50 Prozent geimpft

Nein, nicht ganz Norwegen, aber immerhin ich bin jetzt 50% fertig – habe heute meine erste Dosis Pfizer-Impfstoff bekommen, und bin damit unter den fast 1.3 Millionen, die immerhin sie schon haben.

Aufgrund meiner medizinischen Vorgeschichte meinte mein Hausarzt, es wäre sinnvoll dass ich in die Gruppe der Patienten mit besonderen Vorerkrankungen gehöre: hoher Blutdruck, leichtes Übergewicht und Krebs sind zwar alle nicht mehr akut, aber auch noch nicht so lange her. Deshalb musste ich nicht bis zum Juni warten, sondern kriegte schon Anfang April meine Einladung zu einem Termin, ganz unproblematisch per SMS.

Überhaupt war das ganze sehr unbürokratisch und stressfrei, da muss ich sie mal richtig loben, meine Norweger. Die Hausärzte entscheiden, welcher Patient in welche Gruppe gehört, die Kommune organisiert die Impfungen. Dazu haben sie bei uns eine Messehalle umgebaut, und lauter temporäre Wände eingezimmert, um da Warteräume, Anmeldung und Behandlungszimmer voneinander zu trennen.

Das Messegelände im Norden von Tønsberg hat einen schönen Park, Teiche, und eine Frisbeegolf Anlage. Nächstes Mal schaue ich vorher nach, wo es ein paar schnelle Geocaches in der Umgebung gibt.

Links im Bild sieht man gerade noch die Messehalle. Da würde man die Schlange sehen, wenn es eine gäbe. Ich kam zu früh, und habe einen Spaziergang gemacht, weil gerade Mittagspause für das Personal war, und ich mich in diesem Teil von Tønsberg noch nie umgeguckt habe. Als ich zurück kam, war Betrieb, aber Schlange gab es immer noch keine.

Am Eingang standen sechs Tische mit Personal am Computer, die Anmeldungen entgegen nahmen, drei davon frei. Ich bin sofort dran gekommen, habe mich ausgewiesen, sie hatten mich auf der Liste im Computer, alles klar. Ein Kärtchen gekriegt (nach meinem Impfpass wurde nicht einmal gefragt), und ein Informationsblatt zum Selbststudium. Keinerlei Formular ausgefüllt, keinen Kugelschreiber angefasst, alles lief elektronisch. In einer kleinen Wartesektion kurz hingesetzt, wo ich meine Jacke schon mal ausziehen sollte, damit es später schneller ging. Quasi sofort dran gekommen, in einen Stuhl gesetzt, und ein älterer Herr in Schutzkleidung, der eine Aura von “pensionierter Hausarzt” hatte, gibt mir meinen Piekser, seine jüngere Gehilfin prüft vorher mein Kärtchen, macht am Computer einen zweiten Termin für in 6 Wochen, schreibt ihn mir da drauf, und schickt mich im Anschluss zum Abklingen für 20 Minuten in einen Warteraum mit Blick auf den Ententeich, ehe sie entlassen wurde.

Das Personal war fast durch die Bank weißhaarig, und alle sahen aus als sollten sie pensioniert sein. Ich glaube fast, da haben sie alte Hausärzte reaktiviert. Meiner wusste jedenfalls sofort, was dieses Keppra ist, als er mich nach meinen regelmäßig eingenommenen Medikamenten fragte.

Auch für das Selfie in den sozialen Medien war ausreichend Zeit vorhanden.

Meine lustige Tigermaske hat mal wieder freundliche Kommentare ausgelöst. Am 10. Juni kriege ich meine zweite Dosis, dank funktionierender Digitalisierung kriegte ich auf dem Heimweg schon von der Kommune eine SMS mit der Erinnerung.

Telefonsorgen

So richtig toll ist das Handy (Huawei P10 Lite) leider nicht mehr. Nicht nur, dass die 16 GB Speicher ständig voll sind, weshalb ich mich zwischen Hörbuch und Podcast unterscheiden muss, und ständig Apps austauschen (gestern z.B. musste ich Facebook deinstallieren, um den Sonos Controller für die Lautsprecher im Büro zu installieren). Inzwischen macht auch die Batterie keine ganzen Tag mehr durch, wenn ich sie nicht vorsichtig manage, d.h. alle Radios (GPS, Bluetooth, Mobildaten) abschalte, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Verstärkt wird das Problem dadurch, dass die USB Ladebuchse ausgeleiert ist, und ich es nicht mehr zuverlässig laden kann. Da stehe ich dann schon mal Abends nach der Arbeit ohne Busticket da, weil das ja heutzutage auch in einer App lebt.

Heute gab es ein extra krasses Beispiel dafür, wie viel die verschiedenen Radios brauchen. Ich habe erstmals seit dem Kauf den Fitnesstracker angeschaltet für meine Inseltour in der Mittagspause, und der will das GPS benutzen, während ich gleichzeitig mein Buch höre, also ist Bluetooth auch an (der Klinkenstecker für Kopfhörer ist schon länger hinüber, es geht also wie bei Apple nur noch drahtlos). Nach 50 Minuten Tracking schaltete das Handy sich ab, als ich gerade wieder daheim war, weil der Batterielevel 0% erreicht hatte. Sage und schreibe 4 Stunden war ich da wach, und das Telefon nicht mehr geladen worden.

Das Ergebnis ist trotzdem schön, den Tracker kann man gebrauchen:

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Bewegung tut gut

Vor einer Woche war ich bei meinem Arzt, um über das Ergebnis meiner Langzeit-Blutdruckmessung zu sprechen. Wie erwartet ist mein Blutdruck zu hoch (die konkreten Zahlen sagen mir nichts), und meine Blutprobe hat ergeben, dass mein Vitamin B12 Niveau sehr niedrig ist (bei Vegetarianern nichts ungewöhnliches). Ich nehme jetzt also ein neues Medikament für den Blutdruck, und Vitamintabletten. Weil sie in Norwegen gegenüber Vitaminpräparaten eher skeptisch sind, gibt es die auf Rezept aus der Apotheke.

Außerdem bin ich zu dick, und sollte mal Gewicht verlieren, meinte mein Arzt. Kleine Änderungen könnten schon reichen, wie zum Beispiel zuckerfreie Brause trinken. Ich trinke keine Brause, habe ich ihm gesagt. Zucker im Kaffee habe ich auch nicht, ich trinke ja keinen Kaffee. Und in meinen Tee kommt nichts außer Milch. Ja, dann sollte ich mich mal sportlich betätigen. Fitnesscenter habe ich aber ja leider auch keines in der Nähe.

Wir haben uns dann geeinigt, dass ich einmal am Tag irgendwie eine halbe Stunde ins Schwitzen kommen soll, ob nun auf dem Fahrrad oder laufend. Und seit einer Woche mache ich jetzt in der Mittagspause eine Wanderung um unsere Insel, über den Küstenpfad, der sich durch die Strandzone windet, und so steinig und voller Wurzeln wie der ist, komme ich da auch ohne zu joggen (ich hasse joggen!) ein wenig außer Atem. Aber vor allem tun mir meine Beine weh vom Muskelkater. Ich bin eben furchtbar außer Form. Das ist eine gute Strecke, mein Telefon meint, 5000 Schritte, und es dauert 50 Minuten. Das schwierigste ist, mich von der Arbeit frei zu machen, und mir da insgesamt mehr als eine Stunde Mittagspause zu gönnen, ohne dass ich mich als Drückeberger fühle. Aber Gesundheit ist halt wichtig. Und mein Hörbuch hören kann ich dabei auch.

Bin ein bisschen stolz, dass das an jedem Tag geklappt hat, außer Mittwoch, wo ich im Büro arbeite, und Samstag, wo ich erst im Dunkeln wieder daheim war nach dem Kinder-Programmierklub. Auch an den beiden Tagen bin ich aber viel zu Fuß unterwegs, wenn ich auch nicht gerade ins Schwitzen komme.

Mal gucken, ob es was bringt. Schön wär’s auf jeden Fall.

Patientenreisen

Wieder etwas gelernt. Man kann sich in Norwegen die Kosten für die Reise zu einer medizinischen Behandlung erstatten lassen (*). So wie zum Beispiel meine Reise nach Porsgrunn neulich, wo das nächstgelegene MR Labor ist, für meine jährliche Nachsorge.

Das funktioniert so: Ich fahre dort hin, mit dem Verkehrsmittel meiner Wahl (Bahn und Bus), und zahle das aus eigener Tasche (470 Kronen). Dann beantrage ich online eine Erstattung. Wenn das unter 300 km pro Reiseweg sind, kann ich da keine Quittungen einreichen, sondern werde nach vereinfachtem Modell bearbeitet: 2.50 Kronen pro Kilometer. In meinem Fall sind das 138 km, macht 345 Kronen Erstattung.

Hier zahle ich also schon einmal 125 Kronen aus eigener Tasche drauf, aber es kommt noch toller: Von den 345 Kronen werden 289 Kronen Selbstbeteiligung abgezogen, bleiben zur Auszahlung 56 Kronen, und Beträge unter 100 Kronen werden aus Kostengründen nicht erstattet.

Seufz. Der einzige Gewinn der Meldung ist also, dass die 289 Kronen Selbstbeteiligung auf meine maximale jährliche Belastung angerechnet wird. Sobald die 2369 Kronen erreicht, bekomme ich eine Frikort, und bis zum Ende des laufenden Jahres zahle ich dann für Medikamente und Arztbesuche (und Reisen?) Keine Selbstbeteiligung mehr. Die Karte ist letzte Woche gekommen.

Falls ich also dieses Jahr noch einmal ein MR brauche, sollte ich die 100 Kronen Auszahlungsgrenze überschreiten, und kann mich auf eine Auszahlung von fast 75% meiner real entstandenen Kosten freuen. Aber so richtig glücklich macht mich das doch nicht.

(*) Das ist nicht der Teil, den ich gelernt habe, das habe ich schon öfter in Anspruch genommen, für Reisen nach Oslo. Was ich gelernt habe, ist was passiert, wenn man Kurzstrecken fährt.

Snowmageddon

Es schneit seit einer Woche unentwegt. So habe ich das in all den Jahren hier noch nicht erlebt. Gestern hat die Müllabfuhr die Tonne zum Glück noch gefunden, und ich habe sie gleich zurück gestellt, heute ist von ihr keine Spur mehr zu sehen.

Der Kater war jetzt seit Tagen nicht mehr draußen, dem gefällt das nämlich auch überhaupt nicht. Und das, wo wir doch kein Katzenklo im Haus haben; ich werde eventuell doch noch einmal in das Wetter raus müssen, und eines kaufen.

Die Haustür ging heute morgen nicht auf, weil sich zu viel Schnee vor ihr türmte. Dabei habe ich gestern Abend noch geschaufelt. Also bin ich zur Veranda raus, und bin über die Leiter für den Kater in den Garten hinab gestiegen, wo der Schnee so hoch liegt, dass man mindestens bis zu den Knien drin versinkt, egal wo man steht. Ich habe mir einen Weg bis zur Haustür geschaufelt, und sie frei gelegt.

Schnee
Bild vom Schnee, der sich auf meiner Veranda türmt.

Bei der Gelegenheit habe ich realisiert, dass die Verandatür sich in der Kälte verzogen hat, und nicht mehr richtig schließt. Am unteren Ende fehlt ein halber Zentimeter bis zum Anschluss, damit der Schließmechanismus in das Gegenstück einrastet. Das ist bei der momentanen Kältewelle natürlich Mist, und ich kann das auch nicht reparieren, muss wohl ein Handwerker her.

Hoffentlich brauche ich keine neue Tür. Das Konto leidet momentan eh, nach den ganzen Arztbesuchen im Januar.

Die neue Zahnkrone ist übrigens drin, und alles funktioniert wieder. Auch Essen kann ich wieder ziemlich normal, nachdem die Gallenblase da nicht mehr mitreden kann.

 

Löcher in den Bauch

… fragen einen nicht nur Kinder. Man kriegt die auch, wenn man sich die Gallenblase mit einer Schlüsselloch-OP entfernen lässt. Ich habe vier Stück gekriegt.

Im Krankenhaus kriegt man ja tolle Drogen, und wenn ich nach so einer OP aufwache, fühle ich mich oft richtig gut. Das erste mal seit Tagen richtig ausgeschlafen, keine Schmerzen, alle kümmern sich um mich – zwei Wochen Krankschreibung? Ach was, ich doch nicht!

Was ich dabei nicht bedacht habe, ist natürlich, dass ich daheim alles selber machen muss. Schnee schaufeln, Katze füttern, Essen kochen, mit dem Bus zum einkaufen fahren, Wäsche waschen, Verbandswechsel, Staub saugen, das sind alles Tätigkeiten, bei denen man seine Bauchmuskeln schon echt vermisst, und wo die Narben von der Operation bewegt werden und zu schmerzen anfangen, wenn man plötzlich nur noch Paracetamol kriegt. Ich liege also seit Freitag Mittag flach im Bett, nachdem ich mich erst einmal ausgiebig überfordert habe.

So gar nichts zu tun ist ja wieder meine Natur (weshalb ich wohl gerade blogge), andere Menschen würden die Gelegenheit nutzen, einmal Netflix rauf- und runter zu schauen, aber außer der zweiten Season von Detectorists und dem Handballspiel am Freitag habe ich mich nicht recht dazu aufraffen können. Dabei habe ich noch so viele Filme aus 2018 nicht geguckt.

Morgen soll ich offiziell wieder Arbeiten können, aber das wird wohl nichts. Schon deshalb nicht, weil meine temporäre Zahnkrone locker sitzt. Nachdem ich die OP bekommen habe, habe ich den Termin beim Zahnarzt, der mir Donnerstag die permanente Krone einsetzen wollte, kurzerhand um acht Tage verschoben, und so lange hat das Provisorium wohl nicht gehalten. Natürlich passiert mir das wieder an einem Sonntag, aber ich hoffe mal, morgen kriege ich das geregelt.

PS: Der neue WordPress-Editor kann mich mal. Ich hoffe, die schaffen den Alten nicht ab, ehe das benutzbar ist.

 

Gesundheitswesen, Nachtrag

Nach meiner Geschichte habe ich einige Fragen bekommen, darunter vor allem “warum hat das so lange gedauert? Ist das normal?”.

Zur Einordnung: Ich hatte meine ersten Symptome im Februar 2016. Die OP im Januar 2019, also nach fast drei Jahren. Der Ablauf war in etwa so:

1. Ich war im Februar 2016 über lange Zeit im Krankenhaus zur Bestrahlung. Dabei wohnte ich im Hotel, das ans Krankenhaus angeschlossen ist, das sehr leckeres Essen hatte, und an meinem letzten Abend gab es Lachsfilets, und lauter andere Sachen, die ich gerne mag. Ich habe ausgiebig geschlemmt, und in der Nacht hatte ich schlimme Bauchschmerzen und habe mich übergeben. Da das Krankenhaus direkt ein Stockwerk unter dem Hotel lag, bin ich in die Nachtwache gegangen, habe denen gesagt, was los ist, und mich natürlich gefragt, ob das mit den Strapazen der letzten sechs Wochen Bestrahlung zusammenhängt. Der anwesende Arzt meinte, nein, das sei sicher vorübergehend, hat mir ein Schmerzmittel und eine Schlaftablette gegeben, und noch je zwei Dosen für unterwegs.

2. Es ist dann im Anschluss noch ein paar mal passiert, aber ich habe das immer darauf geschoben, dass mein Auge hungriger ist als mein Magen, und ich mich einfach überfressen hatte. Mit normalen Schmerzmitteln hatte ich die Situation auch meist nach ein bis zwei Stunden Unbehagen im Griff.

3. Zu dieser Zeit hatte ich auch eine Menge andere Stressfaktoren, ich war erst arbeitslos, dann in einem neuen Job, und immer noch über 50% krank gemeldet. Ich habe die Sache also verdrängt, und vorsichtiger gegessen, statt meinem Hausarzt davon zu erzählen. Mein Fehler.

4. 2017 kamen die Anfälle häufiger, und über Weihnachten beim Familienbesuch war es kein Spaß. Ich habe endlich mal meine Systeme im Internet nachgeschaut, und Gallensteine als mögliche Ursache entdeckt. Mit der Vermutung bin ich Anfang 2018 zum Arzt gegangen, der hat sich meine Leiden angehört, und kam unabhängig auf den selben Verdacht. Und sagte mir, dass man da am besten eine OP macht, wenn man das abstellen will. Aber erst einmal muss die Sache gründlich untersucht werden, dafür muss ich zum Spezialisten überwiesen werden, um eine Ultraschall-Untersuchung zu machen. Das hat er in die Wege geleitet.

5. Nachdem das Gesundheitswesen eine Weile gearbeitet habe, bin ich um Ostern herum zum Ultraschall geschickt worden (das Gesundheitswesen arbeite nur auf dem Briefweg), der Techniker hat mir den Bauch beschallt, und auf seinen Schirm gezeigt: Guck mal, du hast enorm viele Steinchen in Deiner Gallenblase. Das tut bestimmt weh. Bei der Menge solltest Du auf jeden Fall eine OP machen, und die Gallenblase entfernen.

6. Mit dem Ergebnis bin ich dann wieder zum Hausarzt, der immer noch meinte, meine beste Lösung sei eine OP. Hier sind sich also alle einig, prima, dann machen wir das. Aber das kann der Hausarzt nicht veranlassen, so eine OP muss von einem Gastrologen angeordnet werden. Zu dem werde ich überwiesen, und nach einer Weile kriege ich einen Termin im August. Weil da aber Sommerferien sind, und in Norwegen niemand in den Sommerferien arbeitet, wird der Termin um einen Monat verschoben. Dreimal.

7. Im November gehe ich also zur Gastrologie, und inzwischen kann ich es auch kaum abwarten, dass das Ding weg kommt, aber nein, es gibt noch keine OP. Der Gastrologe muss die ja erst anordnen, und das kann er erst machen, wenn ich mich dafür entschieden habe, nachdem mir allemeine medizinischen Alternativen erklärt wurden.

8. Dafür muss ich ihm zum ixten Mal meine komplizierte Krankengeschichte der letzten 10 Jahre erzählen, meine Symptome auflisten, und überhaupt: Das steht alles in meiner digitalen Krankenakte, die ja angeblich Bürokratie abbauen und das Gesundheitswesen optimieren soll, warum rede ich mir den Mund fusselig? Der Gastrologe sagt, ich hätte zwei Alternative: Entweder operiert man die Gallenblase komplett raus, was unkompliziert sei, oder ich habe mein Leben lang Schmerzen. Ich entschiede mich weiterhin für Umschlag A, weg mit dem Ding. Jetzt muss er mir nur noch einen Termin für die OP geben, denke ich, aber das macht die Verwaltung, denn da sind ja noch die Anästhesie und eine Menge andere Leute beteiligt, und das ist kompliziert.

9. Es wird 2019, und ich warte immer noch auf einen OP-Termin. Weihnachtsessen habe ich mit viel Vorsicht überlebt, aber trotzdem bin ich 2-3 mal pro Monat um den Schlaf gebracht. Die Anfälle dauern inzwischen länger, bis zu 8 Stunden, und ich habe vom Hausarzt Voltaren gekriegt, wovon ich die doppelte verordnete Dosis nehme, weil es sonst nicht hilft. Ich verpasse viel Arbeit, weil ich nur tagsüber schlafen kann.

10. Ich habe plötzlich 2 Anfälle kurz hintereinander, und mein Voltaren neigt sich dem Ende zu. Ungeduldig rufe ich das Krankenhaus an, wann denn mein Termin kommen soll, und kriege die Antwort, dass da noch nichts passiert sei, die Planung für Q2 machen sie erst zeitnah. Ich frage, ob es nicht vielleicht eher geht, und kriege noch einen Termin für Mitte März! Toll. Aber vorher muss ich noch zu einem Pre-operativen Gespräch, wo mir erklärt wird, welche Verhaltensmaßnahmen für den Tag der OP gelten (fasten, wegen Vollnarkose) und ich mit der Anästhesei über meine Medikamente spreche (stehen die nicht in meiner Akte? Doch, ja, aber ist Vorschrift). Das Meeting kriege ich für Ende Februar in den Kalender, prima.

Tegnehanne: legemidler
Comic stolen from Tegnehanne, without permission.

11. Auf die zwei Anfälle folgen in der selben Woche noch zwei weitere, und es wird mir zu bunt. Ich rufe erneut das Krankenhaus an, und frage, ob sie nicht eine Liste mit Ernstfällen haben, falls ein Patient absagt, dass man da reinrutscht? Ja, die gibt es, aber ohne das Pre-Op Gespräch nützt es nichts, da drauf zu sein, und das habe ich ja noch nicht. Kann ich am Montag kommen dafür? Seltsam, plötzlich geht das schnell. Ja, klar.

12. Montag also zu dem Gespräch gegangen, Krankengeschichte, Allergien und Medizin aufgelistet,zum fünften Mal im Leben erklärt bekommen, wie eine Vollnarkose funktioniert, dass man sich vor der OP ordentlich waschen soll, etc. pp.

13. Dienstag kommt ein Anruf vom Krankenhaus: Ob ich Mittwoch morgen um 7:15 zu einer OP kommen könnte, sie hätten eine plötzliche Absage gekriegt. Plötzlich geht alles schnell, ich sage alle meine Vorhaben für die kommende Woche ab, sorge dafür, dass ich die Unterstützung habe, die ich nach der OP brauche, und packe für einen Tag ohne Übernachtung im Krankenhaus, esse noch was zu Abend, ehe das Fasten für die Narkose beginnt.

14. Mittwoch. Nach noch einer fürchterlichen Nacht (Pizza essen war wohl verkehrt, obwohl es bisher nie Probleme gemacht hat) erscheine ich um 6:30 mit dem ersten Bus am Krankenhaus. Von hier an bin ich in der Hand von Menschen, nicht Bürokraten und einem namenlosen “Krankenwesen”, und alles geht super schnell und professionell von der Bühne, mit sehr netten Krankenpflegern und Ärzten. Nachmittags holt mich A. nach der Arbeit ab, nachdem mir das Krankenhaus noch Medikamente und Pflaster mit Anweisungen auf den Weg gegeben hat. Nicht bücken, keine schweren Sachen heben, beim Essen vorsichtig sein, fettes Essen meiden, über die nächsten 4 Wochen langsam herantasten. Okay.

Ist das Gesundheitswesen Schuld, dass es so lange dauert? Erst einmal habe ich zu lange gewartet, ehe ich mich an meinen Hausarzt gewendet habe, danach habe ich viel Zeit verloren, weil mir nicht immer klar war, dass ich eine Überweisung brauche, oder wer jetzt gerade den Ball in seinem Feld hat – Hausarzt oder Spezialist? Das ist für einen Einwanderer ohne Vorwissen nicht immer einleuchtend. Dann dauert es wahnsinnig lange, Termine zu bekommen, die in der Regel mehrfach verschoben werden, aus “unvorhersehbaren” Gründen wie Urlaub. Und es gibt zu viele vorgeschriebene In-Person Meetings, was diesen Umstand noch einmal verschlimmert. Die sind aus einer Zeit vor der Digitalisierung, da bin ich mir sicher. Die angedachte Vereinfachung des Systems durch den Einzug der Computer hat noch nicht stattgefunden, glaube ich. Oder man traut dem Braten nicht.

Positiv ist für mich immer, dass in Norwegen jeder die Behandlung kriegen kann, die er braucht, egal was er für einen Job hat, ob er privat versichert ist oder nicht. Aber das wird halt auch damit erkauft, dass die Krankenhäuser viel zu tun haben, und man Einsparungen durch die Politik ziemlich direkt bemerkt. Unangenehm finde ich wie gesagt, dass man selber drängeln muss, damit sich was tut, und dass das dann klappt, heißt ja auch, dass man noch schlechter dran ist, wenn man es nicht tut, wie es eigentlich in meiner Natur liegt.

 

Ende gut, alles gut

Ich bin zurück aus dem Krankenhaus. Gestern Nachmittag hat die Gastrologie mich nach sehr gut gelungener Operation nach Hause geschickt, und ich habe die Nacht bei A & L im Gästezimmer verbracht, weil die Ärzte darauf bestanden, dass in der Nacht jemand in der Nähe ist, falls es doch zu Komplikationen kommen sollte. Es lief aber alles prima, ich habe auch fast keine Schmerzen mehr, außer wenn ich meine Bauchmuskeln benutze. Da sind ja vier neue Löcher drin. Ich darf nichts schweres heben (Rufus fällt in die Kategorie “schwer”), kann mich nur schwer bücken, und jemand sollte mal eine Maschine erfinden, die Schuhe zu knotet.

Das Personal im Krankenhaus Tønsberg war ausnahmslos nett, hat alle meine Fragen beantwortet, auch wenn es mal seltsame Sachen waren, wie die Hygieneroutinen für OP Kleidung. Einer meiner ersten Jobs war ja eine Software zur Etikettierung für eine Krankenhausreinigung, ich hatte da also “professionelles” Interesse.

Bis Montag bin ich noch krank geschrieben, und ich schaue mal, wie viel von der Zeit ich vor dem Fernseher verbringen kann, um mein Backlog von Filmen aus 2018 aufzuholen.

Es geht los!

Das Krankenhaus hat mich heute Mittag angerufen, und fragt, ob ich morgen Zeit hätte für die OP, ein andere Patient hat kurzfristig abgesagt. Natürlich will ich den Termin haben! Endlich Schluss mit dem Kram.

Ich habe also in aller Hektik dafür gesorgt, dass ich diese Woche nichts anderes vorhabe (Sorry, Zahnarzt), und Mittwoch Abend jemand in der Nähe ist, falls ich in der Nacht irgendwelche Probleme bekommen sollte (Wunsch vom Krankenhaus). Jetzt packe ich eine Tasche, rasiere mich noch schnell, damit sie die Sauerstoffmaske auflegen können, und stelle meinen Wecker auf 5:40, damit ich den Termin nicht verpasse.

Bitte Daumen drücken. Hoffentlich klappt alles so gut, wie ich es mir wünsche.

Rekord

Diese Woche habe ich vier Nächte nicht geschlafen wegen der Gallensteine. So schlimm war es bisher mit Abstand nicht, es scheint sich etwas geändert zu haben bei den Lebensmitteln, die ich vertrage. Morgen habe ich den Pre-Op Termin beim Krankenhaus, und muss außerdem meinen Hausarzt für ein neues Rezept anrufen, weil meine Schmerztabletten so gut wie alle sind. Bei weniger als der doppelten verschriebenen Dosis tut sich da nämlich nichts.

Bis zum März wird es noch eine lange Zeit, fürchte ich.