Woche 42: Empörung über Veganer?

Mit unnötiger Empörung über Dinge, die der Aufregung nicht wert sind, kann ich ja nicht so. Gestern bin ich wieder auf eine Prüfung gestellt worden.

Es war, wie jeden zweiten Samstag, Programmieren lernen für Kinder in der Bibliothek. Diesmal waren wir drei Erwachsene Instrukteure, weil Connie es geschafft hat. Connie kann anstrengend sein, nicht nur wenn sie von den Strapazen ihres Bürojobs erzählt, sondern vor allem, weil sie in Leerzeiten, wo gerade kein Kind eine Frage beantwortet haben will, auf ihrem Handy durch die norwegischen Tabloide blättert, und sich dann lautstark über das eine oder andere mokiert. Gestern waren das zuerst Menschen, die ein Nudelsieb als religiöse Kopfbedeckung tragen*, und danach Veganer. Laut ihrem Handy meinte der Präsident der Veganerpartei** wohl, Fleisch essen sei so schlimm wie Kinder vergewaltigen. Wieso regt man sich über so etwas auf? Dass es immer wieder Menschen gibt, die auf der Suche nach Aufmerksamkeit geschmacklos übertreiben (in den USA ist das z.B. PETA), sollte doch langsam bekannt sein? Man schenkt denen einfach keine Aufmerksamkeit, weshalb ich z.B. solche Schmierblätter vermeide. Es half der Sache auch nicht, dass wir nur den reißerischen Titel des Artikels lesen konnten, weil man für den Rest bei norwegischen Zeitungen immer erst ein Jahresabonnement abschließen muss. Das hat Connie aber nicht davon abgehalten, über “diese Veganer” zu fluchen. Als beinahe lebenslanger Vegetarier und mehrjähriger Veganer kann ich ja überhaupt nicht gut ab. Es gibt halt ein paar schlimme, die machen den Ruf kaputt, so wie es Autofahrer gibt, die im Radweg parken, weshalb ich aber auch nicht gleich über “die Autofahrer” im Allgemeinen fluche.

Veganer tun nun wirklich niemandem etwas (außer möglicherweise geschmacklose Vergleiche zu ziehen), wenn man sich über etwas empören will, gibt es schlimmeres auf der Welt.

Ich würde mir natürlich auch wünschen, dass weniger Vegetarier ihre Diät als eine Heilsbotschaft ansehen, weil ich durch sie per Assoziation in Erklärungsnöte komme, so wie ich mir wünsche, dass Radfahrer mit Licht fahren, und nicht bei Rot über die Ampel.

Ansonsten war es sehr ruhig gestern, nicht viele Kinder gekommen, und viele davon mit Eltern, was ich schön finde, denn dann gucken die nicht die ganze Zeit auf unseren Rechnern Youtube-Videos oder spielen Sachen, die ihnen daheim nicht erlaubt sind. Zwei Jungs hatten wir aber auch, die sich direkt jeder einen Laptop gekrallt und ins Betreuer-Sofa geschmissen haben, um dann (immerhin mit Kopfhörer) Overwatch- und Beta Saber Videos zu gucken, und sich dabei gegenseitig aufzuziehen. Das ist nicht der Sinn unserere Aktion, dafür stehe ich Samstags nicht so früh auf.

Vielleicht war ich auch nur knurrig, weil ich gerade erst zwei Nächte kaum geschlafen hatte, gegen Ende der Woche hatte sich nämlich mal wieder ein Gallenstein auf den Weg gemacht. Scharfe Bohnen in Tacos sind also bis auf weiteres auch vom Speiseplan verbannt.

Vogel der Woche: Ein Kormoran, der sich auf den Steg vorm Haus gesetzt hat, und toll zu sehen war, wie er seine Flügel ausgebreitet hatte, um sie zu trocknen.


* Ja, es gibt immer noch Menschen, die das fliegende Spaghettimonster nicht kennen. Genug, als das man 2018 noch für die einen Artikel darüber in einer Zeitung schreiben kann. Und wenn man dann humorbefreit oder streng protestantisch ist, kann man das schrecklich finden.

** Mir war nicht klar, dass es eine Veganerpartei gibt, das war der Teil an der Geschichte, den ich am spannendsten gefunden hätte. Spätere Nachforschung hat dann ergeben, dass die aus Dänemark sind, und nichts zu sagen haben.

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