Weihnachten 2018: Reisen

Zum Ende des Jahres habe ich nicht mehr viel im Blog geschrieben. Ich war zur Weihnachtszeit in Deutschland bei meiner Familie, und habe den Computer nur für Netflix angemacht.

Wie üblich habe ich Klagen über das Reisen in Europa. Letztes Jahr bin ich mit dem Zug von NRW bis nach Vestfold gefahren, und das hat so lange gedauert, dass ich dieses Jahr trotz der schlechteren Ökobilanz wieder das Flugzeug gewählt habe. Der Flieger nach Hamburg kam aus London, und wahrscheinlich weil es in Oslo so viel Schnee gab, ist er 30 Minuten zu spät gelandet.

Diesmal hat mir Norwegian mein Kabinengepäck gelassen, aber die letzten Passagiere mussten erst einmal alle wieder aussteigen, weil für ihre Rollkoffer kein Platz mehr war. Wenn man weiß, wie groß das Flugzeug ist, und ohnehin schon zu spät dran, dann sollte man evtl. einen freiwilligen (Gratis-) Cabin-Check machen, ehe man alle Leute mit ihrem Krempel in die Maschine stopft, nur um sie dann wieder raus zu holen. Wir waren also echt spät dran, und ich hatte in Hamburg 48 Minuten eingeplant, um meinen Zug zu bekommen. Die waren futsch, noch ehe wir im Landeanflug waren, denn wir hatten Gegenwind.

Jede Hoffnung, dass ich mit einer etwas späteren S-Bahn doch noch einen hoffentlich verspäteten ICE am Hauptbahnhof kriegen könnte, war dahin, als wir nach der Landung gebeten wurden, uns alle wieder hin zu setzen, damit die Polizei einem Passagier aus dem Flugzeug helfen könne. Danke, junger Mann, und frohe Weihnachten auch. Der ICE war also weg, und ich habe gelernt, dass ein Monate im Voraus gebuchter Sparpreis nur dann etwas spart, wenn man den Zug auch kriegt, für den er gebucht wurde. Wegen der Zugbindung habe ich ein neues Vollpreisticket gebucht, eine Stunde später. Als wenn die Reise nicht eh schon teuer genug war, aber für die Familie tut man’s ja.

Die Rückreise lief dafür genau wie geplant: Ankunft in Tønsberg so spät, dass kein Bus mehr fährt, dafür dann Taxi im Feiertags- und Nachttarif genommen.

Nächstes Mal, wenn es denn eines gibt, nehme ich wieder Bus und Bahn. Und in zehn Jahren haben wir vielleicht einen Tunnel nach Dänemark. Dass es zu meinen Lebzeiten noch einmal eine Direktverbindung mit Hochgeschwindigkeitszügen durch Skandinavien geben wird, darauf wage ich nicht zu hoffen.

 

Woche 50: Tempus Fugit

Am Dienstag war ich beim Zahnarzt, denn mir war ja passend zur Weihnachtszeit ein Stück Backenzahn abgebrochen. Da mein vorheriger Zahnarzt wohl nicht mehr praktiziert, sondern laut Sprechstundenhilfe in die Lehre gegangen ist, habe ich einen neuen bekommen. Der kannte mich nicht, und hat entsprechend erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht, so mit Panorama-Röntgenbild, und von allem einmal die Geschichte aufnehmen. Da hatte ich viel zu erklären, denn mein Panorama ist ja ein kompliziertes Bauwerk aus Implantaten, Brücken, Kronen und Wurzelfüllungen aller möglicher Herkunft. Eigentlich mögen Zahnärzte das nicht gerne sehen, wenn die Patienten Doc-Hopping machen, weil die dann mit unbekannten Dingen aus Osteuropa kommen, aber meine USA Behandlungen hat er gelobt, auch wenn ich mich nicht mehr bei allen erinnern konnte, wann die denn gemacht sind.

Ich mag den neuen Zahnarzt. glaube, so richtig wusste ich, dass ich hier beim richtigen bin, als er auf meine Bemerkung das meine letzte OP von Anfang 2016 nicht zwei, sondern bald drei Jahre her ist, mit “Tempus Fugit” antwortete. Lateiner findet man in Norwegen eigentlich kaum, und ich denke mal, dass er da nicht das Raumschiff von Valerian meinte.

Es zeigte sich dann, dass mir nichts aus einem Zahn gebrochen war, sondern eine Krone auf dem Backenzahn gesplittert ist. Die kann man ersetzen, aber ich hatte ja für Mittwoch das Weihnachtsessen mit der Firma auf dem Kalender, und er hatte auch nicht so viel Zeit mehr vor den Feiertagen, deshalb machen wir das erst im Januar. Es schmerzt ja nicht, und bleibt kein Essen drin stecken, oder so.

Das Weihnachtsessen hat der Zahn prima überstanden, war sehr lecker, besonders die Pilzsuppe, die ich zur Vorspeise hatte, davon hätte ich noch nach nehmen können, ehrlich gesagt.

Donnerstag hatte ich Nasenbluten, kombiniert mit Erkältung, das ist überhaupt keine tolle Kombination. Und der ansonsten wohl erzogene Kater hat zum ersten Mal seit er hier wohnt etwas von einer Anhöhe herunter geschubst, ich hatte meine Lieblingstasse auf der Fensterbank stehen lassen:

Samstag habe ich den Plätzchenteig verbraucht, den ich eigentlich für die Aktion “Bau deine Stadt aus Lebkuchen” bekommen hatte, bei der ich dann aber den Abgabetermin verpasst habe. Vor der Reise nach Deutschland kriege ich die nicht mehr weg, ich hoffe, die halten sich eine Weile.

Woche 49: Wir warten aufs Christkind

Jetzt ist es doch schon bald Weihnachten. Der erste Schnee ist letzte Woche gefallen, und inzwischen auch schon wieder zu Eis auf den Straßen geworden.

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Rufus war nur mäßig begeistert. Ich habe auch noch niemanden gefunden, der sich um ihn kümmert in der Woche, wo ich in Deutschland bin, muss mich mal überwinden und die Nachbarn fragen. Eigentlich wollte ich das dieses Wochenende tun.

Die Weihnachtsdeko von meiner Mama habe ich aufgehängt, dieses Jahr an einem Fenster, an dem ich täglich ein Dutzend Mal vorbei gehe, und mich daran erfreue.

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Was ich dieses Wochenende noch tun wollte: Backen. Die Bibliothek organisiert jedes Jahr eine “Back deine Stadt aus Lebkuchen” Aktion, zu der es gratis Lebkuchenteig gab. Den habe ich mir zwar abgeholt, aber jetzt steht er im Kühlschrank, Abgabetermin für die Bauwerke war schon Freitag früh, das habe ich total verschwitzt. Mal sehen, ein Wochenende kommt ja noch.

Überraschend hat die Firma dann doch noch ein Weihnachtsessen arrangiert, am Mittwoch, und ich habe mal wieder nichts anzuziehen. In meiner Größe finde ich einfach nirgendwo in diesem Land eine Hose, die bei meinen kurzen Beinen über die dicken Radfahrer-Waden passt. Ich war schon drauf und dran, im Internet zu bestellen, aber die Seite auf der ich da war, lieferte nicht nach Norwegen. Ich muss wohl in Deutschland mal schauen, ob es nicht da etwas gibt. Seufz. Manchmal möchte ich einfach nur ganz normal proportioniert sein, oder wenigstens das, was die Bekleidungsindustrie für normal hält. 5 Zentimeter längere Beine würden schon reichen.

Zur allgemeinen Unglücklichkeit kam dann heute noch dazu, dass mir ein Stück vom Backenzahn abgebrochen ist. Vor Zahnärzten fürchte ich mich ja sehr, die sind immer so vorwurfsvoll, wenn man drei Jahre nicht bei ihnen war, dass einem die Lust vergeht, noch einmal wieder zu kommen. Und sie finden immer etwas teures, das gemacht werden muss. Aber jetzt komme ich nicht drum herum, morgen muss da angerufen werden, und hoffentlich klappt das vor Weihnachten noch.

Das Krankenhaus hat sich immer noch nicht gemeldet, weder für eine Neuansetzung meines EKG, noch für die Gallenblasen-OP. In solchen Momenten vermisse ich Kalifornien dann doch.

 

Woche 48: Reisen zu Weihnachten

Ich bereite mich auf Weihnachten vor, denn es ist auch dieses Jahr nicht zu vermeiden, dass ich dafür nach Deutschland reisen muss.

Da stellt sich als erstes die Frage: Wie reisen? Ich muss nach NRW, und die Optionen sind Bahn oder Flugzeug, denn die Fähre ist inzwischen viel teurer als sie es vor Jahren war, und da muss man immer noch viel Bahn fahren, entweder von Dänemark aus oder von Kiel. Außerdem dauert es unheimlich lange, Oslo-Kiel in 17 Stunden, und ist entweder total langweilig oder eine Sauftour voller “fröhlicher” Menschen.

Das Experiment mit der Bahn habe ich letztes Jahr zum ersten Mal gemacht. Der Zug ist ja ökologisch viel besser als der Flieger, und ich fahre auch gerne im Zug. Das Problem sind eher die äußeren Umstände: Es hat von Tür zu Tür volle 27 Stunden gedauert, weil es keine Schnellzüge gibt, sondern nur Intercity (oder bessere Regionalbahnen). Besonders durch Dänemark war es schlimm. In einem kleinen Kaff an der See habe ich vier Stunden auf einem zugigen Bahnhof gesessen, ohne eine vernünftige Sitzgelegenheit oder eine Steckdose für meinen Laptop mit der kaputten Batterie. Der Hauptbahnhof von Kopenhagen ist größer, aber nicht weniger zugig, und um 4 Uhr nachts hat dort nur der McDonalds offen. Viel schlimmer aber, auf Klo gehen kann man auch nicht, wenn man kein dänisches Kleingeld hat. Ich habe also meinen Reiseplan geändert, bin zum Flughafen weiter gefahren, statt am Bahnhof auf meinen Anschluss zu warten, und habe dort im Burger King gegessen, das Klo benutzt, und ein paar Stunden gewartet bis mein Anschlusszug vom Hauptbahnhof dort vorbei fuhr. In Stockholm war es dann wenigstens schon wieder hell, und ich konnte in einem Kaffee sitzen, während ich meinen Zugwechsel zu NSB wartete, aber insgesamt habe ich von den 27 Stunden etwa 15 Stunden nicht in einem Zug gesessen, sondern mich kalter Zugluft und Rauchern ausgesetzt. Zug scheidet also aus, auch wenn ich inzwischen weiß, wie man die Reisezeit um ein paar Stunden drücken könnte.

Meine Familie ist im Sommer mit dem Flieger von Hamburg nach Sandefjord gekommen.Das ist der Lokalflughafen für mich, und wäre prima, weil man da gut Anschlüsse nach Hause bekommt, aber die Fluggesellschaft dort ist Ryanair, und die sind nicht nur moralisch zweifelhaft, sondern haben die Linie nach Hamburg zeitweilig wieder eingestellt, wahrscheinlich weil ihnen das Personal zu viel streikt. Es fliegt derzeit niemand von Sandefjord auch nur irgendwo nach Deutschland. Polen oder Ungarn, kein Problem, die ganzen Handwerker wollen wohl über die Feiertage auch bei ihren Familien sein. Aber ich? Oslo ginge noch.

Der Flughafen in Oslo ist 2 Stunden Bahnfahrt von meinem Haus entfernt, und die beste Fluglinie von dort ist Norwegian. Deren Preise sind noch anständig und der Service ist eher wie bei einer großen Airline. Keine Abzocke wie bei Ryanair jedenfalls. Aber nach Deutschland fliegen ist auch dort schwierig, und Ende November ist es schon ziemlich spät. Option eins: Düsseldorf, mit Zwischenstopp in Malaga (!!), 9 Stunden Reisezeit. Option zwei: Berlin, zum dreifachen Preis eines normalen Fluges, wegen Weihnachten. Option drei: Hamburg, normaler Preis, Direktflug, aber nur am 19.12. oder eine Woche später, und Rückflüge kosten auch schon das dreifache.

Ich habe mich also am Ende für Hamburg entschieden, und den Rückflug ab Schönefeld gebucht. Dazu kommen noch Bahnreisen, die die Reisezeit dominieren, und gemeinsam noch einmal so viel kosten wie die Flüge. Nicht zu schweigen von dem norwegischen Taxi, dass ich am Ende nehmen muss, weil zur Zeit meiner Rückkehr die Busse schon den Betrieb eingestellt haben (lange Bahnfahrt vom Flughafen), das sind noch einmal fast 300 Kronen. Meine Familie weiß hoffentlich, was sie mir wert sind.

Woche 47: Career-Ending Mistakes

Letzte Woche war Black Friday, was ich ja für den dümmsten der erfundenen Feiertage halte, noch mehr als Valentinstag. Überhaupt könnte man mal aufhören, von Feiertage zu sprechen, wenn man da arbeiten muss.

Weil die Norweger kein Thanksgiving haben, ist Black Friday auch nicht wie in den USA der erste Tag der Weihnachtsangebote, sondern nur eine weitere Ausrede, um eine Woche voller Sonderangebote zu annoncieren. Denn damit es sich lohnt, wird das ganze gleich auf die ganze Woche ausgedehnt.

Trotzdem ist der Freitag natürlich ein wichtiger Tag auch im E-Commerce, und der wichtigste Tag für unsere Kunden auf der Arbeit, die im Vorfeld ihre Emil-Kampagnen losgetreten haben, ihre Preise geändert, und einen Ansturm von Käufern erwarten. Das kann man an der Auslastung unserer Server sehen, weshalb wir im Vorfeld ordentlich aufräumen, damit das wie am Schnürchen läuft. Und bei einer solchen Aufräumaktion habe ich dieses Jahr fast meine Karriere beendet, und die Firma gleich mit: Ein Skript, das auf einem Server fünf Seiten von ehemaligen Kunden löschen sollte, meldete “386 Seiten gelöscht”, und mir ging der Arsch gehörig auf Grundeis. Die sofort entstehende Panik stellte sich allerdings schnell als unbegründet heraus: Erstens wir haben viel mehr als 386 Kunden, das waren also auf keinen Fall alle, zweitens war das Skript nach 5 Minuten fertig, und man hätte eh nichts mehr tun können, und dritten hätten wir immer noch Backups gehabt. Viertens hat das Skript außerdem genau das gemacht, was es sollte, nur halt auf allen unseren Servern gleichzeitig, statt nur auf dem einen, auf den ich gezielt hatte – wir hatten eine Menge ehemalige Webseiten, die mal weg mussten. Aber mein Herz hat sich trotzdem nicht mehr so schnell eingekriegt, oh weia. Das hätte ein echt schwarzer Tag werden können.

Woche 46: Schmerz lass nach

Meine Gallensteine haben sich in der vergangenen Woche mal so richtig ausgetobt. Vier Anfälle in einer Woche ist Rekord, und letzte Nacht war der schlimmste Fall seit je.

Ein normaler Ablauf sieht so aus, dass ich irgendwas falsches gegessen habe, und Abends zum schlafen gehen merke, dass ich schmerzen im Bereich des oberen Bauchs habe. Dann nehme ich 50 mg Voltaren, mache mir eine Wärmflasche, und nach maximal zwei Stunden schlafe ich trotz Schmerzen ein,  wonach ich dann morgens zwar schmerzfrei bin, aber auch total übermüdet. An dieser Stelle bin ich dann dankbar für meinen Job, wo ich keine Krankmeldung brauche, um den Wcker abzustellen und durchzuschlafen, bis ich wieder brauchbar bin. Entsprechend wenig habe ich diese Woche auf der Arbeit geschafft.

Gestern war anders: Die Schmerzen waren viel stärker, das Voltaren ist zusammen mit meinem kompletten Mageninhalt nicht unten geblieben, und mein Nest aus Wärmflaschen brachte keine Linderung. Im Gegenteil, zu den Magenschmerzen gesellten sich auch noch Rückenschmerzen. Nachdem da drei Stunden ohne Änderung nicht besser wurde, habe ich in der Notaufnahme (Legevakten) angerufen, ob die nicht etwas für mich machen können. Der Arzt hat zurückgerufen, und gesagt, ich soll mal noch 2 Tabletten nehmen, und eine halbe Stunde warten, und wenn es davon nicht besser wird, kommen. Habe ich gemacht, und dann zur Ablenkung mein Buch* gelesen. Nach einer halben Stunde war es in der Tat besser, diesmal habe ich die Tabletten aber auch nicht wieder ausgekotzt. Das Buch war dann aber so spannend, und ich so aufgedreht von allem, dass ich es noch zu Ende gelesen habe, und nach insgesamt 5 Stunden habe ich dann prima geschlafen, bis kurz später der Wecker ging.

Eigentlich ist ja seit langem entschieden, dass die Gallenblase raus muss. Ich warte nur noch darauf, dass das Krankenhaus mir einen Termin nennt. Und wie alles im norwegischen Gesundheitswesen zieht sich das hin. Ich sage mal voraus, dass die mir evtl. noch dieses Jahr einen Brief schicken werden, in dem sie mich zu einem OP-Termin im Frühjahr einladen, der dann wegen “unvorhergesehener Umstände” wie Ostern und Sommerferien mehrfach verschoben wird, und ich dann in der zweiten Hälfte von 2019 unter das Messer komme.

Bis dahin werde ich es aushalten müssen, denn mein Arbeitsgeber hat keine Zusatzversicherung für seine Angestellten **, die es erlaubt, eine private Behandlung zu machen, oder in der Warteschlange nach vorne zu kommen. ***

An manchen Tagen wünsche ich mir mein amerikanisches Gesundheits-Paket zurück. Da hätte man mir statt Voltaren gleich Vicodin gegeben, aber bei Opiaten sind die Norweger halt extrem zimperlich.


* “To Say Nothing Of The Dog”

** Ja, auch im sozialistischen Wunderland Norwegen gibt es inzwischen ein Zwei-Klassen Gesundheitssystem.

*** Wir haben hier ein eigenes Wort für diese Wartezeit, “helsekø”, und das ist bei Arbeiterpartei und Linken ein Wahlkampfthema, dass die verkürzt werden muss. Die wählt nur leider niemand mehr.

 

Woche 44: Pendeln

Das schönste an meinem Arbeitsplatz ist ja eigentlich, dass wir so viel von daheim arbeiten, und ich nicht jeden Tag in ein Büro pendeln muss. Diese Woche war anders, weil unser Chef für eine Familienfeier aus Amsterdam gekommen ist, und das mit drei Tagen im Büro verbunden hat, wo man mal persönliche Gespräche führen kann. Gelegentlich ist das ja hilfreich. Da er aber erst Mittwoch kam, konnte ich Montag und Dienstag wie üblich daheim bleiben, was auch gut war, denn das Wetter hat sich von seiner schlechtesten Seite präsentiert, es war kalt und verregnet. Geschneit hat es noch nicht, obwohl am Wochenende in Oslo schon Schnee gesichtet worden war.

Ich war wegen der Zeitumstellung, Schlafproblemen und dem anstrengenden Geburtstagswochenende auch hundemüde, und habe nur das notwendigste geschafft. Dienstag war ich so durch den Wind, dass ich meine Tabletten am Morgen doppelt genommen habe: Bin um 6 Uhr wach gewesen, ins Bad gegangen, und nach einem Schluck Wasser wieder ins Bett gefallen, und als ich um 9 Uhr das zweite Mal aus dem Bad kam, war in der Pillendose für den Tag plötzlich nichts mehr drin für den Abend. Vorsicht!

Mittwoch und Freitag waren im Büro, und Donnerstag haben wir ein Fotostudio in Oslo gemietet um Portraits von allen Mitarbeitern zu machen. Oslo ist ein ganzes Stück von hier aus, aber sogar der schwedische Mitarbeiter war da, und es wurde sehr nett, mit leckerem Abendessen bei Fjord, wo es Fisch gibt, in so kleinen französischen Portionen, in sechs Gängen mit viel Geschmack und leckerem Wein dazu. So schön war ich lange schon nicht mehr essen, dafür hat sich die Reise echt gelohnt.

Zu den Photos: Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich bei Porträts drauf achten muss, welche Socken ich anziehe, aber es sind dann doch eine Menge andere Bilder gemacht worden, und wir haben alle gut über meine warmen Ringel-Wollsocken gelacht, die meine Mutter mir gestrickt hat. Ob die allerdings auf unsere Webseite kommen, weiß ich nicht. Ich hoffe mal schwer, wir benutzen einfach wieder die Porträts.

Halloween war am Donnerstag noch, ich war rechtzeitig zu Hause, um die mehr oder weniger verkleideten Kinder der Nachbarschaft zu beschenken. Ich teile ja jedes Jahr große Schokoriegel aus, das kenne ich so aus Kalifornien, dass man sich damit beliebt macht, aber anscheinend gibt es selbst dagegen jetzt einen Backlash? Wie man’s macht, macht man’s halt verkehrt. Letztes Jahr habe ich zu viele gehabt, besonders weil es so sehr geregnet hatte, und nach einem Blick auf unser Wetter am Anfang der Woche hatte ich vorsichtig geplant. Es war dann aber nicht verregnet, und offenbar sind eine Menge 5 bis 8-jährige zugezogen im letzten Jahr, so dass es am Ende dann doch nicht ganz gereicht hat. Vielleicht kaufe ich nächstes Jahr doch einfach noch eine Tüte mit Fun-Size Riegelndazu, wenn ich einen Laden finde, wo man die kriegt. Norwegische Süßigkeiten gibt es bei mir an der Tür jedenfalls nicht, die sind alle eklig, und wenn davon etwas übrig bleibt, müsste ich die ja dann essen. Brrr.

Woche 43: Geburtstagswoche

Diese Woche hatte ich Geburtstag. Eigentlich feiere ich das ja nicht mehr, aber diese Jahr habe ich noch kaum Freunde zu Besuch gehabt, da dachte ich, die Gelegenheit greife ich beim Schopf. Vor einem Monat etwa habe ich also alle norwegischen Freunde eingeladen, aber weil die meisten in Oslo wohnen, und viele kein Auto haben, habe ich fast nicht damit gerechnet, das jemand kommt.

Wir waren am Ende zu fünft, und es war sehr nett. Wir haben wie in alten Zeiten Bluff gespielt, und ein wenig Overcooked, was außer mir niemand kannte, weshalb das sehr chaotisch wurde. Ich liebe dieses Spiel! Ich habe morgens vor der Party noch einen Apfelkuchen gezaubert, den wir mit Vanilleeis gegessen haben, und abends gab es ein Linsengericht (und das übliche “wie, kein Fleisch?”).

Statt wie früher am nächsten Tag hinter jedem Sofa noch eine Pfandflasche zu finden, habe ich diesmal nur die Spülmaschine mit allen meinen kleinen Schüsseln voll gestapelt. Mit dem Alter essen wir wohl alle mehr, und trinken gemäßigter. Schön, dass es wohl allen geschmeckt hat.

Ansonsten diese Woche: Termin für ein EEG am Mittwoch gehabt, um zu bewerten, ob ich meine Medizin weiter nehmen muss. Das Krankenhaus hat mich auf dem Hinweg zu erreichen versucht, aber weil die Person am anderen Ende nur gestammelt hat, und ich die Nummer eh nicht kannte, kam es zu keinem Gespräch. In der Klinik angekommen wurde mir dann erklärt, dass die EEG Abteilung wegen Krankheit geschlossen sei, mein Gespräch mit dem Neurologen eine Stunde später aber doch stattfinden würde. Ich war zum Glück auf Wartezeiten vorbereitet, und habe die Stunde über im Wartezimmer gearbeitet. Pro Tipp: Das Krankenhaus-WLAN ist nicht für größere Software-Updates dimensioniert, die macht man lieber daheim. Da es keine EEG-Resultate zu besprechen gab, war das Gespräch mit dem Neurologen dann nicht sonderlich ergiebig. Es war ein neuer, der mich von meinem vorherigen Arzt übernommen hatte, und so konnten wir wenigstens ein wenig das beliebte Kennenlernspiel machen, wo er mir erzählt, was er aus meinem Journal über mich weiß, und ich das dann korrigiere.

Heute habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Zeitumstellung verpasst. Das liegt an genau zwei Uhren in meinem Haus: Die Uhr am Herd, die man manuell umstellen muss, und mein Wecker am Bett. Das ist eigentlich ein Funkwecker, aber den habe ich in Deutschland gekauft, und er sucht jetzt seit zwanzig Jahren vergeblich nach einem Signal aus Frankfurt. Es gibt einen Trick, wie man ihn manuell einstellen kann, aber dafür muss man natürlich am Abend vor der Zeitumstellung dran denken, und sich erinnern, wie der Trick funktioniert. Die Anleitung habe ich nämlich in den Neunzigern mal in einem Hotel in Brasilien liegen gelassen.

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Woche 42: Empörung über Veganer?

Mit unnötiger Empörung über Dinge, die der Aufregung nicht wert sind, kann ich ja nicht so. Gestern bin ich wieder auf eine Prüfung gestellt worden.

Es war, wie jeden zweiten Samstag, Programmieren lernen für Kinder in der Bibliothek. Diesmal waren wir drei Erwachsene Instrukteure, weil Connie es geschafft hat. Connie kann anstrengend sein, nicht nur wenn sie von den Strapazen ihres Bürojobs erzählt, sondern vor allem, weil sie in Leerzeiten, wo gerade kein Kind eine Frage beantwortet haben will, auf ihrem Handy durch die norwegischen Tabloide blättert, und sich dann lautstark über das eine oder andere mokiert. Gestern waren das zuerst Menschen, die ein Nudelsieb als religiöse Kopfbedeckung tragen*, und danach Veganer. Laut ihrem Handy meinte der Präsident der Veganerpartei** wohl, Fleisch essen sei so schlimm wie Kinder vergewaltigen. Wieso regt man sich über so etwas auf? Dass es immer wieder Menschen gibt, die auf der Suche nach Aufmerksamkeit geschmacklos übertreiben (in den USA ist das z.B. PETA), sollte doch langsam bekannt sein? Man schenkt denen einfach keine Aufmerksamkeit, weshalb ich z.B. solche Schmierblätter vermeide. Es half der Sache auch nicht, dass wir nur den reißerischen Titel des Artikels lesen konnten, weil man für den Rest bei norwegischen Zeitungen immer erst ein Jahresabonnement abschließen muss. Das hat Connie aber nicht davon abgehalten, über “diese Veganer” zu fluchen. Als beinahe lebenslanger Vegetarier und mehrjähriger Veganer kann ich ja überhaupt nicht gut ab. Es gibt halt ein paar schlimme, die machen den Ruf kaputt, so wie es Autofahrer gibt, die im Radweg parken, weshalb ich aber auch nicht gleich über “die Autofahrer” im Allgemeinen fluche.

Veganer tun nun wirklich niemandem etwas (außer möglicherweise geschmacklose Vergleiche zu ziehen), wenn man sich über etwas empören will, gibt es schlimmeres auf der Welt.

Ich würde mir natürlich auch wünschen, dass weniger Vegetarier ihre Diät als eine Heilsbotschaft ansehen, weil ich durch sie per Assoziation in Erklärungsnöte komme, so wie ich mir wünsche, dass Radfahrer mit Licht fahren, und nicht bei Rot über die Ampel.

Ansonsten war es sehr ruhig gestern, nicht viele Kinder gekommen, und viele davon mit Eltern, was ich schön finde, denn dann gucken die nicht die ganze Zeit auf unseren Rechnern Youtube-Videos oder spielen Sachen, die ihnen daheim nicht erlaubt sind. Zwei Jungs hatten wir aber auch, die sich direkt jeder einen Laptop gekrallt und ins Betreuer-Sofa geschmissen haben, um dann (immerhin mit Kopfhörer) Overwatch- und Beta Saber Videos zu gucken, und sich dabei gegenseitig aufzuziehen. Das ist nicht der Sinn unserere Aktion, dafür stehe ich Samstags nicht so früh auf.

Vielleicht war ich auch nur knurrig, weil ich gerade erst zwei Nächte kaum geschlafen hatte, gegen Ende der Woche hatte sich nämlich mal wieder ein Gallenstein auf den Weg gemacht. Scharfe Bohnen in Tacos sind also bis auf weiteres auch vom Speiseplan verbannt.

Vogel der Woche: Ein Kormoran, der sich auf den Steg vorm Haus gesetzt hat, und toll zu sehen war, wie er seine Flügel ausgebreitet hatte, um sie zu trocknen.


* Ja, es gibt immer noch Menschen, die das fliegende Spaghettimonster nicht kennen. Genug, als das man 2018 noch für die einen Artikel darüber in einer Zeitung schreiben kann. Und wenn man dann humorbefreit oder streng protestantisch ist, kann man das schrecklich finden.

** Mir war nicht klar, dass es eine Veganerpartei gibt, das war der Teil an der Geschichte, den ich am spannendsten gefunden hätte. Spätere Nachforschung hat dann ergeben, dass die aus Dänemark sind, und nichts zu sagen haben.

Woche 41: Herbst

Diese Woche war ich viel im Garten, während der Mittagspausen und sonst, wenn es noch hell war. Ich habe die letzten Äpfel geerntet, und für den Winter im Schuppen gelagert. Das letzte Fallobst ist wieder zu einem leckeren Kuchen verarbeitet worden, und mein Wohnzimmer sieht fast wieder normal aus.

Pappstiegen mit gelagerten Äpfeln
Nachdem mir die Kartons ausgingen, habe ich die Äpfel in Papiertüten gelagert, ist ein Experiment.

Außerdem werden bald Gartenabfälle abgeholt, da ist es an der Zeit, das ganze Totholz aus den Büschen und Bäumen zu schneiden, und mit dem Heckenschnitt vom Sommer in die großen Papiersäcke zu stecken. Das ist schön beruhigende Arbeit, die kann ich gerne mitten im Arbeitstag mal eine halbe Stunde lang machen.

Am Mittwoch war ich im Büro, denn ich kann ja nicht nur noch von daheim arbeiten. Mein Kollege H ist aus dem Urlaub zurück, so dass ich nicht alleine da war. Außerdem hat das Büro neue Nachbarn. Wir hatten vorher doppelt so viel Platz, wie wir selbst bei voller Anwesenheit nutzen könnten, und jetzt hat der Vermieter uns die Miete gesenkt, dafür dass in die Hälfte der Räume eine andere Firma einzieht. Die haben dabei leider unsere Küche gekriegt, und in unserem Teil soll eine neue gebaut werden, weshalb momentan alles Kraut und Rüben ist. Das Netzwerk auch, denn die neuen Mieter kriegen ihr Internet jetzt von uns. Aber mit ein paar Handgriffen hatte ich innerhalb einer Stunde wieder WLAN und Kaffee, auch wenn ich gewarnt wurde, auf keinen Fall Mikrowelle und Kaffeekocher gleichzeitig zu benutzen, falls die Sicherungen das evtl. nicht aushalten, denn die Frau mit dem Schlüssel zum Sicherungskasten sei noch eine Woche im Urlaub. Wir haben vorsichtig gekocht, und es ohne Stromausfall durch den Tag geschafft.

Freitag Abend war ich bei einem Vortrag über archäologische Aktivitäten der letzten Jahre in Tønsberg, das war ganz interessant, obwohl der Redner mehr eine Auflistung von Projekten gemacht hat, und mir eine Einordnung in ein größeres Bild gefehlt hat.

Ansonsten habe ich mich diese Woche mal wieder über Bewerbungsportale geärgert. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mal meinen Marktwert zu prüfen, indem ich zu ein oder zwei Jobinterviews gehe, weil ich auch gerade etwas passendes auf dem Job-Radar gefunden hatte, aber alle Firmen hier stellen ihre Mitarbeiter über Personalfirmen ein, die erwarten, dass man seinen kompletten Lebenslauf noch einmal in ihre eigenen Formulare tippt, und das nervt total. Außerdem wird man dann anschließend ständig mit unpassenden Angeboten zugemüllt, weil die den Unterschied zwischen Java und Javascript nicht verstehen, und nicht einsehen, dass ich nur an dem einen Job interessiert war, auf den ich mich beworben habe. Aus so einer Datenbank kommt man nie wieder raus (obwohl hier ja GDPR und das Recht auf Vergessen ziehen sollten).

So richtig sicher bin ich mir auch nicht, ob ich überhaupt einen anderen Job will. Das ist sehr von der Stimmung abhängig. Einerseits glaube ich, dass ich mehr wert bin als ich bekomme, und mein Chef ist an Gesprächen über eine Gehaltsangleichung nicht interessiert. Andererseits ist der Job sehr bequem – ich arbeite 80% der Zeit von daheim, in einem Gebiet, wo ich mich auskenne und wohl fühle. Aber ich hätte auch gerne mehr Kollegen, mit denen ich mich austauschen könnte, von denen ich etwas lerne, und überhaupt fühlt es sich nach Stillstand an, was ich hier treibe. Und ob die Firma noch bis zu meiner Pensionierung existiert, oder ich mit über 50 plötzlich wieder auf Jobsuche bin, kann ich auch nur schwer beurteilen. Ich schwanke ständig zwischen Komfort und Sicherheitsbedürfnis, und je nach Laune ist es das eine oder andere was mir Sorgen macht. Montag werde ich mal versuchen, den Chef zur Rede zu stellen, was denn nun mit dem versprochenen neuen Kollegen ist. Über mein Gehalt zu reden ist mir unangenehm, aber “ich habe da ein Angebot von anderswo” ist auch immer fies.