Woche 40: Gift und Galle

Seit Weihnachten plane ich jetzt, etwas gegen meine Gallensteine zu unternehmen. Ich habe an manchen Tagen höllische Schmerzen nach dem Essen, die zu 24 Stunden totaler Untauglichkeit führen, das muss aufhören. Anfangs wusste ich nicht, woran es liegt, hatte aber dank Google halt schon eine gute Ahnung. Ich bin also zum Hausarzt, der sofort die selbe Ahnung hegte, und mich an einen Spezialisten überwiesen hat, um eine Ultraschall Untersuchung zu machen. Nachdem eine Weile ins Land geht, bekommt man dann hier in Norwegen einen Brief mit dem Termin, der in der Regel ein paar Wochen bis Monate in der Zukunft liegt, und irgendwann im April oder Mai hat der Ultraschall Experte mir Bilder von einem ganzen Rudel Gallensteine gezeigt, die nur darauf warten, sich mit dem nächsten fettigeren Essen in meinen Darm zu stürzen. Er hat mir dann zu einer OP geraten, bei der die Gallenblase entfernt wird, etwas anderes sei da nicht zu machen, und die Gallenblase ist auch eher unnötig, kann also weg. Die OP müsse aber von meinem Hausarzt beantragt werden.

Mit dem Ergebnis bin ich also wieder zum Hausarzt, der mir auch zu einer OP riet, und die dann auch beantragen wollte. Die erneute Überweisung, diesmal zum Krankenhaus das die OP durchführen soll, ist im Juni ausgestellt worden, und im Juli bekam ich einen Brief mit Einladung, das ich Ende August doch kommen sollte.

Im August sind in Norwegen natürlich Ferien, das hätte auch den Planern beim Krankenhaus klar sein sollen, deshalb bekam ich dann Mitte August einen Brief in dem stand das “unvorhersehbare Gründe” zu einer Verlegung meines Termins auf Mitte November geführt hätten. Das passierte dann im November noch ein zweites Mal, obwohl gar keine Ferien mehr warne, aber am 3. Oktober hat es geklappt.

Auch wenn man mir mehrfach zugesichert hatte, dass so eine OP eine einfache Angelegenheit ist, und ich höchstwahrscheinlich noch am selben Tag wieder entlassen würde, habe ich für eine Übernachtung gepackt, und mir riesigen Stress gemacht. Dann die Ernüchterung: Ich komme ins Krankenhaus, und ein freundlicher junger Arzt bittet mich in sein Zimmer für eine Konsultation. Das ich mit der Hoffnung zu ihm kam, heute eine OP zu haben, hat ihn verwundert. Es müsse doch erst eine Konsultation stattfinden, und überhaupt, da wäre noch ein Packen Formulare auszufüllen. Das wäre bei jeder OP so.

Ich erzählte dem staunenden Arzt dann, dass sich das mit meiner Erfahrung aus anderen norwegischen Krankenhäusern überhaupt nicht deckt. Bei meiner Hirntumor-OP bin ich direkt in die Chirurgie eingeladen worden, wo es sofort zur Sache ging, und überhaupt, mein Hausarzt hat ja mit mir schon über die Risiken gesprochen, und alles was auf diesem Formular auszufüllen wäre (Medikamente, Allergien, frühere OPs), steht ja in meiner Patientenakte drin. Ja, das wäre wohl richtig so, aber es ist halt Vorschrift, dass der Patient von einem Experten beraten wird, und in diesem Krankenhaus macht man keine OP ohne Formular.

Ich habe mir also noch einmal die Risiken angehört, bestätigt, dass ich die OP immer noch möchte, und das Formular ausgefüllt. Aber warum konnte man mir so ein Formular nicht vorab in der Post schicken? Und warum steht in diesen Briefen nur, wann und wo ich einen Termin habe, aber nicht, wozu der Termin ist?

Ich war dann doch etwas enttäuscht, dass ich immer noch nicht durch bin mit der Prozedur. Bei der Geschwindigkeit, die das Gesundheitswesen hier an den Tag legt, bekomme ich die Einladung zum echten OP-Termin vielleicht noch gerade vor Weihnachten, und mit Glück ist die Gallenblase dann nächstes Jahr irgendwann draußen.

Zu Hause wieder angekommen fand ich im Briefkasten Post vom Krankenhaus: Mein Termin für das EEG am Montag kann aus Gründen (ich schätze mal, Herbstferien) leider nicht eingehalten werden, und ist auf nächsten Monat verlegt…

So viel mal zu dem tollen Gesundheitswesen in Norwegen. Immerhin hat die Sache nichts gekostet, denn ich habe neulich das jährliche Limit von 2500 Kronen (ca. 150 Euro) für Eigenanteile für Arztbesuche und rezeptpflichtige Medizin überschritten, da ist der Rest des Jahres umsonst. Wäre schön, wenn da auch noch die OP mit rein fallen könnte, aber so lang ist das Jahr wohl nicht mehr.

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