Woche 50: Tempus Fugit

Am Dienstag war ich beim Zahnarzt, denn mir war ja passend zur Weihnachtszeit ein Stück Backenzahn abgebrochen. Da mein vorheriger Zahnarzt wohl nicht mehr praktiziert, sondern laut Sprechstundenhilfe in die Lehre gegangen ist, habe ich einen neuen bekommen. Der kannte mich nicht, und hat entsprechend erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht, so mit Panorama-Röntgenbild, und von allem einmal die Geschichte aufnehmen. Da hatte ich viel zu erklären, denn mein Panorama ist ja ein kompliziertes Bauwerk aus Implantaten, Brücken, Kronen und Wurzelfüllungen aller möglicher Herkunft. Eigentlich mögen Zahnärzte das nicht gerne sehen, wenn die Patienten Doc-Hopping machen, weil die dann mit unbekannten Dingen aus Osteuropa kommen, aber meine USA Behandlungen hat er gelobt, auch wenn ich mich nicht mehr bei allen erinnern konnte, wann die denn gemacht sind.

Ich mag den neuen Zahnarzt. glaube, so richtig wusste ich, dass ich hier beim richtigen bin, als er auf meine Bemerkung das meine letzte OP von Anfang 2016 nicht zwei, sondern bald drei Jahre her ist, mit “Tempus Fugit” antwortete. Lateiner findet man in Norwegen eigentlich kaum, und ich denke mal, dass er da nicht das Raumschiff von Valerian meinte.

Es zeigte sich dann, dass mir nichts aus einem Zahn gebrochen war, sondern eine Krone auf dem Backenzahn gesplittert ist. Die kann man ersetzen, aber ich hatte ja für Mittwoch das Weihnachtsessen mit der Firma auf dem Kalender, und er hatte auch nicht so viel Zeit mehr vor den Feiertagen, deshalb machen wir das erst im Januar. Es schmerzt ja nicht, und bleibt kein Essen drin stecken, oder so.

Das Weihnachtsessen hat der Zahn prima überstanden, war sehr lecker, besonders die Pilzsuppe, die ich zur Vorspeise hatte, davon hätte ich noch nach nehmen können, ehrlich gesagt.

Donnerstag hatte ich Nasenbluten, kombiniert mit Erkältung, das ist überhaupt keine tolle Kombination. Und der ansonsten wohl erzogene Kater hat zum ersten Mal seit er hier wohnt etwas von einer Anhöhe herunter geschubst, ich hatte meine Lieblingstasse auf der Fensterbank stehen lassen:

Samstag habe ich den Plätzchenteig verbraucht, den ich eigentlich für die Aktion “Bau deine Stadt aus Lebkuchen” bekommen hatte, bei der ich dann aber den Abgabetermin verpasst habe. Vor der Reise nach Deutschland kriege ich die nicht mehr weg, ich hoffe, die halten sich eine Weile.

Woche 49: Wir warten aufs Christkind

Jetzt ist es doch schon bald Weihnachten. Der erste Schnee ist letzte Woche gefallen, und inzwischen auch schon wieder zu Eis auf den Straßen geworden.

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Rufus war nur mäßig begeistert. Ich habe auch noch niemanden gefunden, der sich um ihn kümmert in der Woche, wo ich in Deutschland bin, muss mich mal überwinden und die Nachbarn fragen. Eigentlich wollte ich das dieses Wochenende tun.

Die Weihnachtsdeko von meiner Mama habe ich aufgehängt, dieses Jahr an einem Fenster, an dem ich täglich ein Dutzend Mal vorbei gehe, und mich daran erfreue.

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Was ich dieses Wochenende noch tun wollte: Backen. Die Bibliothek organisiert jedes Jahr eine “Back deine Stadt aus Lebkuchen” Aktion, zu der es gratis Lebkuchenteig gab. Den habe ich mir zwar abgeholt, aber jetzt steht er im Kühlschrank, Abgabetermin für die Bauwerke war schon Freitag früh, das habe ich total verschwitzt. Mal sehen, ein Wochenende kommt ja noch.

Überraschend hat die Firma dann doch noch ein Weihnachtsessen arrangiert, am Mittwoch, und ich habe mal wieder nichts anzuziehen. In meiner Größe finde ich einfach nirgendwo in diesem Land eine Hose, die bei meinen kurzen Beinen über die dicken Radfahrer-Waden passt. Ich war schon drauf und dran, im Internet zu bestellen, aber die Seite auf der ich da war, lieferte nicht nach Norwegen. Ich muss wohl in Deutschland mal schauen, ob es nicht da etwas gibt. Seufz. Manchmal möchte ich einfach nur ganz normal proportioniert sein, oder wenigstens das, was die Bekleidungsindustrie für normal hält. 5 Zentimeter längere Beine würden schon reichen.

Zur allgemeinen Unglücklichkeit kam dann heute noch dazu, dass mir ein Stück vom Backenzahn abgebrochen ist. Vor Zahnärzten fürchte ich mich ja sehr, die sind immer so vorwurfsvoll, wenn man drei Jahre nicht bei ihnen war, dass einem die Lust vergeht, noch einmal wieder zu kommen. Und sie finden immer etwas teures, das gemacht werden muss. Aber jetzt komme ich nicht drum herum, morgen muss da angerufen werden, und hoffentlich klappt das vor Weihnachten noch.

Das Krankenhaus hat sich immer noch nicht gemeldet, weder für eine Neuansetzung meines EKG, noch für die Gallenblasen-OP. In solchen Momenten vermisse ich Kalifornien dann doch.

 

Woche 48: Reisen zu Weihnachten

Ich bereite mich auf Weihnachten vor, denn es ist auch dieses Jahr nicht zu vermeiden, dass ich dafür nach Deutschland reisen muss.

Da stellt sich als erstes die Frage: Wie reisen? Ich muss nach NRW, und die Optionen sind Bahn oder Flugzeug, denn die Fähre ist inzwischen viel teurer als sie es vor Jahren war, und da muss man immer noch viel Bahn fahren, entweder von Dänemark aus oder von Kiel. Außerdem dauert es unheimlich lange, Oslo-Kiel in 17 Stunden, und ist entweder total langweilig oder eine Sauftour voller “fröhlicher” Menschen.

Das Experiment mit der Bahn habe ich letztes Jahr zum ersten Mal gemacht. Der Zug ist ja ökologisch viel besser als der Flieger, und ich fahre auch gerne im Zug. Das Problem sind eher die äußeren Umstände: Es hat von Tür zu Tür volle 27 Stunden gedauert, weil es keine Schnellzüge gibt, sondern nur Intercity (oder bessere Regionalbahnen). Besonders durch Dänemark war es schlimm. In einem kleinen Kaff an der See habe ich vier Stunden auf einem zugigen Bahnhof gesessen, ohne eine vernünftige Sitzgelegenheit oder eine Steckdose für meinen Laptop mit der kaputten Batterie. Der Hauptbahnhof von Kopenhagen ist größer, aber nicht weniger zugig, und um 4 Uhr nachts hat dort nur der McDonalds offen. Viel schlimmer aber, auf Klo gehen kann man auch nicht, wenn man kein dänisches Kleingeld hat. Ich habe also meinen Reiseplan geändert, bin zum Flughafen weiter gefahren, statt am Bahnhof auf meinen Anschluss zu warten, und habe dort im Burger King gegessen, das Klo benutzt, und ein paar Stunden gewartet bis mein Anschlusszug vom Hauptbahnhof dort vorbei fuhr. In Stockholm war es dann wenigstens schon wieder hell, und ich konnte in einem Kaffee sitzen, während ich meinen Zugwechsel zu NSB wartete, aber insgesamt habe ich von den 27 Stunden etwa 15 Stunden nicht in einem Zug gesessen, sondern mich kalter Zugluft und Rauchern ausgesetzt. Zug scheidet also aus, auch wenn ich inzwischen weiß, wie man die Reisezeit um ein paar Stunden drücken könnte.

Meine Familie ist im Sommer mit dem Flieger von Hamburg nach Sandefjord gekommen.Das ist der Lokalflughafen für mich, und wäre prima, weil man da gut Anschlüsse nach Hause bekommt, aber die Fluggesellschaft dort ist Ryanair, und die sind nicht nur moralisch zweifelhaft, sondern haben die Linie nach Hamburg zeitweilig wieder eingestellt, wahrscheinlich weil ihnen das Personal zu viel streikt. Es fliegt derzeit niemand von Sandefjord auch nur irgendwo nach Deutschland. Polen oder Ungarn, kein Problem, die ganzen Handwerker wollen wohl über die Feiertage auch bei ihren Familien sein. Aber ich? Oslo ginge noch.

Der Flughafen in Oslo ist 2 Stunden Bahnfahrt von meinem Haus entfernt, und die beste Fluglinie von dort ist Norwegian. Deren Preise sind noch anständig und der Service ist eher wie bei einer großen Airline. Keine Abzocke wie bei Ryanair jedenfalls. Aber nach Deutschland fliegen ist auch dort schwierig, und Ende November ist es schon ziemlich spät. Option eins: Düsseldorf, mit Zwischenstopp in Malaga (!!), 9 Stunden Reisezeit. Option zwei: Berlin, zum dreifachen Preis eines normalen Fluges, wegen Weihnachten. Option drei: Hamburg, normaler Preis, Direktflug, aber nur am 19.12. oder eine Woche später, und Rückflüge kosten auch schon das dreifache.

Ich habe mich also am Ende für Hamburg entschieden, und den Rückflug ab Schönefeld gebucht. Dazu kommen noch Bahnreisen, die die Reisezeit dominieren, und gemeinsam noch einmal so viel kosten wie die Flüge. Nicht zu schweigen von dem norwegischen Taxi, dass ich am Ende nehmen muss, weil zur Zeit meiner Rückkehr die Busse schon den Betrieb eingestellt haben (lange Bahnfahrt vom Flughafen), das sind noch einmal fast 300 Kronen. Meine Familie weiß hoffentlich, was sie mir wert sind.

Die neue Katzenklappe

Jetzt wo der Kater eine Woche alleine daheim bleiben muss, weil ich über Weihnachten nach Deutschland reise, musste endlich das Problem mit dem Futterdieb gelöst werden: Eine Katzenklappe mit Mikrochip-Leser musste her, gefunden auf zooplus.no. Und nachdem ich dann auch noch die Batterien gekauft habe, die nicht mit dabei waren, habe ich sie am Freitag eingebaut. Das Loch der alten Klappe war ein paar Millimeter zu groß, und ich bin nicht so toll im lange Löcher genau gerade bohren, aber mit ein wenig Spachtelmasse kriege ich das sicher hin, dass es nicht mehr ganz so schlimm aussieht.

Rufus ist einprogrammiert, und die Klappe öffnet sich jetzt nur noch für ihn, aber das Geräusch des sich öffnenden Riegels scheint ihn zumindest zu Anfang erschreckt zu haben. Und vielleicht ist der Ausgang ein wenig hoch angebracht, aber die Tür hat da so eine blöde Stufe, da war nichts zu machen.

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Linus ist dann auch pünktlich zum Abendessen gekommen, und hat geheult, als er die Tür nicht wie gewohnt aufdrücken konnte. Voller Erfolg!

dav

Woche 47: Career-Ending Mistakes

Letzte Woche war Black Friday, was ich ja für den dümmsten der erfundenen Feiertage halte, noch mehr als Valentinstag. Überhaupt könnte man mal aufhören, von Feiertage zu sprechen, wenn man da arbeiten muss.

Weil die Norweger kein Thanksgiving haben, ist Black Friday auch nicht wie in den USA der erste Tag der Weihnachtsangebote, sondern nur eine weitere Ausrede, um eine Woche voller Sonderangebote zu annoncieren. Denn damit es sich lohnt, wird das ganze gleich auf die ganze Woche ausgedehnt.

Trotzdem ist der Freitag natürlich ein wichtiger Tag auch im E-Commerce, und der wichtigste Tag für unsere Kunden auf der Arbeit, die im Vorfeld ihre Emil-Kampagnen losgetreten haben, ihre Preise geändert, und einen Ansturm von Käufern erwarten. Das kann man an der Auslastung unserer Server sehen, weshalb wir im Vorfeld ordentlich aufräumen, damit das wie am Schnürchen läuft. Und bei einer solchen Aufräumaktion habe ich dieses Jahr fast meine Karriere beendet, und die Firma gleich mit: Ein Skript, das auf einem Server fünf Seiten von ehemaligen Kunden löschen sollte, meldete “386 Seiten gelöscht”, und mir ging der Arsch gehörig auf Grundeis. Die sofort entstehende Panik stellte sich allerdings schnell als unbegründet heraus: Erstens wir haben viel mehr als 386 Kunden, das waren also auf keinen Fall alle, zweitens war das Skript nach 5 Minuten fertig, und man hätte eh nichts mehr tun können, und dritten hätten wir immer noch Backups gehabt. Viertens hat das Skript außerdem genau das gemacht, was es sollte, nur halt auf allen unseren Servern gleichzeitig, statt nur auf dem einen, auf den ich gezielt hatte – wir hatten eine Menge ehemalige Webseiten, die mal weg mussten. Aber mein Herz hat sich trotzdem nicht mehr so schnell eingekriegt, oh weia. Das hätte ein echt schwarzer Tag werden können.