Fahrradauktion

Am Donnerstag bin ich nach der Arbeit zur Fundsachenauktion der Polizei gefahren.

Ich brauche nämlich ein neues Fahrrad, das den Anhänger ziehen kann und das man auch im Winter fahren kann. Das Rennrad ist für beides ungeeignet, und die Gangschaltung vom zweiten Fahrrad im Schuppen hat jetzt endgültig den Geist aufgegeben. Außerdem will man ja auch Besuchern ein Rad anbieten können, dass hier die Berge rauf und runter kommt.

Statt ein neues zu kaufen, dachte ich, vielleicht auf der Auktion ein Schnäppchen machen zu können. Gleich vorab: Das hat nicht geklappt.

Alle paar Jahre mal macht die Polizei eine Auktion mit Fundsachen und Diebesgut, dessen Besitzer sich nicht auftreiben ließen. Entsprechend gab es da alles von Sportschuhen über Bunad-Silber bis zu Booten. Und fast 200 Fahrräder in sehr unterschiedlichem Zustand.

Die Polizei hat sich natürlich keine Mühe gemacht, die heraus zu putzen, oder die Schäden an den Rädern zu dokumentieren, deshalb ist es wichtig, dass man eine Stunde vorher aufkreuzt, um die Dinger zu inspizieren, so gut das geht. Die lehnen alle aufeinander, selbst Bremsen und Gangschaltung ausprobieren ist da schon nicht drin gewesen. Man kann aber schon eine Vorauswahl treffen, wo der Rahmen beschädigt ist, die Reifen heruntergefahren sind, oder der Rost nach einer neuen Kette oder Gangschaltung schreit.

Da ich etwas ganz bestimmtes wollte (wintertauglich, und besser als das Rad, das im Schuppen steht), reduzierte sich der Pool der Kandidaten schnell auf nur noch 3 Exemplare, die schon zu den besten in der Sammlung gehörten – ein paar Rennräder und so ein Fat-Tire Rad waren noch dabei, die sicher etwas wert waren. Entsprechend war die Konkurrenz, als meine Wunschräder aufgerufen wurden, und sie gingen dann für Preise weg, die ich nahe am Neupreis vermute.

Generell wurde viel zu viel bezahlt für Räder, die man maximal fünf Minuten aus der Ferne gesehen hat, und an denen man möglicherweise alle teuren Teile ersetzen muss. Die anderen Teilnehmer an der Auktion haben wesentlich mehr Vertrauen in den Zustand als ich, besonders wo die Räder sicher alle ein halbes Jahr im Freien herum gestanden haben, ehe die Polizei sie endlich eingesammelt hat. Ich konnte da nur mit dem Kopf schütteln.

Das man ein Schnäppchen machen kann, wird schon dadurch verhindert, dass da offensichtlich Profis unter den Zuschauern sind, die mit einem Bündel voll Geldscheinen da stehen, und von allem, ob es jetzt Werkzeug, Silberschmuck oder klassische DBS-Räder sind, den Wert kennen , und es offenbar auf Wiederverkauf angelegt haben. Ich gehe davon aus, dass viele der Sachen in Kürze auf finn.no auftauchen, evtl. etwas geputzt oder repariert.

Auch immer lustig bei so einer Auktion: Kinder, die auf Dinge bieten, die sie gerne selber hätten – es gab außer Rädern und Booten noch viele Klamotten, Uhren, Schuhe, und sogar Socken. Wenn sie da mit ihren 100 Kronen in der Hand stehen, einen Preis rufen, und sich freuen wenn sie vielleicht sogar etwas “gewinnen”, das ist schon niedlich.

Es war ein lustiger Abend, auch wenn ich nichts ersteigert habe. Das Fahrrad muss wohl trotzdem neu gekauft werden. Man gönnt sich ja auch sonst nichts.

Osterferien 2019

Die große kleine Schwester ist zu Besuch, ich habe mir zwei Wochen Urlaub genommen, und wir haben viel gemacht:

  • Erstes Bad des Jahres im Fjord
  • Radtour nach Tjøme mit Wanderung und Besuch der Gletschertöpfe, die ich noch nie gesehen habe.
  • Großeinkauf für Haus und Garten, Blumen gepflanzt, eine Blumenwiese gesät, Sträucher beschnitten und Nistkästen aufgehängt.
  • Mit dem Bus nach Moutmarka, noch eine Wanderung gemacht. Sehr schönes Landschaftsschutzgebiet dort, mit Strand und viel Natur.
  • Viel gekocht, fern gesehen und Spiele gespielt.

Abenteuer Internetshop

Am Mittwoch ist meine Lieferung aus China gekommen. Ich brauchte zu meinem neuen Computer zwei Adapter für meine alten Monitore, und die habe ich für $7,50 in China bei Deal Extreme bestellt. Anfang Februar, Lieferzeit 7-10 Tage. Direkt am nächsten Tag hat der Händler das Geld von meinem Paypal Account eingezogen.

Zwei Wochen später war meine Bestellung noch immer “in Bearbeitung”, und nachdem ich freundlich gefragt habe, ob es ein Problem gäbe, war sie plötzlich “in der Post”.

Nachdem die 10 Tage Lieferzeit verstrichen waren, ohne dass ein Päckchen eintraf, habe ich dann Anfang März noch einmal gefragt, was denn nun sei, und wurde aufgeklärt, dass es sich bei der Lieferdauer um 11-20 Arbeitstage handele, und ich Geduld haben sollte. Und siehe da, das Päckchen kam dann auch irgendwann, und zwar genau an dem Tag, an dem ich eigentlich mein Geld zurück erstattet haben wollte.

Funktioniert hat dann nur einer der beiden Adapter, der zweite war DOA. Auf meine Anfrage, wie ich denn jetzt mein Geld zurück bekommen könnte, gibt es bisher noch keine Antwort, aber ich rechne damit, dass mir in 14 Tagen bestellt wird, ich solle den kaputten Adapter doch Zwecks Austausch per Einschreiben nach China schicken.

Es hat sich nicht gelohnt, das Zeug im Internet zu kaufen, und nächstes Mal lasse ich mich doch lieber wieder vom lokalen Elektrohandel schröpfen, der 170 Kronen pro Stück haben will. Leider kriegen die im Gegensatz zu China schlechte Konditionen von der norwegischen Post, und können keinen Gratis Versand anbieten, sondern verlangen ein Heidengeld für ein Päckchen, das ich mir dann auch noch beim lokalen Postamt abholen muss. China dagegen sendet mir das kostenfrei als Brief direkt in den Postkasten. Da muss sich etwas ändern, Leute. Ich würde ja auch persönlich im Laden antanzen, wenn der nicht in einem Gewerbegebiet liegen würde, in das von mir daheim kein Bus geht, und zu dem ich wegen Winterwetter und Schotter auf allen Wegen auch nicht mal eben mit dem Fahrrad fahren will. Mehr Busrouten, die nicht nur sternförmig die Innenstadt mit den Vororten verbinden, könnten ein Gewinn für das lokale Gewerbe sein? Wenn es schon in der Innenstadt keinen brauchbaren Elektrohandel mehr gibt?

Der zweite Monitor ist jetzt erst einmal analog über VGA angeschlossen, bis ich doch mal zum Elkjøp komme, oder ein Wunder passiert.

Space Day

Heute bin ich nach Oslo ins Grand Hotel zum Space Day 2019 gefahren. Da stellte dich die norwegische Weltraumindustrie vor, vor allem für Schüler, die sich für ein Studienfach und eine Karriere entscheiden müssen. Aber ich dachte, ich gehe mal hin, und schaue, ob nicht jemand Software-Entwickler für spannende Sachen sucht, die in den Weltraum geschossen werden.

Der Tag fing nicht gut an. Auf dem Weg zum Bus fiel mir auf, dass mit meinem Zaun wohl etwas nicht stimmte. Mist.

Da ist wohl der Schneepflug letzte Nacht nicht um die Kurve gekommen. Unterwegs habe ich die Kommune angerufen, die haben das zu ihrem Subunternehmer mit dem Schneepflug weitergeleitet, damit er mich anruft. Hat er dann auch irgendwann im Laufe des Tages getan, und mir versprochen, dass er das im Frühling repariert “wahrscheinlich vor dem 17. Mai”, wenn kein Schnee mehr liegt, und die Farbe eine Chance hat, zu trocknen. Von mir aus kann er mir auch einen ganz neuen Zaun hinstellen, der musste eh gestrichen werden.

Der Event war so mittelmäßig bis nicht hilfreich. Es gibt nicht viel Space-Industrie, und die meisten sind von der Sorte, die Daten von europäischen Satelliten auswerten. Eine Politikerin war da, die blumig von der Zukunft grüner Technologien geredet hat, und wie wichtig der Weltraum doch dafür wäre, und dann gab es einige Fallbeispiele und Stände, an denen man sich unterhalten konnte. Die fielen in zwei Kategorien: Firmen, die Elektronik machen, und keine Software-Entwickler brauchen, und Firmen, die Software machen, aber heute nicht erschienen waren.

Ich werde wohl meinen Traum, einmal im Leben einen Roboter zum Mars zu schicken, nicht verwirklichen können. So etwas cooles macht niemand auch nur annäherungsweise.

Auf dem Rückweg habe ich mir bei meinem alten Arbeitgeber einen Gratis Monitor schenken lassen, damit der nicht in den Elektro-Müll wandert, und den mit nach Hause geschleppt.

Bleibt noch zu berichten, dass das Catering im Grand Hotel ganz passabel war. Es gab neben ausreichend Kaffee belegte Baguettes zum Lunch, und kleine Teilchen und Früchte als Snack zwischendurch. Für ein Event, dass hauptsächlich von Jugendlichen besucht wurde, finde ich das ziemlich ordentlich, da habe ich schon professionelle Konferenzen besucht, die schlechteres Essen hatten. *hust* wraps *hust*

 

Snowmageddon

Es schneit seit einer Woche unentwegt. So habe ich das in all den Jahren hier noch nicht erlebt. Gestern hat die Müllabfuhr die Tonne zum Glück noch gefunden, und ich habe sie gleich zurück gestellt, heute ist von ihr keine Spur mehr zu sehen.

Der Kater war jetzt seit Tagen nicht mehr draußen, dem gefällt das nämlich auch überhaupt nicht. Und das, wo wir doch kein Katzenklo im Haus haben; ich werde eventuell doch noch einmal in das Wetter raus müssen, und eines kaufen.

Die Haustür ging heute morgen nicht auf, weil sich zu viel Schnee vor ihr türmte. Dabei habe ich gestern Abend noch geschaufelt. Also bin ich zur Veranda raus, und bin über die Leiter für den Kater in den Garten hinab gestiegen, wo der Schnee so hoch liegt, dass man mindestens bis zu den Knien drin versinkt, egal wo man steht. Ich habe mir einen Weg bis zur Haustür geschaufelt, und sie frei gelegt.

Schnee
Bild vom Schnee, der sich auf meiner Veranda türmt.

Bei der Gelegenheit habe ich realisiert, dass die Verandatür sich in der Kälte verzogen hat, und nicht mehr richtig schließt. Am unteren Ende fehlt ein halber Zentimeter bis zum Anschluss, damit der Schließmechanismus in das Gegenstück einrastet. Das ist bei der momentanen Kältewelle natürlich Mist, und ich kann das auch nicht reparieren, muss wohl ein Handwerker her.

Hoffentlich brauche ich keine neue Tür. Das Konto leidet momentan eh, nach den ganzen Arztbesuchen im Januar.

Die neue Zahnkrone ist übrigens drin, und alles funktioniert wieder. Auch Essen kann ich wieder ziemlich normal, nachdem die Gallenblase da nicht mehr mitreden kann.

 

Gesundheitswesen, Nachtrag

Nach meiner Geschichte habe ich einige Fragen bekommen, darunter vor allem “warum hat das so lange gedauert? Ist das normal?”.

Zur Einordnung: Ich hatte meine ersten Symptome im Februar 2016. Die OP im Januar 2019, also nach fast drei Jahren. Der Ablauf war in etwa so:

1. Ich war im Februar 2016 über lange Zeit im Krankenhaus zur Bestrahlung. Dabei wohnte ich im Hotel, das ans Krankenhaus angeschlossen ist, das sehr leckeres Essen hatte, und an meinem letzten Abend gab es Lachsfilets, und lauter andere Sachen, die ich gerne mag. Ich habe ausgiebig geschlemmt, und in der Nacht hatte ich schlimme Bauchschmerzen und habe mich übergeben. Da das Krankenhaus direkt ein Stockwerk unter dem Hotel lag, bin ich in die Nachtwache gegangen, habe denen gesagt, was los ist, und mich natürlich gefragt, ob das mit den Strapazen der letzten sechs Wochen Bestrahlung zusammenhängt. Der anwesende Arzt meinte, nein, das sei sicher vorübergehend, hat mir ein Schmerzmittel und eine Schlaftablette gegeben, und noch je zwei Dosen für unterwegs.

2. Es ist dann im Anschluss noch ein paar mal passiert, aber ich habe das immer darauf geschoben, dass mein Auge hungriger ist als mein Magen, und ich mich einfach überfressen hatte. Mit normalen Schmerzmitteln hatte ich die Situation auch meist nach ein bis zwei Stunden Unbehagen im Griff.

3. Zu dieser Zeit hatte ich auch eine Menge andere Stressfaktoren, ich war erst arbeitslos, dann in einem neuen Job, und immer noch über 50% krank gemeldet. Ich habe die Sache also verdrängt, und vorsichtiger gegessen, statt meinem Hausarzt davon zu erzählen. Mein Fehler.

4. 2017 kamen die Anfälle häufiger, und über Weihnachten beim Familienbesuch war es kein Spaß. Ich habe endlich mal meine Systeme im Internet nachgeschaut, und Gallensteine als mögliche Ursache entdeckt. Mit der Vermutung bin ich Anfang 2018 zum Arzt gegangen, der hat sich meine Leiden angehört, und kam unabhängig auf den selben Verdacht. Und sagte mir, dass man da am besten eine OP macht, wenn man das abstellen will. Aber erst einmal muss die Sache gründlich untersucht werden, dafür muss ich zum Spezialisten überwiesen werden, um eine Ultraschall-Untersuchung zu machen. Das hat er in die Wege geleitet.

5. Nachdem das Gesundheitswesen eine Weile gearbeitet habe, bin ich um Ostern herum zum Ultraschall geschickt worden (das Gesundheitswesen arbeite nur auf dem Briefweg), der Techniker hat mir den Bauch beschallt, und auf seinen Schirm gezeigt: Guck mal, du hast enorm viele Steinchen in Deiner Gallenblase. Das tut bestimmt weh. Bei der Menge solltest Du auf jeden Fall eine OP machen, und die Gallenblase entfernen.

6. Mit dem Ergebnis bin ich dann wieder zum Hausarzt, der immer noch meinte, meine beste Lösung sei eine OP. Hier sind sich also alle einig, prima, dann machen wir das. Aber das kann der Hausarzt nicht veranlassen, so eine OP muss von einem Gastrologen angeordnet werden. Zu dem werde ich überwiesen, und nach einer Weile kriege ich einen Termin im August. Weil da aber Sommerferien sind, und in Norwegen niemand in den Sommerferien arbeitet, wird der Termin um einen Monat verschoben. Dreimal.

7. Im November gehe ich also zur Gastrologie, und inzwischen kann ich es auch kaum abwarten, dass das Ding weg kommt, aber nein, es gibt noch keine OP. Der Gastrologe muss die ja erst anordnen, und das kann er erst machen, wenn ich mich dafür entschieden habe, nachdem mir allemeine medizinischen Alternativen erklärt wurden.

8. Dafür muss ich ihm zum ixten Mal meine komplizierte Krankengeschichte der letzten 10 Jahre erzählen, meine Symptome auflisten, und überhaupt: Das steht alles in meiner digitalen Krankenakte, die ja angeblich Bürokratie abbauen und das Gesundheitswesen optimieren soll, warum rede ich mir den Mund fusselig? Der Gastrologe sagt, ich hätte zwei Alternative: Entweder operiert man die Gallenblase komplett raus, was unkompliziert sei, oder ich habe mein Leben lang Schmerzen. Ich entschiede mich weiterhin für Umschlag A, weg mit dem Ding. Jetzt muss er mir nur noch einen Termin für die OP geben, denke ich, aber das macht die Verwaltung, denn da sind ja noch die Anästhesie und eine Menge andere Leute beteiligt, und das ist kompliziert.

9. Es wird 2019, und ich warte immer noch auf einen OP-Termin. Weihnachtsessen habe ich mit viel Vorsicht überlebt, aber trotzdem bin ich 2-3 mal pro Monat um den Schlaf gebracht. Die Anfälle dauern inzwischen länger, bis zu 8 Stunden, und ich habe vom Hausarzt Voltaren gekriegt, wovon ich die doppelte verordnete Dosis nehme, weil es sonst nicht hilft. Ich verpasse viel Arbeit, weil ich nur tagsüber schlafen kann.

10. Ich habe plötzlich 2 Anfälle kurz hintereinander, und mein Voltaren neigt sich dem Ende zu. Ungeduldig rufe ich das Krankenhaus an, wann denn mein Termin kommen soll, und kriege die Antwort, dass da noch nichts passiert sei, die Planung für Q2 machen sie erst zeitnah. Ich frage, ob es nicht vielleicht eher geht, und kriege noch einen Termin für Mitte März! Toll. Aber vorher muss ich noch zu einem Pre-operativen Gespräch, wo mir erklärt wird, welche Verhaltensmaßnahmen für den Tag der OP gelten (fasten, wegen Vollnarkose) und ich mit der Anästhesei über meine Medikamente spreche (stehen die nicht in meiner Akte? Doch, ja, aber ist Vorschrift). Das Meeting kriege ich für Ende Februar in den Kalender, prima.

Tegnehanne: legemidler
Comic stolen from Tegnehanne, without permission.

11. Auf die zwei Anfälle folgen in der selben Woche noch zwei weitere, und es wird mir zu bunt. Ich rufe erneut das Krankenhaus an, und frage, ob sie nicht eine Liste mit Ernstfällen haben, falls ein Patient absagt, dass man da reinrutscht? Ja, die gibt es, aber ohne das Pre-Op Gespräch nützt es nichts, da drauf zu sein, und das habe ich ja noch nicht. Kann ich am Montag kommen dafür? Seltsam, plötzlich geht das schnell. Ja, klar.

12. Montag also zu dem Gespräch gegangen, Krankengeschichte, Allergien und Medizin aufgelistet,zum fünften Mal im Leben erklärt bekommen, wie eine Vollnarkose funktioniert, dass man sich vor der OP ordentlich waschen soll, etc. pp.

13. Dienstag kommt ein Anruf vom Krankenhaus: Ob ich Mittwoch morgen um 7:15 zu einer OP kommen könnte, sie hätten eine plötzliche Absage gekriegt. Plötzlich geht alles schnell, ich sage alle meine Vorhaben für die kommende Woche ab, sorge dafür, dass ich die Unterstützung habe, die ich nach der OP brauche, und packe für einen Tag ohne Übernachtung im Krankenhaus, esse noch was zu Abend, ehe das Fasten für die Narkose beginnt.

14. Mittwoch. Nach noch einer fürchterlichen Nacht (Pizza essen war wohl verkehrt, obwohl es bisher nie Probleme gemacht hat) erscheine ich um 6:30 mit dem ersten Bus am Krankenhaus. Von hier an bin ich in der Hand von Menschen, nicht Bürokraten und einem namenlosen “Krankenwesen”, und alles geht super schnell und professionell von der Bühne, mit sehr netten Krankenpflegern und Ärzten. Nachmittags holt mich A. nach der Arbeit ab, nachdem mir das Krankenhaus noch Medikamente und Pflaster mit Anweisungen auf den Weg gegeben hat. Nicht bücken, keine schweren Sachen heben, beim Essen vorsichtig sein, fettes Essen meiden, über die nächsten 4 Wochen langsam herantasten. Okay.

Ist das Gesundheitswesen Schuld, dass es so lange dauert? Erst einmal habe ich zu lange gewartet, ehe ich mich an meinen Hausarzt gewendet habe, danach habe ich viel Zeit verloren, weil mir nicht immer klar war, dass ich eine Überweisung brauche, oder wer jetzt gerade den Ball in seinem Feld hat – Hausarzt oder Spezialist? Das ist für einen Einwanderer ohne Vorwissen nicht immer einleuchtend. Dann dauert es wahnsinnig lange, Termine zu bekommen, die in der Regel mehrfach verschoben werden, aus “unvorhersehbaren” Gründen wie Urlaub. Und es gibt zu viele vorgeschriebene In-Person Meetings, was diesen Umstand noch einmal verschlimmert. Die sind aus einer Zeit vor der Digitalisierung, da bin ich mir sicher. Die angedachte Vereinfachung des Systems durch den Einzug der Computer hat noch nicht stattgefunden, glaube ich. Oder man traut dem Braten nicht.

Positiv ist für mich immer, dass in Norwegen jeder die Behandlung kriegen kann, die er braucht, egal was er für einen Job hat, ob er privat versichert ist oder nicht. Aber das wird halt auch damit erkauft, dass die Krankenhäuser viel zu tun haben, und man Einsparungen durch die Politik ziemlich direkt bemerkt. Unangenehm finde ich wie gesagt, dass man selber drängeln muss, damit sich was tut, und dass das dann klappt, heißt ja auch, dass man noch schlechter dran ist, wenn man es nicht tut, wie es eigentlich in meiner Natur liegt.

 

Ende gut, alles gut

Ich bin zurück aus dem Krankenhaus. Gestern Nachmittag hat die Gastrologie mich nach sehr gut gelungener Operation nach Hause geschickt, und ich habe die Nacht bei A & L im Gästezimmer verbracht, weil die Ärzte darauf bestanden, dass in der Nacht jemand in der Nähe ist, falls es doch zu Komplikationen kommen sollte. Es lief aber alles prima, ich habe auch fast keine Schmerzen mehr, außer wenn ich meine Bauchmuskeln benutze. Da sind ja vier neue Löcher drin. Ich darf nichts schweres heben (Rufus fällt in die Kategorie “schwer”), kann mich nur schwer bücken, und jemand sollte mal eine Maschine erfinden, die Schuhe zu knotet.

Das Personal im Krankenhaus Tønsberg war ausnahmslos nett, hat alle meine Fragen beantwortet, auch wenn es mal seltsame Sachen waren, wie die Hygieneroutinen für OP Kleidung. Einer meiner ersten Jobs war ja eine Software zur Etikettierung für eine Krankenhausreinigung, ich hatte da also “professionelles” Interesse.

Bis Montag bin ich noch krank geschrieben, und ich schaue mal, wie viel von der Zeit ich vor dem Fernseher verbringen kann, um mein Backlog von Filmen aus 2018 aufzuholen.

Ich mag das nicht

Es gibt Dinge, bei denen ich nur schwer über meinen Schattenspringen kann. Sonderwürstchen bekommen, oder darum bitten, ist mir unangenehm. Andererseits: Mein Gallensteine haben mich jetzt drei Nächste in der selben Woche wach gehalten, und ich verpasse reihenweise Arbeitszeit, weil ich den verlorenen Schlaf ja irgendwann nachholen muss. Und da der OP-Termin erst im März ist, graust es mir vor den nächsten Wochen.

Mein Chef sagte, ich solle halt beim Krankenhaus anrufen, und einen früheren Termin kriegen, so ginge es ja nicht. Offensichtlich bin ich ein Ernstfall. Aber ich gehe halt davon aus, dass die meinen Fall auch so ernst genommen haben, und ihr bestes versucht haben, aber halt, wie sie sagen, vor März keine Zeit haben. Nein, so sei das nicht, und außerdem, es sagt ja immer mal jemand seinen Termin ab, und da könne man dann vielleicht rein rutschen… Ich habe also angerufen, bereit, eine Absage zu kassieren, aber nein: Die Schwester am Telefon hat sich besorgt angehört, wie schlecht es mir ginge, und mich auf eine Liste von eiligen Fällen getan, die man im Falle, das was frei wird, anruft. Es gibt sie also doch, die Abkürzungen und Tricks für die Warteschlange! Enttäuscht bin ich vom System ja nun schon ein wenig, auch wenn diese Trickserei hier einmal für mich arbeiten sollte, denn normalerweise hätte ich da nie angerufen und gebettelt.

Weil die OP aber wie gesagt ohne ein letztes Pre-Op Gespräch nicht passieren kann, haben wir den auch gleich nach vorne gezogen, da gehe ich dann Montag hin. Bis es los geht, muss ich halt sehr vorsichtig essen, um die Galle nicht unnötig zu stimulieren. Gekochte Kartoffeln und Gemüse sind noch erlaubt, Curry inzwischen nicht mehr, bei Kaffee und starken Tee bin ich seit dieser Woche auch vorsichtig. Es ist auch nicht wert, viel zu experimentieren, denn jedes mal wenn ich falsch liege, liege ich 5-8 Stunden mit Schmerzen wach und futtere Voltaren Tabletten in mich hinein. Von denen muss ich mir Montag auch Nachschub bestellen …

Krankenhaustermin

Nachdem ich diese Woche schon den zweiten Gallenstein hatte, und wieder nach einer Nacht voller Schmerzen einen Tag Arbeit ausfallen lassen musste, habe ich beim Krankenhaus angerufen, um zu fragen, wann sie mir denn meinen OP-Termin geben wollten.

Die nette Dame am Telefon schaute in meine Akte, und sagte, es sei zwar viel los (wie immer also), aber im März sei noch etwas frei. Nachdem wir Kollisionen mit meiner Reise nach Finnland vermieden haben, hat sie mir den 15. März zugesichert, meinte dann aber, ich müsste wegen meiner Eigenerklärung noch einmal vorbei kommen, und mit einem Anästhesisten über meine Medikamente sprechen, weil ich da Epilepsie angekreuzt habe. Das hatte ich eigentlich schon beim letzten Besuch mit dem Chirurgen besprochen, aber der ist kein Anästhesist, deshalb war das ungültig, und ich muss Ende Februar noch einmal antanzen, um zum hundertsten Mal jemandem meine Krankengeschichte der letzten Jahre zu erzählen, obwohl das alles viel genauer in meinem Journal steht. Ich nehme an, diese Vorschriften sind aus einer Zeit, als die Digitalisierung noch nicht Einzug genommen hatte.

Sie schickt mir dann noch einen Brief, sagt sie.  So recht glauben mag ich es ja noch nicht, aber ich glaube, die Sache hat nach über einem Jahr dann doch bald ein Ende. Dass ich dafür selber beim Krankenhaus anrufen musste, weil sich sonst nichts getan hätte, bestätigt mal wieder alle meine Vorurteile über die norwegische Effizienz.

Während ich so den Tag über im Bett lag, um den verlorenen Schlaf der letzten Nacht aufzuholen, hat die Baustelle nebenan damit begonnen, die Felsen auf dem Baugrundstück zu sprengen. Alles hat gebebt, und an lange Perioden von Schlaf war nicht zu denken. Immerhin haben sie keine Stahlpfeiler mehr in die Erde getrieben, das ewige Gerüttele ist hoffentlich erst einmal vorbei.

Mümmelmänner

Meine Nachbarn haben zwei Kaninchen, Batman und Muffin. Die sind sehr niedlich, und im Sommer sind die Kinder (4 und 8 Jahre alt) mit denen im Garten herumgesprungen. Gelegentlich sind sie mal entwischt, und bei mir im Garten aufgetaucht, oder auf die Baustelle nebenan verschwunden, ich kam also gelegentlich mit einem der Tiere bei ihnen vorbei. Dabei ist wohl der Eindruck entstanden, dass ich Kaninchen liebe, und ich wurde gefragt, ob ich die beiden nicht in der Zeit zwischen den Jahren füttern könnte, während die Familie zum Skilaufen in den Bergen ist. Klar machte ich das, und im Gegenzug fütterten sie Rufus, während ich zu Weihnachten in Deutschland war.

Die beiden haben einen kleinen zweistöckigen Stall am Gartenschuppen, der geschätzt einen halben Quadratmeter Grundfläche hat. Das ist an sich schon nicht viel, aber die beiden Etagen sind voneinander getrennt, weil die Züchterin ihnen zwei unkastrierte Männchen angedreht hat, ohne zu erwähnen, dass die sich nach ein paar Monaten totbeissen werden. So kam es dann auch, und jetzt lebt jedes Kaninchen einsam und alleine auf einer Etage. 🙁

Im Winter hat so einem Stall natürlich nicht nur zu wenig Platz für die Tiere (Kaninchen brauchen mehr Auslauf als Katzen), sondern auch noch kalt. Ich machte mir also ohnehin schon Sorgen, aber dann bekam ich letzte Woche auch noch eine Textmeldung, in der die Mutter fragte, ob ich die Kaninchen nicht im Winter bei mir haben könnte, denn die Kinder haben kein große Lust, im Winter mit ihnen zu spielen. Ich bin aber kein Heim für ungeliebte Tiere oder verantwortlich für das Ausbügeln von elterlichen Fehlern, und stelle mir auch keinen zu kleinen Stall in den Garten, um mir anzusehen wie die Tiere erfrieren. Und da sie nicht kastriert sind, kann man sie ja auch nicht im Haus leben lassen, wo sie im Winter am besten aufgehoben wären. Also war klar, dass ich das verneinen würde.

Auf der anderen Seite tun mir die beiden aber auch Leid. Wenn das so weiter geht, erfrieren die entweder, oder sie leiden in ein paar Monaten wegen Bewegungsmangels an Osteoporose oder Gicht.