht, weil die Ärzte darauf bestanden, dass in der Nacht jemand in der Nähe ist, falls es doch zu Komplikationen kommen sollte. Es lief aber alles prima, ich habe auch fast keine Schmerzen mehr, außer wenn ich meine Bauchmuskeln benutze. Da sind ja vier neue Löcher drin. Ich darf nichts schweres heben (Rufus fällt in die Kategorie “schwer”), kann mich nur schwer bücken, und jemand sollte mal eine Maschine erfinden, die Schuhe zu knotet.
Das Personal im Krankenhaus Tønsberg war ausnahmslos nett, hat alle meine Fragen beantwortet, auch wenn es mal seltsame Sachen waren, wie die Hygieneroutinen für OP Kleidung. Einer meiner ersten Jobs war ja eine Software zur Etikettierung für eine Krankenhausreinigung, ich hatte da also “professionelles” Interesse.
Bis Montag bin ich noch krank geschrieben, und ich schaue mal, wie viel von der Zeit ich vor dem Fernseher verbringen kann, um mein Backlog von Filmen aus 2018 aufzuholen.
Das Krankenhaus hat mich heute Mittag angerufen, und fragt, ob ich morgen Zeit hätte für die OP, ein andere Patient hat kurzfristig abgesagt. Natürlich will ich den Termin haben! Endlich Schluss mit dem Kram.
Ich habe also in aller Hektik dafür gesorgt, dass ich diese Woche nichts anderes vorhabe (Sorry, Zahnarzt), und Mittwoch Abend jemand in der Nähe ist, falls ich in der Nacht irgendwelche Probleme bekommen sollte (Wunsch vom Krankenhaus). Jetzt packe ich eine Tasche, rasiere mich noch schnell, damit sie die Sauerstoffmaske auflegen können, und stelle meinen Wecker auf 5:40, damit ich den Termin nicht verpasse.
Bitte Daumen drücken. Hoffentlich klappt alles so gut, wie ich es mir wünsche.
Diese Woche habe ich vier Nächte nicht geschlafen wegen der Gallensteine. So schlimm war es bisher mit Abstand nicht, es scheint sich etwas geändert zu haben bei den Lebensmitteln, die ich vertrage. Morgen habe ich den Pre-Op Termin beim Krankenhaus, und muss außerdem meinen Hausarzt für ein neues Rezept anrufen, weil meine Schmerztabletten so gut wie alle sind. Bei weniger als der doppelten verschriebenen Dosis tut sich da nämlich nichts.
Bis zum März wird es noch eine lange Zeit, fürchte ich.
Das Bauprojekt in der Nachbarschaft hat mit den nächsten beiden Blöcken begonnen, und ebnet sich den Baugrund. Neulich waren die Geoingenieure hier, um mein Haus zu vermessen, falls es durch die Sprengungen absacken sollte, da habe ich schon das Schlimmste gefürchtet. Mittwoch kam dann ein Brief, der vor Erschütterungen warnt:
Aufpassen, dass alles stabil in Deinen Vitrinen steht, nicht im Garten nebenan spielen, es wird ein Sirenengeräusch geben, usw.
Noch am selben Tag ging es dann los.
https://www.instagram.com/p/BsvCoj0BA3Q/
Zwei- bis dreimal täglich wummst es so. Die haben da nicht übertrieben, es bebt da alles. Am Freitag haben sie das Trampolin der Nachbarn verschoben, und den Sperrzaun näher gerückt, da kommt also bestimmt noch mehr.
Ich hoffe nur, Rufus ist vernünftig genug, sich davon fern zu halten.
Es gibt Dinge, bei denen ich nur schwer über meinen Schattenspringen kann. Sonderwürstchen bekommen, oder darum bitten, ist mir unangenehm. Andererseits: Mein Gallensteine haben mich jetzt drei Nächste in der selben Woche wach gehalten, und ich verpasse reihenweise Arbeitszeit, weil ich den verlorenen Schlaf ja irgendwann nachholen muss. Und da der OP-Termin erst im März ist, graust es mir vor den nächsten Wochen.
Mein Chef sagte, ich solle halt beim Krankenhaus anrufen, und einen früheren Termin kriegen, so ginge es ja nicht. Offensichtlich bin ich ein Ernstfall. Aber ich gehe halt davon aus, dass die meinen Fall auch so ernst genommen haben, und ihr bestes versucht haben, aber halt, wie sie sagen, vor März keine Zeit haben. Nein, so sei das nicht, und außerdem, es sagt ja immer mal jemand seinen Termin ab, und da könne man dann vielleicht rein rutschen… Ich habe also angerufen, bereit, eine Absage zu kassieren, aber nein: Die Schwester am Telefon hat sich besorgt angehört, wie schlecht es mir ginge, und mich auf eine Liste von eiligen Fällen getan, die man im Falle, das was frei wird, anruft. Es gibt sie also doch, die Abkürzungen und Tricks für die Warteschlange! Enttäuscht bin ich vom System ja nun schon ein wenig, auch wenn diese Trickserei hier einmal für mich arbeiten sollte, denn normalerweise hätte ich da nie angerufen und gebettelt.
Weil die OP aber wie gesagt ohne ein letztes Pre-Op Gespräch nicht passieren kann, haben wir den auch gleich nach vorne gezogen, da gehe ich dann Montag hin. Bis es los geht, muss ich halt sehr vorsichtig essen, um die Galle nicht unnötig zu stimulieren. Gekochte Kartoffeln und Gemüse sind noch erlaubt, Curry inzwischen nicht mehr, bei Kaffee und starken Tee bin ich seit dieser Woche auch vorsichtig. Es ist auch nicht wert, viel zu experimentieren, denn jedes mal wenn ich falsch liege, liege ich 5-8 Stunden mit Schmerzen wach und futtere Voltaren Tabletten in mich hinein. Von denen muss ich mir Montag auch Nachschub bestellen …
Nachdem ich diese Woche schon den zweiten Gallenstein hatte, und wieder nach einer Nacht voller Schmerzen einen Tag Arbeit ausfallen lassen musste, habe ich beim Krankenhaus angerufen, um zu fragen, wann sie mir denn meinen OP-Termin geben wollten.
Die nette Dame am Telefon schaute in meine Akte, und sagte, es sei zwar viel los (wie immer also), aber im März sei noch etwas frei. Nachdem wir Kollisionen mit meiner Reise nach Finnland vermieden haben, hat sie mir den 15. März zugesichert, meinte dann aber, ich müsste wegen meiner Eigenerklärung noch einmal vorbei kommen, und mit einem Anästhesisten über meine Medikamente sprechen, weil ich da Epilepsie angekreuzt habe. Das hatte ich eigentlich schon beim letzten Besuch mit dem Chirurgen besprochen, aber der ist kein Anästhesist, deshalb war das ungültig, und ich muss Ende Februar noch einmal antanzen, um zum hundertsten Mal jemandem meine Krankengeschichte der letzten Jahre zu erzählen, obwohl das alles viel genauer in meinem Journal steht. Ich nehme an, diese Vorschriften sind aus einer Zeit, als die Digitalisierung noch nicht Einzug genommen hatte.
Sie schickt mir dann noch einen Brief, sagt sie. So recht glauben mag ich es ja noch nicht, aber ich glaube, die Sache hat nach über einem Jahr dann doch bald ein Ende. Dass ich dafür selber beim Krankenhaus anrufen musste, weil sich sonst nichts getan hätte, bestätigt mal wieder alle meine Vorurteile über die norwegische Effizienz.
Während ich so den Tag über im Bett lag, um den verlorenen Schlaf der letzten Nacht aufzuholen, hat die Baustelle nebenan damit begonnen, die Felsen auf dem Baugrundstück zu sprengen. Alles hat gebebt, und an lange Perioden von Schlaf war nicht zu denken. Immerhin haben sie keine Stahlpfeiler mehr in die Erde getrieben, das ewige Gerüttele ist hoffentlich erst einmal vorbei.
Es will nicht so recht klappen, das mit dem regelmäßigen wöchentlichen bloggen. Seit Weihnachten ist irgendwie der Wurm drin, das Jahr hat nicht gut angefangen, ich habe mir mal wieder zu viel vorgenommen für die Ferien, Arbeit fing zu früh wieder an, und krank war ich auch.
Ich gebe zu, dass ich neidisch bin auf Menschen, die es schaffen, regelmäßig zu bloggen, aber vielleicht bin ich einfach keiner von denen. Frau Rabe zum Beispiel schafft es, jeden Tag einen Artikel zu schreiben, seit Jahren *. Trotz, oder vielleicht gerade wegen Familie? Ich habe ganz einfach nicht jeden Tag etwas zu erzählen, dafür ist mein Leben viel zu sehr entschleunigt, fühle ich. Und am Wochenende habe ich mir dann, wie in den Ferien, oft so viel vorgenommen, dass für das wöchentliche Posting keine Zeit mehr ist. Ich muss mal andere Dinge probieren, glaube ich.
Ich setze mir also mal ein tägliches Posting als Ziel, und schaue einfach jeden Tag zu einer festen Zeit, ob ich etwas habe, um einen Absatz zu füllen. Wenn das nicht jeden Tag klappt, aber immerhin einmal pro Woche, ist das auch gut.
Meine Nachbarn haben zwei Kaninchen, Batman und Muffin. Die sind sehr niedlich, und im Sommer sind die Kinder (4 und 8 Jahre alt) mit denen im Garten herumgesprungen. Gelegentlich sind sie mal entwischt, und bei mir im Garten aufgetaucht, oder auf die Baustelle nebenan verschwunden, ich kam also gelegentlich mit einem der Tiere bei ihnen vorbei. Dabei ist wohl der Eindruck entstanden, dass ich Kaninchen liebe, und ich wurde gefragt, ob ich die beiden nicht in der Zeit zwischen den Jahren füttern könnte, während die Familie zum Skilaufen in den Bergen ist. Klar machte ich das, und im Gegenzug fütterten sie Rufus, während ich zu Weihnachten in Deutschland war.
Die beiden haben einen kleinen zweistöckigen Stall am Gartenschuppen, der geschätzt einen halben Quadratmeter Grundfläche hat. Das ist an sich schon nicht viel, aber die beiden Etagen sind voneinander getrennt, weil die Züchterin ihnen zwei unkastrierte Männchen angedreht hat, ohne zu erwähnen, dass die sich nach ein paar Monaten totbeissen werden. So kam es dann auch, und jetzt lebt jedes Kaninchen einsam und alleine auf einer Etage. 🙁
Im Winter hat so einem Stall natürlich nicht nur zu wenig Platz für die Tiere (Kaninchen brauchen mehr Auslauf als Katzen), sondern auch noch kalt. Ich machte mir also ohnehin schon Sorgen, aber dann bekam ich letzte Woche auch noch eine Textmeldung, in der die Mutter fragte, ob ich die Kaninchen nicht im Winter bei mir haben könnte, denn die Kinder haben kein große Lust, im Winter mit ihnen zu spielen. Ich bin aber kein Heim für ungeliebte Tiere oder verantwortlich für das Ausbügeln von elterlichen Fehlern, und stelle mir auch keinen zu kleinen Stall in den Garten, um mir anzusehen wie die Tiere erfrieren. Und da sie nicht kastriert sind, kann man sie ja auch nicht im Haus leben lassen, wo sie im Winter am besten aufgehoben wären. Also war klar, dass ich das verneinen würde.
Auf der anderen Seite tun mir die beiden aber auch Leid. Wenn das so weiter geht, erfrieren die entweder, oder sie leiden in ein paar Monaten wegen Bewegungsmangels an Osteoporose oder Gicht.
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