Pendeln ist asozial

Heute war ich im Büro, was bedeutet, dass ich mich mal wieder dem Zugverkehr aussetzen musste. Auf der Hinreise habe ich verpennt, ein Ticket zu lösen, ehe ich in den Zug eingestiegen bin, aber dank App kann man das ja noch schnell lösen, ehe die Schaffnerin kommt. Dachte ich. Aber wie ich da sass, und das Ticket bezahlen wollt, sagt mir das Teil, dass der Zug leider überfüllt ist, und es keine Tickets mehr zu kaufen gibt. Probieren sie doch bitte einen späteren Zug. Na, das hört man ja sicher gerne, wenn man morgens zu einem Termin will, und ich habe dann in Panik ein späteres Ticket gelöst, welches die App sich dann aber vor der Stichzeit eine halbe Stunde später anzuzeigen weigert. Zum Glück hat es dann aber niemand sehen wollen.

Auf der Heimfahrt dann ein schon bekanntes Muster:  Der Zug um 16:15 fällt aus, wegen Unregelmässigkeiten in der Nähe von Skøyen. Da ist glaube ich vor mehreren Tagen die Oberleitung runtergefallen. Der Folgezug eine halbe Stunde später hatte 15 Minuten Verspätung, das ist der Express, der nicht an den schlimmsten Pendelbahnhöfen hält, dafür aber grottige Wagen hat, ohne Tische, an denen man arbeiten könnte. Wenn man denn überhaupt einen Sitzplatz kriegen könnte, in einem Zug, der doppelt beladen ist, wil sein Vorläufer ja eben ausgefallen ist.

Nach der Hälfte der Fahrt konnte ich sitzen, und mir gegenüber sassen zwei ältere Herren, offenbar Pendler aus Oslo, die sich über die Verspätung ärgerten, und den Schaffner dazu zur Rede stellten. Als wenn Schaffner irgendeine Macht hätten, daran etwas zu ändern, aber immerhin konnte er erklären, warum das alles so schlimm ist, jahrzehntelange Misswirtschaft bei der Instandsetzung in allen Sektoren: Gleise, Signale, Züge, die jeder ein eigenes Subunternehmen sind, und dem Verkehrsministerium unterestehen, dass seit dren Regierungseintritt von der FrP geführt wird, die eine passionierte Autofahrerpartei ist. Das ist seit letzter Woche endlich vorbei, denn die Rechten habenn sich aud der Regierungskoalition zurückgezogen – wahrscheinlich weil sie ihre Asylpolitik nicht repräsentiert sehen, genau verstanden habe ich es auch nicht, aber heilfroh bin ich. Norwegische Politik halt.

So hat es mit dem Wocheneinkauf im Dorf noch bis nach 19 Uhr gedauert, um endlich zu Hause zu sein. Zum Essen machen bin ich gerade zu kaputt, ich futtere Käsebrote, obwohl ich eigentlich Tacos geplant hatte, mit dem restlichen Reis von gestern. Der hält sich aber hoffentlich noch einen Tag.

Treffend fand ich die Aussage von einem der alten Herren: Diese Verspätungen machen einem das Sozialleben kaputt. Genau so fühle ich das auch, statt schön zu kochen und noch etwas zu spielen, oder mal bei den Freunden rein zu schauen werde ich mir jetzt nur noch eine Folge Fernsehen reinziehen.

Entdeckung des Tages: Die leckeren veganen Beyond Burger gibt es jetzt auch beim REMA im Dorf, nicht nur in der Stadt.

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