Pendeln ist asozial

Heute war ich im Büro, was bedeutet, dass ich mich mal wieder dem Zugverkehr aussetzen musste. Auf der Hinreise habe ich verpennt, ein Ticket zu lösen, ehe ich in den Zug eingestiegen bin, aber dank App kann man das ja noch schnell lösen, ehe die Schaffnerin kommt. Dachte ich. Aber wie ich da sass, und das Ticket bezahlen wollt, sagt mir das Teil, dass der Zug leider überfüllt ist, und es keine Tickets mehr zu kaufen gibt. Probieren sie doch bitte einen späteren Zug. Na, das hört man ja sicher gerne, wenn man morgens zu einem Termin will, und ich habe dann in Panik ein späteres Ticket gelöst, welches die App sich dann aber vor der Stichzeit eine halbe Stunde später anzuzeigen weigert. Zum Glück hat es dann aber niemand sehen wollen.

Auf der Heimfahrt dann ein schon bekanntes Muster:  Der Zug um 16:15 fällt aus, wegen Unregelmässigkeiten in der Nähe von Skøyen. Da ist glaube ich vor mehreren Tagen die Oberleitung runtergefallen. Der Folgezug eine halbe Stunde später hatte 15 Minuten Verspätung, das ist der Express, der nicht an den schlimmsten Pendelbahnhöfen hält, dafür aber grottige Wagen hat, ohne Tische, an denen man arbeiten könnte. Wenn man denn überhaupt einen Sitzplatz kriegen könnte, in einem Zug, der doppelt beladen ist, wil sein Vorläufer ja eben ausgefallen ist.

Nach der Hälfte der Fahrt konnte ich sitzen, und mir gegenüber sassen zwei ältere Herren, offenbar Pendler aus Oslo, die sich über die Verspätung ärgerten, und den Schaffner dazu zur Rede stellten. Als wenn Schaffner irgendeine Macht hätten, daran etwas zu ändern, aber immerhin konnte er erklären, warum das alles so schlimm ist, jahrzehntelange Misswirtschaft bei der Instandsetzung in allen Sektoren: Gleise, Signale, Züge, die jeder ein eigenes Subunternehmen sind, und dem Verkehrsministerium unterestehen, dass seit dren Regierungseintritt von der FrP geführt wird, die eine passionierte Autofahrerpartei ist. Das ist seit letzter Woche endlich vorbei, denn die Rechten habenn sich aud der Regierungskoalition zurückgezogen – wahrscheinlich weil sie ihre Asylpolitik nicht repräsentiert sehen, genau verstanden habe ich es auch nicht, aber heilfroh bin ich. Norwegische Politik halt.

So hat es mit dem Wocheneinkauf im Dorf noch bis nach 19 Uhr gedauert, um endlich zu Hause zu sein. Zum Essen machen bin ich gerade zu kaputt, ich futtere Käsebrote, obwohl ich eigentlich Tacos geplant hatte, mit dem restlichen Reis von gestern. Der hält sich aber hoffentlich noch einen Tag.

Treffend fand ich die Aussage von einem der alten Herren: Diese Verspätungen machen einem das Sozialleben kaputt. Genau so fühle ich das auch, statt schön zu kochen und noch etwas zu spielen, oder mal bei den Freunden rein zu schauen werde ich mir jetzt nur noch eine Folge Fernsehen reinziehen.

Entdeckung des Tages: Die leckeren veganen Beyond Burger gibt es jetzt auch beim REMA im Dorf, nicht nur in der Stadt.

Da fehlt doch was?

Nach einem langen Einkaufstrip in die Stadt will ich mir etwas gutes tun, und draussen im Park bietet sich mir dieser Anblick:

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Ich hätte das einzelne Stäbchen wohl durchbrechen können, oder mit Fingern essen, aber ich gehe ja niemals ohne mein kleines Bambusbesteck von Patagonia aus dem Haus, das auch ein Paar Essstäbchen enthält, und so habe ich mich nicht zum ersten Mal darüber gefreut, auf alle Eventualitäten vorbereitet gewesen zu sein.

Ansonsten war es auch ein erfolgreicher Trip. Neue Handtücher für das Bad waren im Angebot, und ein paar günstige Schuhe gefunden, um meine ausgetretenen Laufschuhe zu ersetzen. Am Ende hat mich der Busfahrer noch fast sitzen gelassen, und dann angemault, ich solle doch nicht erst winken und schreien, wenn er vorbei gefahren ist, sondern vorher. Schließlich fahren an dieser Haltestelle ganz viele Linien vorbei, und er könne nicht auf Verdacht halten. Natürlich habe ich genau deshalb auch schon vorher gewinkt, aber das hat er halt nicht gesehen. Bei der Freundlichkeit der Busfahrer ist es hier ein sehr großes Spektrum.

Security Berlin Tegel

Einen Nachtrag zur Berlin-Reise habe ich noch. Wir sind mit EasyJet von Berlin Tegel aus geflogen, wegen Schulferien in Berlin. Nie wieder Easyjet! Da ist jetzt auch kein Handgepäck in der Kabine mehr erlaubt, wenn man nicht Fast-Pass oder ein anderes Upgrade gekauft hat. Nur noch die Handtasche bzw. den Laptop-Bag kann man mitnehmen.

Wie schon in Oslo auf unsere Helsinki-Reise gab es auch in Berlin wieder Ärger beim Versuch, den “freiwilligen” Körperscanner zu vermeiden.

Security: “Warum wollen sie das denn nicht?”
Ich: “Das ist freiwillig, und ich möchte nicht”
Security: “Ja, aber sie müssen doch einen Grund haben. Haben sie einen Herzschrittmacher?”
Ich: “Nein, aber das ist auch ohne Schrittmacher freiwillig.”
Security: “Nein, sie müssen mir einen Grund nennen.”
Ich: “Na gut, dann sagen wir Gesundheits- und Datenschutzbedenken.”
Security: “Okay. Kann mal jemand zum abtasten kommen?”

Prima. Der Spießrutenlauf, durch den ich da muss, um von meinem Recht Gebrauch zu machen, ist unangenehm, hält die ganze Schlange hinter mir auf, und alle anderen Passagiere hassen mich.

Der Abtaster kommt, hat auch Fragen: “Haben sie einen Herzschrittmacher?” Ich: “Nein, Krebs”. Daraufhin Stille, er macht seine Sache richtig, im Gegensatz zu Helsinki, wo sie das mit dem Abtasten dann vergessen haben. Dann werde ich noch zur zufälligen Sprengstoffkontrolle geschickt, wo sich auch eine Schlange bildet, da muss wohl noch die Quote für den Tag voll werden. Totale Zeit, um durch die Security zu kommen war geschätzt über 15 Minuten, und der Sicherheitsgewinn für meine Mitreisenden ist natürlich negativ. Tipp für Leute mit Bombe im Gepäck: Einfach hinter mir an der Security anstellen, denn zwei in Folge werden sicher nicht zur Sprengstoffprobe geschickt, und mich erwischt es jedes Mal, als Vergeltung für die Umstände, die ich dem Personal mache.

Berlin-Impressionen & Katzenpflege

Ich war von Mittwoch bis Sonntag nicht daheim, weil wir mit der Firma zu WordCamp Europe nach Berlin gereist sind. So richtig sehe ich ja nicht ein, warum wir das tun – ich bin der einzige, der sich die Vorträge anschaut, die Kollegen sind zu beschäftigt damit, Party zu machen und bis in die Puppen zu schlafen, aber offenbar machen sie dabei Kontakte zu potenziellen Kunden? Meine Stärke ist das jedenfalls nicht.

Es war leider sehr wenig Zeit für ein Kulturprogramm, so wie ich es gemacht hätte (weniger Clubs, mehr Museen). Das erste Mal seit meiner Jugend wieder Berliner Weiße getrunken (mit Waldmeister), und es hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich fürchte, die haben das Rezept geändert, wahrscheinlich ist da eine Vereinheitlichung und Industrialisierung eingetreten wie bei Pils? Es gab jedenfalls überall nur Berliner Kindl Weiße, und die Flasche war mit Sirup fertig gemischt, wie ein Alkopop oder fertiges Radler. Google sagt in der Tat, da gibt es Probleme.

Checkpoint Charlie kenne ich noch als Grenzübergang, heute ist da eine Beach Bar mit Bier, Currywurst, und einer Tonne aufgeschüttetem Sand. Schön, dass wir unsere Geschichte für die nächsten Generationen pflegen. Hust.

Was mir sehr auffiel, war der Verkehr. Bei uns hier in Oslo wird viel über die Auto-freie Innenstadt diskutiert, und wie man das am Besten einrichtet. Berlin dient da wenn überhaupt, nur zur Abschreckung. Man sieht viele Radfahrer, aber vielleicht fallen die auch deshalb besonders auf, weil sie mangels Radwegen auf dem Gehweg vorbei flitzen? Das Radwege-Netz ist wo es existiert nur Flickwerk, ständig hört der Radweg auf, und man wechselt auf Straße oder Gehweg. Auf der Straße zu fahren scheint mir lebensmüde, denn trotz der Radfahrer fährt der Autoverkehr auf 3 Spuren dicht an dicht. Die Radwege sind auch hier nicht baulich von der Straße getrennt, so dass Radwege als Parkplatz benutzt, oder spontan zur Rechtsabbiegespur umfunktioniert werden.

Der Senat hat offenbar gehofft, dass man mit Citybikes etwas ausrichten könnte, und so blockiert an jeder Straßenecke ein Klumpen billige Fahrräder den Gehweg, für die man eine von geschätzt 15 verschiedenen Apps braucht, je nachdem welches Startup die in die Welt gesetzt hat. Das sind echt viele Apps, wer installiert denn die? Mein Telefon ist schon voll, nachdem ich nur die Apps von Bus, Bahn und Fluglinien drauf habe. Da wird es wohl eine Konsolidierung geben müssen. Viele Menschen habe ich nicht gesehen, die auf den Dingern fuhren, obwohl das Angebot sich ja gerade an Touristen wenden sollte.

Wieder daheim wurde ich erst einmal geschockt. Nicht nur hat jemand auf die Straße vor meinem Gartentor geschissen (das sieht mir irgendwie nicht nach Hund aus), in meiner Wohnung roch es komisch, und der Kater war nicht daheim. Die Nachbarin hatte sich um ihn kümmern wollen, um sich zu revanchieren für die vielen Male, die ich schon ihre Kaninchen versorgt habe. Was soll ich sagen? Auf der Untertasse, wo er sein Feuchtfutter bekommt, lag eine ganze Portion unberührt. In der Regel füttere ich ihn, wenn er Abends daheim ist, und das hat er in 30 Sekunden verputzt.

Sein Trockenfutter hatte er wohl angerührt, aber Wasser war alle – in der einen der beiden Wasserschüsseln war noch ein Rest, in dem aber das Trockenfutter schwamm, und sich zu einem ekligen Brei entwickelt hatte, von dem ich im Ausguss der Spüle noch mehr fand. Die leere Tüte von Futter lag auf der Küchenablage (die Mülltonnen stehen vor dem Haus!) und eine neu angefangene stand im Kühlschrank, trotz Instruktionen, das restliche Futter in ein für diesen Zweck verwendetes Marmeladenglas zu tun. In dem war statt dessen immer noch der Rest der Tüte, die ich vor der Abreise angefangen hatte, die hat sie also wohl nicht einmal angeguckt.

Auf seiner Lieblingscouch in meinem Büro war mehr vom Trockenfutter angekrustet, das sah aus wie vor 1-2 Tagen ausgekotzt.

Ich mache mit also gerade ein wenig Sorgen um ihn. Es ist jetzt 3 Stunden später, und er hat sich noch nicht blicken lassen. Die Nachbarin hat sich auf meine Textmeldung nicht gemeldet.

Oh, und die Blumen im Garten, die sie gießen wollte, waren auch knochentrocken. Es muss hier scheinbar sonnig gewesen sein.

Osterferien 2019

Die große kleine Schwester ist zu Besuch, ich habe mir zwei Wochen Urlaub genommen, und wir haben viel gemacht:

  • Erstes Bad des Jahres im Fjord
  • Radtour nach Tjøme mit Wanderung und Besuch der Gletschertöpfe, die ich noch nie gesehen habe.
  • Großeinkauf für Haus und Garten, Blumen gepflanzt, eine Blumenwiese gesät, Sträucher beschnitten und Nistkästen aufgehängt.
  • Mit dem Bus nach Moutmarka, noch eine Wanderung gemacht. Sehr schönes Landschaftsschutzgebiet dort, mit Strand und viel Natur.
  • Viel gekocht, fern gesehen und Spiele gespielt.

Helsinki, nachgeholt

Ich habe hier schon wieder lange nichts geschrieben, es war viel los. Angefangen damit, dass ich mit der Firma zum WordCamp Nordic 2019 in Helsinki gewesen bin.

Helsinki ist eine schöne Stadt, die mich sehr an Oslo erinnert, mit den selben Bauten aus der Zeit der Schweden, und einer scheinbar ähnlich ruhigen Mentalität. Auf so einer Konferenz kriegt man von der Stadt, in der man ist ja oft nicht viel mit, deshalb habe ich mir einen Tag zusätzlich gegönnt, um mal genauer hin zu sehen.

Auf Anraten von Karen war ich zuerst einmal im Allas Sea Pool. Das ist ein Freibad, mit einem normalen, warmen Becken, und einem, wo man quasi im Fjord schwimmt. Es war -1 Grad Celsius, und auch unter massivem Einsatz der Sauna habe ich es nicht bis über die Knöchel ins Wasser geschafft, aber die Finnen waren auch alle im warmen Becken, da habe ich mich wohl nicht total blamiert. Sehr schöne Anlage, auch wenn sie voller Touristen war. So etwas sollten wir hier bei uns auch haben, am liebsten natürlich hier in Tønsberg. Unsere Politik redet ja schon seit langem über Alternativen zum Hallenbad in der Innenstadt, aber so etwas mutiges steht glaube ich nicht auf dem Plan.

Anschließend habe ich dann noch die Fähre nach Suomenlinna genommen, einer Inselfestung im Fjord, von den Schweden gebaut, zwischenzeitlich von den Russen besetzt, und jetzt Heimat verschiedener Museen. Es war tolles Wetter, ich habe das Gefühl, da habe ich richtig Glück gehabt, denn auf dem Wasser lag teilweise noch das Eis der Vorwoche.

Am nächsten Morgen war ich in der Oodi, das ist die neue Bibliothek, ein hübsches modernes Bauwerk, wie ohnehin viel tolle Architektur in der Stadt steht. Man ist hier stolz auf seine Architekten. Zum Auftakt unserer Konferenz waren wir in der Aalto Universität, und Alvar Aalto ist ein Name, an dem man auch sonst nicht vorbei kommt.

Ich mag ja moderne Bibliotheken, die ihren Auftrag auch über den Verleih von Büchern hinaus verstehen, und die Oodi ist da super. 3D Drucker, Nähmaschinen, Grafiktablets, und alles, was man sonst so in einem Makerspace haben möchte, standen da herum, und wurden von geschultem Personal erklärt.

 

 

Mal wieder gut kochen

Am Sonntag habe ich mal wieder das Black Dal Rezept hervor gekramt. Das hat eine Vorgeschichte: Letztes Jahr war ich mit kalifornischen Freunden einen Tag in London, und wir haben zu einer Menge Sightseeing auch sehr gut gegessen, u.a. bei Dishoom. Mein Geheimtipp, da gehe ich sicher noch einmal hin, wenn ich mich mal wieder in London befinden sollte. Eines der Hausgerichte dort ist ihr Black Dal (schwarze Linsen), das sie 24 Stunden lang kochen, und jeden Tag neu aufsetzen. Göttlich!

Zuhause angekommen, habe ich nach einem Rezept gesucht, und bin im Internet fündig geworden: Dishoom’s Black Dal, aber da ist diese Sache mit den 24 Stunden Kochzeit, deshalb habe ich das bisher erst einmal gemacht, man muss das planen. Zutaten einkaufen, am Abend vorher die Linsen quellen lassen, dann einen halben Tag für die Zubereitung, und eben 24 Stunden kochen. Am dritten Tag kann man’s essen.

Vergangenes Wochenende war eigentlich ungeschickt gewählt, weil ich Samstag morgen in der Bibliothek eingeplant war, aber ich habe dann halt einen Tag verspätet angefangen, Sonntag die Arbeit gemacht, und über Nacht bis zum Montag (heute) Mittag kochen lassen. Das Resultat war noch einmal besser als im ersten Versuch, dieses Mal habe ich besser aufgepasst, dass mir der Kram nicht anbrennt, und es immer ordentlich suppige Konsistenz hat – man muss recht viel Wasser nachgeben.

Weil da ein paar Wartezeiten drin sind, und der Tag eh für nichts anderes mehr zu gebrauchen war, habe ich nebenbei noch aus den letzten eingekellerten Äpfeln aus dem Garten einen Kuchen gebacken, der schon wieder halb aufgegessen ist 🙂

Ist insgesamt eine Menge Arbeit gewesen, sollte aber für ein paar Tage halten, und hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Weihnachten 2018: Reisen

Zum Ende des Jahres habe ich nicht mehr viel im Blog geschrieben. Ich war zur Weihnachtszeit in Deutschland bei meiner Familie, und habe den Computer nur für Netflix angemacht.

Wie üblich habe ich Klagen über das Reisen in Europa. Letztes Jahr bin ich mit dem Zug von NRW bis nach Vestfold gefahren, und das hat so lange gedauert, dass ich dieses Jahr trotz der schlechteren Ökobilanz wieder das Flugzeug gewählt habe. Der Flieger nach Hamburg kam aus London, und wahrscheinlich weil es in Oslo so viel Schnee gab, ist er 30 Minuten zu spät gelandet.

Diesmal hat mir Norwegian mein Kabinengepäck gelassen, aber die letzten Passagiere mussten erst einmal alle wieder aussteigen, weil für ihre Rollkoffer kein Platz mehr war. Wenn man weiß, wie groß das Flugzeug ist, und ohnehin schon zu spät dran, dann sollte man evtl. einen freiwilligen (Gratis-) Cabin-Check machen, ehe man alle Leute mit ihrem Krempel in die Maschine stopft, nur um sie dann wieder raus zu holen. Wir waren also echt spät dran, und ich hatte in Hamburg 48 Minuten eingeplant, um meinen Zug zu bekommen. Die waren futsch, noch ehe wir im Landeanflug waren, denn wir hatten Gegenwind.

Jede Hoffnung, dass ich mit einer etwas späteren S-Bahn doch noch einen hoffentlich verspäteten ICE am Hauptbahnhof kriegen könnte, war dahin, als wir nach der Landung gebeten wurden, uns alle wieder hin zu setzen, damit die Polizei einem Passagier aus dem Flugzeug helfen könne. Danke, junger Mann, und frohe Weihnachten auch. Der ICE war also weg, und ich habe gelernt, dass ein Monate im Voraus gebuchter Sparpreis nur dann etwas spart, wenn man den Zug auch kriegt, für den er gebucht wurde. Wegen der Zugbindung habe ich ein neues Vollpreisticket gebucht, eine Stunde später. Als wenn die Reise nicht eh schon teuer genug war, aber für die Familie tut man’s ja.

Die Rückreise lief dafür genau wie geplant: Ankunft in Tønsberg so spät, dass kein Bus mehr fährt, dafür dann Taxi im Feiertags- und Nachttarif genommen.

Nächstes Mal, wenn es denn eines gibt, nehme ich wieder Bus und Bahn. Und in zehn Jahren haben wir vielleicht einen Tunnel nach Dänemark. Dass es zu meinen Lebzeiten noch einmal eine Direktverbindung mit Hochgeschwindigkeitszügen durch Skandinavien geben wird, darauf wage ich nicht zu hoffen.

 

Woche 48: Reisen zu Weihnachten

Ich bereite mich auf Weihnachten vor, denn es ist auch dieses Jahr nicht zu vermeiden, dass ich dafür nach Deutschland reisen muss.

Da stellt sich als erstes die Frage: Wie reisen? Ich muss nach NRW, und die Optionen sind Bahn oder Flugzeug, denn die Fähre ist inzwischen viel teurer als sie es vor Jahren war, und da muss man immer noch viel Bahn fahren, entweder von Dänemark aus oder von Kiel. Außerdem dauert es unheimlich lange, Oslo-Kiel in 17 Stunden, und ist entweder total langweilig oder eine Sauftour voller “fröhlicher” Menschen.

Das Experiment mit der Bahn habe ich letztes Jahr zum ersten Mal gemacht. Der Zug ist ja ökologisch viel besser als der Flieger, und ich fahre auch gerne im Zug. Das Problem sind eher die äußeren Umstände: Es hat von Tür zu Tür volle 27 Stunden gedauert, weil es keine Schnellzüge gibt, sondern nur Intercity (oder bessere Regionalbahnen). Besonders durch Dänemark war es schlimm. In einem kleinen Kaff an der See habe ich vier Stunden auf einem zugigen Bahnhof gesessen, ohne eine vernünftige Sitzgelegenheit oder eine Steckdose für meinen Laptop mit der kaputten Batterie. Der Hauptbahnhof von Kopenhagen ist größer, aber nicht weniger zugig, und um 4 Uhr nachts hat dort nur der McDonalds offen. Viel schlimmer aber, auf Klo gehen kann man auch nicht, wenn man kein dänisches Kleingeld hat. Ich habe also meinen Reiseplan geändert, bin zum Flughafen weiter gefahren, statt am Bahnhof auf meinen Anschluss zu warten, und habe dort im Burger King gegessen, das Klo benutzt, und ein paar Stunden gewartet bis mein Anschlusszug vom Hauptbahnhof dort vorbei fuhr. In Stockholm war es dann wenigstens schon wieder hell, und ich konnte in einem Kaffee sitzen, während ich meinen Zugwechsel zu NSB wartete, aber insgesamt habe ich von den 27 Stunden etwa 15 Stunden nicht in einem Zug gesessen, sondern mich kalter Zugluft und Rauchern ausgesetzt. Zug scheidet also aus, auch wenn ich inzwischen weiß, wie man die Reisezeit um ein paar Stunden drücken könnte.

Meine Familie ist im Sommer mit dem Flieger von Hamburg nach Sandefjord gekommen.Das ist der Lokalflughafen für mich, und wäre prima, weil man da gut Anschlüsse nach Hause bekommt, aber die Fluggesellschaft dort ist Ryanair, und die sind nicht nur moralisch zweifelhaft, sondern haben die Linie nach Hamburg zeitweilig wieder eingestellt, wahrscheinlich weil ihnen das Personal zu viel streikt. Es fliegt derzeit niemand von Sandefjord auch nur irgendwo nach Deutschland. Polen oder Ungarn, kein Problem, die ganzen Handwerker wollen wohl über die Feiertage auch bei ihren Familien sein. Aber ich? Oslo ginge noch.

Der Flughafen in Oslo ist 2 Stunden Bahnfahrt von meinem Haus entfernt, und die beste Fluglinie von dort ist Norwegian. Deren Preise sind noch anständig und der Service ist eher wie bei einer großen Airline. Keine Abzocke wie bei Ryanair jedenfalls. Aber nach Deutschland fliegen ist auch dort schwierig, und Ende November ist es schon ziemlich spät. Option eins: Düsseldorf, mit Zwischenstopp in Malaga (!!), 9 Stunden Reisezeit. Option zwei: Berlin, zum dreifachen Preis eines normalen Fluges, wegen Weihnachten. Option drei: Hamburg, normaler Preis, Direktflug, aber nur am 19.12. oder eine Woche später, und Rückflüge kosten auch schon das dreifache.

Ich habe mich also am Ende für Hamburg entschieden, und den Rückflug ab Schönefeld gebucht. Dazu kommen noch Bahnreisen, die die Reisezeit dominieren, und gemeinsam noch einmal so viel kosten wie die Flüge. Nicht zu schweigen von dem norwegischen Taxi, dass ich am Ende nehmen muss, weil zur Zeit meiner Rückkehr die Busse schon den Betrieb eingestellt haben (lange Bahnfahrt vom Flughafen), das sind noch einmal fast 300 Kronen. Meine Familie weiß hoffentlich, was sie mir wert sind.

Woche 44: Pendeln

Das schönste an meinem Arbeitsplatz ist ja eigentlich, dass wir so viel von daheim arbeiten, und ich nicht jeden Tag in ein Büro pendeln muss. Diese Woche war anders, weil unser Chef für eine Familienfeier aus Amsterdam gekommen ist, und das mit drei Tagen im Büro verbunden hat, wo man mal persönliche Gespräche führen kann. Gelegentlich ist das ja hilfreich. Da er aber erst Mittwoch kam, konnte ich Montag und Dienstag wie üblich daheim bleiben, was auch gut war, denn das Wetter hat sich von seiner schlechtesten Seite präsentiert, es war kalt und verregnet. Geschneit hat es noch nicht, obwohl am Wochenende in Oslo schon Schnee gesichtet worden war.

Ich war wegen der Zeitumstellung, Schlafproblemen und dem anstrengenden Geburtstagswochenende auch hundemüde, und habe nur das notwendigste geschafft. Dienstag war ich so durch den Wind, dass ich meine Tabletten am Morgen doppelt genommen habe: Bin um 6 Uhr wach gewesen, ins Bad gegangen, und nach einem Schluck Wasser wieder ins Bett gefallen, und als ich um 9 Uhr das zweite Mal aus dem Bad kam, war in der Pillendose für den Tag plötzlich nichts mehr drin für den Abend. Vorsicht!

Mittwoch und Freitag waren im Büro, und Donnerstag haben wir ein Fotostudio in Oslo gemietet um Portraits von allen Mitarbeitern zu machen. Oslo ist ein ganzes Stück von hier aus, aber sogar der schwedische Mitarbeiter war da, und es wurde sehr nett, mit leckerem Abendessen bei Fjord, wo es Fisch gibt, in so kleinen französischen Portionen, in sechs Gängen mit viel Geschmack und leckerem Wein dazu. So schön war ich lange schon nicht mehr essen, dafür hat sich die Reise echt gelohnt.

Zu den Photos: Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich bei Porträts drauf achten muss, welche Socken ich anziehe, aber es sind dann doch eine Menge andere Bilder gemacht worden, und wir haben alle gut über meine warmen Ringel-Wollsocken gelacht, die meine Mutter mir gestrickt hat. Ob die allerdings auf unsere Webseite kommen, weiß ich nicht. Ich hoffe mal schwer, wir benutzen einfach wieder die Porträts.

Halloween war am Donnerstag noch, ich war rechtzeitig zu Hause, um die mehr oder weniger verkleideten Kinder der Nachbarschaft zu beschenken. Ich teile ja jedes Jahr große Schokoriegel aus, das kenne ich so aus Kalifornien, dass man sich damit beliebt macht, aber anscheinend gibt es selbst dagegen jetzt einen Backlash? Wie man’s macht, macht man’s halt verkehrt. Letztes Jahr habe ich zu viele gehabt, besonders weil es so sehr geregnet hatte, und nach einem Blick auf unser Wetter am Anfang der Woche hatte ich vorsichtig geplant. Es war dann aber nicht verregnet, und offenbar sind eine Menge 5 bis 8-jährige zugezogen im letzten Jahr, so dass es am Ende dann doch nicht ganz gereicht hat. Vielleicht kaufe ich nächstes Jahr doch einfach noch eine Tüte mit Fun-Size Riegelndazu, wenn ich einen Laden finde, wo man die kriegt. Norwegische Süßigkeiten gibt es bei mir an der Tür jedenfalls nicht, die sind alle eklig, und wenn davon etwas übrig bleibt, müsste ich die ja dann essen. Brrr.